Autor Thema: joHs kleines PE- und Löttutorial inkl. Baubericht  (Gelesen 18848 mal)

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joHs kleines PE- und Löttutorial inkl. Baubericht
« am: 08. Oktober 2009, 23:30 »
joHs kleines PE- und Löttutorial (inkl. Baubericht)

1. Einleitung

Guten Tag zusammen,

da mich schon zahlreiche Modellbauer gefragt haben, wie ich Ätzteile verarbeite und verlöte, habe ich dies zum Anlass genommen, einen kleinen Leitfaden zu erstellen. Da ich zur Zeit sowieso nicht an meinem - Elefant - weiterarbeiten kann und ich meinem Credo treu bleibe, kein zweites Modell nebenher anzufangen, nahm ich mir einen leichten ABER-Satz zur Brust, um nicht völlig einzurosten.
Obwohl hier sehr viele Bilder zum Thema Löten enthalten sind, weise ich nochmal auf meine beiden Löt-Threads hin, wo das Thema noch etwas erschöpfender behandelt wird ( Nr. 1 und Nr. 2 ). Fragen beantworte ich natürlich auch weiterhin gerne, aber vielleicht werden etwaige Fragen bereits in diesen beiden Threads geklärt. Achja, inzwischen löte ich nur noch nach Methode zwei. Damit komme ich wesentlich besser klar und die Verbindungen werden noch besser.

Sicherheitshinweis: Bei PE- und Lötarbeiten ist Vorsicht geboten! Die Kanten sind scharf, der Lötkolben heiß und viele Werkzeug spitz und / oder schwer! Ich übernehme keine Verantwortung für Schnittwunden, Verbrennungen oder verlötete Finger.

2. Materialien

Hier folgt nun eine kleine Aufstellung von Materialien und Werkzeugen, die sich über Jahre angesammelt haben und beim Bau Verwendung fanden.


1) Lötkolben (Parkside bei Lidl, 30W, 7,99€)
2) Lötzinn (Stannol bei Conrad, 0,5 mm, ~3,00€)
3) Biegehilfe (The SmallShop EU, ~80€)
4) Lötfett (Stannol bei Conrad, ~5,00€)
5) Multitool large (Mission Models, gebraucht ~15€)
6) Pinselstiel
7) Dartspitze (auf altem Kugelschreiber, um mehr Kraft aufbringen zu können)
8) Teppichmesserklinge zum Biegen von PE (ACHTUNG: scharf! )
9) Grabhandler (Mission Models, gebraucht ~10€)
10) Hobby-Schere (Hersteller unbekannt, ~15€)
11) Schraubenzieher
12) Pinzette(n)
13) Zange (Knippex, ~12€)


14) Küchenlappen
15) Nassschleifpapier, 1000er Körnung
16) Stahlwolle
17) Teelichter
18) Bending pliers (Tamiya, ~18€)
19) Wildlederfetzen (oder ähnlich beschaffener Stoff)

Ich wiederhole, diese Werkzeuge, v.a. die Biegehilfe und die Mission Models Produkte, haben im Laufe meiner Modellbaukarriere (höhö) Einzug gefunden und sind nicht zwingend notwendig, um gute Resultate zu erreichen. Gleiches kann man auch mit Dingen schaffen, die man als gemeiner Modellbauer sowieso immer um sich hat, oder die man entdeckt, wenn man mit offenen Augen durchs Haus läuft. Allerdings muss auch gesagt werden, dass diese Tools die Arbeit doch ungemein erleichtern können und natürlich eine einmalige, wenn auch teure, Anschaffung darstellen, aber auch mindestens ein Modellbauerleben halten!
Kleiner Tipp: Wenn man Werkzeug kauft, sollte man auch das namhafter Hersteller wählen (Mission Models, The SmallShop EU, Tamiya). Frei nach dem Motto lieber ein mal teuer gekauft, als mehrfach billig. Freilich fällt der Lidl-Lötkolben ein wenig aus der Reihe, aber ich muss sagen, dass dieser der bisher beste ist, den ich in die Finger bekommen habe. Er läuft jetzt seit bald einem Jahr häufig im Dauereinsatz und ist nach wie vor so leistungsfähig wie am ersten Tag.

3. Der Bausatz

Wie gesagt, es sollte nichts zu komplexes sein. Ich habe meine ABER-Vorräte durchwühlt und bin auf diesen Zurüstsatz für den Tiger I gestoßen.

