Ein fast idealer Flüssigkleber für Polystyrol

[Schnurx]

Hallo allerseits,

ich spiele ja gerne mit Chemikalien rum und probiere gerne auch mal was aus, was man nicht so in den Foren findet.

Auch benutze ich gerne den "Tamiya Extra Thin Cement", der nach dem Prinzip "Bauteile zusammenhalten und in die Fugen laufen lassen" funktioniert. Der ist (und war) aber teilweise sehr schlecht erhältlich, so daß ich nach Ersatz gesucht habe.

Und wie es scheint auch gefunden habe.

Ausprobiert hatte ich diverses an Lösungsmitteln, wie Aceton, Ethylacetat und auch herkömmliche "Nitro"verdünnung und dergleichen.
Das Aceton hat zwar gute Lösekraft, verfliegt mir aber zu schnell.
Ethylacetat ist etwas besser als Aceton, verfliegt mir aber auch zu schnell. Ist von der Gefährlichkeit her auch nicht ganz ohne (wenn auch wohl nicht besonders wild, solange man es nicht "schnüffelt").
Dichlormethan habe ich erst gar nicht ausprobiert, da hat mich vor allem der "R40" abgeschreckt (Verdacht auf krebserzeugende Wirkung).



Durch Zufall bin ich dann auf n-Butylacetat gestossen.
Das ist erfreulich "harmlos", zumindest wenn man sich an die gängigen Vorsichtsmaßnahmen hält, wie nicht trinken, nicht anzünden, nicht in die Augen kippen.
Es kommt in allerlei Lebensmitteln vor, wie z.B. Äpfeln. Da ist es sogar ein Maßstab für den Geschmack: Äpfel, die bei Proben nicht mindestens 500ppm Butylacetat abgeben, gelten als "schal