Dieses Set sollte auch für Einsteiger machbar sein, da es sich um ziemlich große Teile handelt, die sich leicht in Form bringen und biegen lassen. Allerdings hat ABER nichts vereinfacht, wie es manch anderer Hersteller zu tun pflegt (Eduard) – ganz ohne Mühe kommt man hier also auch nicht ans Ziel. Aber, wie gesagt, es hält sich alles im Rahmen und somit bietet dieses Set den perfekten Einstieg in die Welt der PE-Zurüstteile, meiner Meinung nach.

4. Vorbereitung


Zunächst wird der Bogen vorsichtig aus der Verpackung entnommen und auf dem 1000er Schleifpapier von beiden Seiten angeschliffen.

Der Schleifstaub wird mit einem feuchten Tuch o.ä. abgenommen.


Nun kann auch schon das Basisteil aus dem Bogen geschnitten werden. Dank der Hobby-Schere ist es möglich, die Träger exakt am Teil zu durchtrennen. Somit fällt das Versäubern weg. Falls der Träger mal doch nicht so gut erreichbar ist, kann man die Überreste nach dem Heraustrennen mit der Schere einwandfrei entfernen, wenn mehr Spielraum für die Schere vorhanden ist.

Bereit für die nächsten Arbeitsschritte!


Nun folgt ein sehr wichtiger Schritt, v.a. bei solch großen Teilen, die in rundliche Formen gebogen werden sollen: Das Ausglühen.
Messing hat die unangenehme Eigenschaft, sehr störrisch zu sein. Zumindest die größeren Teile. Die Spannung ist sehr groß, so dass trotz enormer Kraftanstrengung meistens nicht mehr als eine leichte Biegung entsteht. Wenn man allerdings eine rundliche Form erreichen will, muss vorher ausgeglüht werden. Das Metall wird durch Hitze biegsam und behält diese Biegsamkeit auch nach dem Abkühlen bei.
Bei so großen Teilen dauert das Ausglühen (mit meinen Mitteln) recht lange und ist nicht gerade die spaßigste Aufgabe. Sobald man auf der Oberseite die Hitze erkennen kann (schwer zu beschreiben, einfach zu erkennen), ist dieser Bereich des Teils meistens genug erhitzt worden.  Wenn dann alle Bereiche ordentlich durchglüht wurden, kann das Teil zum Abkühlen beiseitegelegt werden – auf eine feuerfeste (! ) Unterlage! Achja, ich habe hier zwei Teelichter (Nachbrenner ^^) benutzt, da es mir mit einem zu lange gedauert hat. Wenn noch jemand bessere Tipps fürs Ausglühen auf Lager hat, bitte hier melden.
Auf dem Bild sieht man schon die Ergebnisse eines ersten Biegeversuchs. Hier war das Metall noch zu störrisch, deshalb wurde erneut geglüht.
Übrigens, das Erhitzen der Teile lohnt sich nicht nur für Rundbiegungen, sondern auch für sehr lange Biegefalzen, wie sie z.B. bei Kettenabdeckblechen deutscher Panzerfahrzeuge durchgeführt werden müssen.

5. Biegen, pressen & löten


Nach erfolgreichem Ausglühen kann dann das Teil in Form gebracht werden. Dazu legt man es auf eine semi-harte Unterlage (Küchenlappen eignen sich hervorragend) und rollt mit dem Multitool (o.ä.) vorischtig und gleichmäßig so lange darüber, bis die gewünschte Rundung herauskommt. Hier ist Geduld und Augenmaß gefragt – oder ein Schablone. Bloß keine zu große Kraft auf eine Stelle bringen, sonst bekommt man nur schwer reparable Beulen ins Blech. Die leicht nachgebende Unterlage sorgt dafür, dass die Rundung des Multitools auch tatsächlich auf das Teil durschlagen kann. Wenn diese aber zu weich ist, besteht ebenfalls Beulen-Gefahr.


Fertig!


Dieser Arbeitsschritt sollte eigentlich schon vor dem Rundbiegen stattgefunden haben, nämlich das Auspressen der Nietenköpfe. Ich hatte es aber schlicht und ergreifend vergessen.
Zur Durchführung: Man legt das Wildleder (o.ä.) auf eine harte Unterlage (in meinem Fall das hölzerne Griffstück eines Tonmessers), setzt die Dartspitze (o.ä.) an, dreht diese und drückt gleichzeitig mit recht starkem Druck darauf. Diese Arbeit ist extrem nervig und gerade bei so vielen Nieten, wie sie bei der Heckturmstaukiste des Tigers zu finden sind, sehr blasenfördernd (aua).


Wenn diese Fleißaufgabe erledigt ist, kann der Lötspaß endlich beginnen. Die drei Seitenwände werden in die entsprechenden Winkel gebogen und dann an die Grundplatte gelötet. Die Rückwand bleibt selbstverständlich erst mal offen, damit man die Lötpunkte gut erreichen kann.
Bezüglich des Lötens verweise ich hier nochmal auf den eingangs erwähnten Guide. Nur so viel: Ich verwende für solche großen Nähte viel Lötfett und viel Lötzinn. Der Vorteil von einer großen Menge Lötzinn ist nämlich, dass er wie Spachtelmasse wirkt, d.h. man kann Spalten super verschließen und sobald der Lötzinn abgekühlt ist, lässt er sich hervorragend bearbeiten. Im Normalfall muss man das aber gar nicht, da durch das viele Lötfett der erhitzte Lötzinn schon von alleine die Spalten perfekt abdichtet – der gelötete Turmstaukorb ist z.B. wasserdicht!
Nicht gleich verzweifeln, wenn sich der Lötzinn nicht sofort verflüssigt. Bedenkt, dass so ein großes Messingteil erst einmal gehörig erhitzt werden muss. Also Geduld. Wenn dann genug Hitze aufgebaut wurde, geht es dafür rasend schnell.


Zugegeben, großer Wert auf Sauberkeit wurde hier nicht gelegt; aber da man den Boden später sowieso nicht mehr sieht, habe ich mir das Versäubern erspart. Und obwohl man klar Unebenheiten erkennen kann, muss doch gesagt werden, dass die Lötzinn-Schicht hauchdünn und größtenteils doch eben ist.
Nun kann die Rückwand ebenfalls umgebogen und verlötet werden.





Danach wurde die kleine Aussparung für den Turmhebehaken eingelötet.




Dann mussten die beiden Deckelteile miteinander verbunden werden, nachdem die obere Hälfte zuvor bereits mit Nietenköpfen versehen wurde. Wichtig hierbei ist, darauf zu achten, dass die untere Platte mittig / passend liegt. Da sie etwas kleiner als das Oberteil ist, wird dadurch eine Auflage geschaffen, die dazu dient, den Deckel dann passend auf die Kiste zu setzen.


Eine ganz gewöhnliche Holz-Wäscheklammer ist bei dieser Aufgabe eine große Hilfe. Sie hält die beiden Teile sicher zusammen und kann auch beim Löten selbst an Ort und Stelle bleiben.
Man sieht, dass sich durch das Ausdrücken der Nieten die Teile ein wenig verformt haben – kein Problem. Solche Dellen lassen sich leicht ausbügeln. Sei es durch sanfte Hammerschläge oder feste Lötstellen.


Als die Position dann festgelegt war, wurden kleine Stücke Lötzinn abgeschnitten.


Ende erster Teil.  -->  Fortsetzung im nächsten Post!



« Letzte Änderung: 22. Juni 2020, 12:37 von Viper013 »
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Offline joH

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joHs kleines PE- und Löttutorial inkl. Baubericht
« Antwort #1 am: 08. Oktober 2009, 23:31 »
Fortsetzung


Die Stücke werden dann in die von ABER gewissenhaft platzierten Löcher gelegt, die vorher ordentlich mit Lötfett eingeschmiert wurden (wie auch die restlichen Kontaktstellen von Unter- und Oberteil des Deckels.
Auf diesem Bild lässt sich der die Auflagefläche für die Seitenwände gut erkennen.


Anstatt der Wäscheklammer habe ich schließlich doch auf einen Zahnstocher zurückgegriffen. Die beiden Teile wurden auch durch das leicht klebrige Lötfett genügend stark zusammengehalten.
Zahnstocher sind übrigens weitere kleine Helferlein, die jeder Löter bei sich haben sollte. Ideal um Lötfett zu verteilen und Dinge zu halten. Sie leiten auch keine Wärme ab, sodass die volle Leistung des Lötkolbens auf das Werkstück wirkt.


Fertig und versäubert.


Oberseite.


Das große Teil links stellt den eigentlichen Deckel eines der beiden Staufächer dar. Aus dem Teil rechts soll ein Teil eines Scharniers entstehen. Hier sieht man mal wieder die tolle Ausführung der ABER-Ätzteile, die man so bei keinem anderen Hersteller findet. Statt einer simplen Zeichnung in der Bauanleitung wird hier durch die Vertiefung auf dem Deckel und der Erhöhung auf der Scharnier-Hälfte dafür gesorgt, dass selbiges später genau dort sitzt, wo sitzen soll. Einfach klasse!


Wie wird nun aus einem so kleinen, flachen Teil eine Scharnier-Hälfte? Diese Frage habe ich mir ganz zu Beginn auch gestellt und bin beim Versuch, eine solche herzustellen, beinahe verzweifelt. Inzwischen habe ich einen schnellen und einfachen Weg gefunden, den ich natürlich an dieser Stelle vorstellen möchte.
Zunächst nimmt man das Teil bis zur Hälfte der zu rollenden Zunge in eine (Spitz-) Pinzette und rollt diese nach vorne ab, sodass sich die nicht gehaltene Hälfte der Zunge nach oben biegt.


Anschließend legt man entsprechendes Rundmaterial (in diesem Fall Durchmesser = 0,3 mm) und die Mulde …


… und biegt nun einfach den hochstehenden Rest der Zunge mit einem Schraubenzieher o.ä. behutsam über das Rundmaterial nach unten. So entsteht und wunderbare Rundung. Es empfiehlt sich übrigens, das zu bearbeitende Teil hinten zu halten – ich konnte dies hier nicht tun, da ich mit der anderen Hand ja noch die Kamera bedienen musste.


Die erste Ladung Scharnier-Hälften wurde dann auch sogleich mit weiteren Details auf die Oberseite des Deckels gelötet. Schönheitsfehler: Das zweite Scharnier von links gesehen ist mir durch eine Unachtsamkeit leider abgebrochen. Ich habe es später durch ein passendes Messingprofil ersetzt.
Achja, so kann ein nicht versäubertes Werkstück durchaus aussehen ^^.


Darauf folgte die Vermählung von Abdeckung und Staukorb. Hier erwies sich das Tamiya-Klebeband als exzellenter Helfer. Es hielt die Teile trotz enormer Hitze und Lötfett einwandfrei zusammen.


Beim Zusammenlöten der beiden großen Teile benötigte ich die volle Power meines Lötkolbens. Ich setzte also die gesamte Lötspitze, wie auch den Übergang zur Schutzumhüllung der Lötkeramik, die ebenfalls sehr heiß wird, an. So konnten die beiden Teile recht schnell und sauber verbunden werden.


Nun war es an der Zeit, die Verschlüsse für eigentlichen Deckel herzustellen. Auch hier mussten wieder Nietenköpfe ausgepresst werden, allerdings in der Miniaturversion. Da sich hierfür die Darspitze als zu grob erwies, wurden die Nieten kurzerhand durch vorsichtige, kreisende Druckbewegungen mit dem Revell Hobby-Cutter erzeugt. Als Unterlage diente einmal mehr das Wildleder.


ABER legt natürlich die Bügel für die Vorhängeschlösser bei, mit denen die Deckel gesichert werden konnten. Allerdings haben diese das Manko – wie auch jedes andere am Original rundliche Teil, das durch PE ersetzt werden soll – dass sie flach wie eine Flunder sind. Zwar ist dieses Problem bei Teilen von so geringer größer vernachlässigbar, aber ich wollte dann doch auch dieses Detail ergänzen.
Ein Kupferdraht aus einer Kabellitze, vermutlich 0,1 mm im Durchmesser, diente mir als Ersatz.


Dieses wurde einfach durch die beiden Löchlein gefädelt und nahm beinahe von selbst die entsprechende Form an.


Dann ritzte ich ein kleines Löchlein in meine Unterlage, damit der Bogen verschwinden, das große Teil aufgelegt werden und ich die Drähte von hinten verlöten konnte.


Wie man hier sehen kann, ist der komplette Verschluss recht klein. Schönheitsfehler: Das obere Ende der Schnalle, zum Einhängen in den Haken am Deckel, ist mir durch zu dichtes Abschneiden vom Träger am PE-Rahmen gebrochen.


Seitenansicht, unversäubert.


Kleiner Tipp für alle, die auch noch diesen ABER-Satz bauen wollen. Das rot markierte Stück gehört nicht zum Träger, sondern muss nach vorn umgebogen werden, es bildet die Auflage für die Schnalle. Wenn man es abschneidet, liegt die diese zu tief und korrespondiert nicht mit den an den Seiten der Bäckchen dargestellten Nieten.
Entweder es ist nicht auf der ABER-Anleitung verzeichnet, oder ich bin blind und habe es dort übersehen. Was durchaus vorkommen kann, denn wenn man ABER einen Vorwurf machen kann, dann sind es die Anleitungen, die manchmal arg konfus aufgebaut sind und manche Arbeitsschritte nur sehr vage beschreiben.


Die nach hinten raus stehenden Drähte wurden mit einem Nagelknipser bündig abgeschnitten und schließlich noch vorsichtig auf 1000er Schleifpapier vollständig plan geschliffen.


Da der linke Deckel geschlossen dargestellt werden sollte, konnte dieser auch fest verlötet werden. Auch hier war das Tamiya-Klebeband wieder Gold wert.

Ende zweiter Teil. Fortsetzung im nächsten Post!


Ergänzung: Anlöten von Kleinteilen


Als Unterlage zum Löten nehme ich immer ein Hartholz. Der Vorteil gegenüber anderen Lötunterlagen (z.B. Fliesen) ist - neben dem subjektiven "Wohkfühlfaktor" - dass man das Brett mit beliebigen Haltelöchern/Kerben versehen kann, um ein Werkstück zu fixieren. (Brandgefahr besteht zwar, allerdings müsste man den Kolben dann schon mehrere Minuten an eine Stelle halten.)
Ich ritze also eine Kerbe in Richtung der Maserung ins Brett, bis das Röhrchen ca. zur Hälfte versinkt. Dafür bietet sich z.B. eine ausgediente metallene Dartspitze an.


Nachdem die erste "Fahne" angelötet wurde, wird das Teil entsprechend gedreht, dass diese das Werkstück zusätzlich stützt. Zusätzlich wird das Röhrchen durch Multi-Fix fixiert. Dadurch habe ich beide Hände frei: Links Pinzette mit "Fahne" zwo, recht Lötkolben.



Ergänzung zur Herstellung von Scharnieren aus dem Baubericht zum Elefanten

Zuerst habe ich mich mit den Scharnieren für die klappbaren Schmutzfänger beschäftigt. Daraus ist ein kleines Tutorial geworden...
Im Bild zu sehen: Das Werkstück und die - m.E. - einzig sinnvolle Biegehilfe, nämlich "The Bug" von The Small Shop.


Ich lege das PE-Teil so unter das Oberteil, das ca. die Hälfte der "Lasche" hervorguckt und biege sie dann mit dem Fingernagel nach oben, sodass etwa ein 90° Winkel entsteht.


Dann lege ich einen passenden Draht ein (hier: 0,5 mm Kupferdraht) und biege die Lasche einfach mit einem Schraubenzieher oder Bastelmesser über den Draht. Die Rundung entsteht somit automatisch und der Draht passt natürlich perfekt durch.


Fertig! Feintuning kann anschließend noch mit einer Spitzpinzette betrieben werden.


ABER hat an wirklich alles gedacht und sogar die Verstärkungsstreifen für die Scharniere beigelegt. Diese habe ich angelötet - natürlich ist das letzte Fitzelteil weggespickt. Aber zum Glück weiß man sich als Modellbauer zu helfen. Also fix aus dem Rest des PE-Bogens ein neues Teil gebogen.
« Letzte Änderung: 16. Februar 2023, 11:57 von Rafael Neumann »
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Offline joH

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joHs kleines PE- und Löttutorial inkl. Baubericht
« Antwort #2 am: 08. Oktober 2009, 23:32 »
Fortsetzung

6. Beschädigungen und Details

Bevor die filigranen Verschlüsse angebracht wurden, sollte die Staukiste ein wenig Einsatzspuren abbekommen. Dank der verlöteten Teile kann man hier wirklich ordentlich draufhauen ^^.


Um Dellen zu erzeugen, griff ich mir eine ausgediente Kugelschreibermine, legte sie auf die gewünschte Stelle und donnerte mit einem kleinen Hammer ein paar Mal darauf.


Das Resultat gefällt mir.




Der Deckel wurde intensiv mit dem Hammer bearbeitet.


Die Beschädigungen waren damit erledigt. Jetzt mussten die Scharniere mit Bolzen versehen werden. Dazu schob ich einen passenden Plastikrundstab durch, kürzte ihn soweit, dass links und rechts nur noch ca. ein Millimeter überstand und befestigte den Bolzen durch die erhitzte Klinge des Revell Hobby-Cutters. So kann der Bolzen nicht mehr herausrutschen und man erhält bewegliche Scharniere.


Hier der bewegliche, rechte Deckel in Aktion.






Es wurden dann doch noch Beschussschäden hinzugefügt. Ein 0,4 mm Bohrer eignete sich gerade noch dazu, Messing zu durchbohren.
Wie man hier bereits erkennen kann, wurden die Scharniere schon angelötet.


Da beim Eintritt eines Projektils Blech verformt wird (Wölbung nach innen), wollte ich dieses Detail auch noch darstellen. Dazu nahm ich einen Zahnstocher, setzte ihn in ein Loch und klopfte auf das andere Ende leicht mit dem Hammer. So entstand eine kleine, rundliche Vertiefung um den Einschussbereich.

7. Fertigstellung und Passprobe

Es fehlten nur noch ein paar Handgriffe, dann war die Staukiste schon fertiggestellt. Hier nun die finalen Bilder ohne und mit passendem Fahrzeug.










Passprobe an Dragons Tiger I (spät). Der ABER-Staukasten passt wie angegossen.





8. Versäuberung leicht gemacht

Ganz zum Schluss möchte ich euch noch eine einfache, aber sehr effektive Möglichkeit präsentieren, Metallarbeiten zu versäubern. Dazu brauchen wir einen Dremel o.ä. und Stahlwolle…


… diese rollen wir zu einer (festen) Wurst und spannen sie in das Bohrfutter ein – fertig!


Die Maschine wird jetzt in der niedrigsten Drehzahl betrieben und mit sanftem Druck über die Oberfläche geführt. In Nullkommanix habt ihr eine astreine, wunderbar glatte Oberfläche!

Achtung! Auch hier mit erhöhter Vorsicht arbeiten! Teilweise schleudert es Fasern der Stahlwolle herum, die auch leicht ins Auge gelangen können und dort wirklich unangenehm sind. Auf der Haut ist die Stahlwolle im Dremel auch nicht gut aufgehoben, also Obacht auf die Finger geben!

9. Fazit

Hiermit ist dieses kleine Tutorial beendet. Die Gesamtbauzeit für den Staukasten lag bei knapp vier Stunden – wahrscheinlich hat die Erstellung dieses Beitrages länger gedauert. Zugegeben, er ist wahnsinnig umfangreich geworden. So war es eigentlich nicht geplant. Umso mehr hoffe ich, dass Interessierten die Lust ob des langen Textes nicht vergeht und sie bis zum Schluss, also diesen Zeilen, durchhalten.
Wie gesagt, dieser Bericht soll v.a. Einsteiger ansprechen, deshalb auch die extreme Ausführlichkeit. Ich denke, man kann den verwendeten ABER-Satz Einsteigern absolut zumuten. Zwar gibt es auch bei diesem einige kleine / kleinteilige Hürden zu überwinden, aber mit ein wenig Geduld und Beharrlichkeit ist alles machbar.
Ich hoffe einfach, dass dieser Thread bei euch ein wenig Anklang findet und vielleicht sogar dem ein oder anderen hilft. Über Rückmeldungen, ob positiv oder negativ, würde ich mich jedenfalls sehr freuen.
Fragen beantworte ich natürlich gerne!

Grüße und viel Spaß beim Biegen und Löten,
Johannes.
« Letzte Änderung: 16. Februar 2023, 12:46 von Rafael Neumann »
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Offline Sprudelmax

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« Antwort #3 am: 09. Oktober 2009, 01:20 »
Hey JoH, vielen Dank für diesen tollen Bericht! '<img'>  '<img'>  '<img'>

Ich finde es klasse, dass du nicht einfach nur auf das Verlöten an sich eingeangen bist, sondern auch so schön ausführlich erklärst, wie man die Teile raustrennt und versäubert! Da hab ich wirklich einiges dazulernen können.

Einige Fragen hätte ich aber trotzdem:
Für was sollte man am Anfang die Ätztele überschleifen? Sind die etwa zu glatt oder zu fettig zum verlöten?

Und wie bekommst du die Teile aus dem Rahmen, bei denen der Steg dicker ist als das Teil selbst? (z:B. beim LVT(A)1-Satz von Eduard an diversen Gittern).

Und habe ich das richtig verstanden? Man muss nicht den Lötzinn selbst mit dem Lötkolben erhitzen, sondern das gesamte Ätzteil? Warum geht es nicht, mit dem Kolben einfach nur den Lötzinn zu erhitzen?

Wie versäuberst du eigentlich dann die Teile? Nur mit Stahlwolle wird da doch nicht ausreichen, oder? Nimmst du da eine Entlötlitze, und wenn ja, wie benutzt du sie? (Sorry für die doofe Frage, aber beim Löten bin ich noch Jungfrau! '<img'>  )

Und zum Schluss noch: Welche Drehzahl hat denn der Dremel bei niedrigster Einstellung? Meiner hat da 10.000U/min. , der Billigersatz vom Lidl hat dagegen nur 2.500U/min.

Ich hoffe du kommst bald wieder dazu, an deinem Elefanten weiterzumachen.
LG,David




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Offline superbickel

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« Antwort #4 am: 09. Oktober 2009, 06:04 »
Super Anleitung!! Eindeutig das Format für Hochglanzeitschriften ( das ist nur positiv gemeint! ), sehr professionell, wie du deine Anleitungen gestaltest, wirklich extremst gut. Danke für die ganze Arbeit, die du dir gemacht hast und die ich auch erahnen kann. Oft wird ja ganz vergessen was da alles an Arbeit hinter steckt.

@ Sprudelmax  Ich greife Joh mal etwas vor: das Anrauhen mit Schleifpapier dient hier nur dazu, dass sich ( mal Laienhaft gesagt ) das Lötzinn besser ins Bleck krallen kann, also die Haftung/ Haltbarkeit der Lötung verbessert. Und du hast das richtig verstanden, es wird das zu lötende Teil erhitzt, und zwar so lange bis das Lot auf dem Werkstück zerfliesst, nicht auf der Spitze!! Nur so erhältst du eine saubere Lötstelle, die das zerfliessen des Lots und vor allem eine haltbare Lötstelle gewährleistet. Wenn du das Zinn nur mit der Spitze direkt zerlaufen lässt, reicht dies nicht aus, um eine Verbindung von Werkstück und Zinn zu erreichen.
"Es gibt kein lebendiges Tier, dass einem eingeölten Schotten entkommen kann"  - Hausmeister Willy

Offline Rafael Neumann

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« Antwort #5 am: 09. Oktober 2009, 06:58 »
Moin Sprudler,

ich greife dann auch einmal ein wenig vor; es ist ja auch noch früh.

Ich schneide z.B. die Ätzteile mit einer kleinen, aber stabilen und scharfen Schere aus den Rahmen und kann mit dieser Schere sogar die Ätzteilrückstände bearbeiten, so dass sich meistens das Abfeilen erübrigt, wenn es noch etwas zu begradignen gibt, erledige ich das mit einer normalen Dianmant-Nagelfeile. Ich säubere meine Lötstellen ebenfalls mit Stahlwolle und auch mit feinem, wasserfesten Schmiergelpapier. Die Entlötlitze kommt nur dann zum Einsatz, wenn wirklich zu viel Lötzinn auf das Bauteil gelangt ist.

@Johannes noch einmal:
Ich habe ja aus Deinen ersten Berichten bereits sehr viel lernen dürfen. Diesen hier hätte ich gebrauchen können, bevor ich mich an die Schlösser der Turmkisten gewagt habe. Wo war der Bericht denn nur die ganze Zeit ?? '<img'>
Jetzt muss ich mich nur noch mit dem Lötkolben anfreunden, weil zu kleine Teile beim Lötbrenner tatsächlich auch einmal "abrauchen" können; aber das wird mir mit Hilfe dieses Berichtes auch noch gelingen.
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Offline joH

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« Antwort #6 am: 09. Oktober 2009, 11:41 »
Hallo ihr drei!

Vielen Dank für euer Lob. Freut mich natürlich, dass der Bericht auf Interesse stößt und auch die ein oder andere Anregung bieten kann.

@ Rafael: Danke für die Tipps zum Ausglühen. So ein Gasbrenner ist wirklich eine gute Idee, die kosten ja auch nicht die Welt. Werde ich mir auf jeden Fall mal notieren und zulegen. Der zweite Lötbericht hat es irgendwie nie in die Werkstatt geschafft, deswegen ist er im T&T-Forum etwas verschollen.

@ Sprudel: Stefan und Rafael haben deine Fragen bezüglich des Anschleifens ja schon formidabel beantwortet.
Entlötlitze habe ich zwar (und deren Verwendungsweise auch im zweiten Lötbericht vorgestellt), aber benutzen tue ich sie nicht mehr. Denn inzwischen weiß ich recht gut, wie viel Lötzinn ich benötige. Wenn es dann doch mal zu viel sein sollte, ist es so viel zu viel (^^), dass ich den Überschuss noch problemlos mit Stahlwolle abnehmen kann.
Noch eine kleine Ergänzung zum Anschleifen des PE-Bogens: Manchmal befindet sich auch noch ein recht hartnäckiger Rest der Ätzflüssigkeiten auf dem Blech, der so auch ganz schnell entfernt wird. Verunreinigungen helfen beim Löten nicht unbedingt, deshalb sollten sie entfernt werden.

@ Stefan: Richtig, es wirklich ein nicht zu unterschätzender Zeitaufwand, der beim Berichtschreiben anfällt. Die Arbeit macht mir zumindest aber trotzdem richtig Spaß! Das einzig nervige ist das Einfügen der Bildlinks von Arcor, die sind so aufwendig ';)'

Gruß und nochmal danke fürs Interesse!

Johannes
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Offline joH

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« Antwort #7 am: 09. Oktober 2009, 12:49 »
Ich danke, Martin =)

Joh
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Offline Sprudelmax

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« Antwort #8 am: 09. Oktober 2009, 13:38 »
Hallo Leute, danke für eure Aufklärung meiner Fragen!
Dann werd ich mir auch mal so eine Ätzteilschere zulegen müssen, bis jetzt hab ich alles mit einem Skalpell oder einer Hautschere rausgeschnitten. Beim Skalpell gibts da aber leicht mal verbogene Teile, und da ich die Hautschere für alle Modellbauarbeiten hernehme und sie auch schon mehrere Jahre alt ist, ist die schon 'etwas' stumpf. Da hab ich mich dann doch noch nicht so an die feinsten Teile gewagt. '<img'>

Und stimmt, der Bericht wäre eine Bereicherung für jedes Modellbaubuch!
Mittlerweile haben sich bei mir auch schon ein paar Zeitschriften undein paar Bücher angesammelt, aber nirgends wird auch nur ansatzweise das so schön und idiotensicher ( ':D' ) erklärt wie hier!

Ach und JoH, du hast doch glatt eine Frage übersehen! '<img'>  ':teufel'

Welche Drehzahl hat denn dein Dremel auf niedriger 'Fahrt'?
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Offline joH

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« Antwort #9 am: 09. Oktober 2009, 15:08 »
Tatsächlich! Mein Dremel ist auch schon ziemlich alt und hat ebenfalls 10.000 UpM als niedrigste Drehzahleinstellung. Wenn man aber mit viel Gefühl den Regulierer zwischen Aus und 10.000 hält, dreht sich die ganze Apparatur deutlich langsamer.

Johannes
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Offline TheTom

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« Antwort #10 am: 09. Oktober 2009, 16:26 »
Herzlichen Dank für diese erstklassige Anleitung!!!

MfG, Thomas
In Bau:
Dio "Wo bleibt die Sau"
Diorama-Überarbeitung

Offline Carius

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« Antwort #11 am: 09. Oktober 2009, 19:18 »
Hallo Joh,

Eine Klasse Anleitung vielen dank dafür... '<img'>  '<img'>

Grüße Michael ':biggrin'
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StuG III Ausf.G - Miag 03/43 - Baubericht

Offline Ava

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« Antwort #12 am: 09. Oktober 2009, 20:53 »
Buddy ... you made my day!

'<img'>

Das erlöst Dich aber nicht von Deinem "versprechen" ...

*lach*
Viele Grüße ..."AVA"

Offline vabianm123

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« Antwort #13 am: 09. Oktober 2009, 21:47 »
Guten Abend.
Zweifelsohne eine der besten Anleitungen ,die ich kenne..... '<img'> .
Zitat
Ich bin der Ansicht, daß Du langsam dem "Expertenteam" beitreten solltest.

Ein "Experte" ist er mit Sicherheit!Aber was sagt ein Titel aus?
Stille Wasser sind tief!!

Gruß
Im Bau:Meine Signatur/1:1

Offline montalbano

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« Antwort #14 am: 09. Oktober 2009, 21:56 »
Hallo Johannes,

vielen Dank für das unglaublich detaillierte Tutorial. So etwas habe ich schon lange gesucht. Ich kann mich nur meinen Vorrednern, bzw. Schreibern anschliessen, ganz großes Kino.
Patrik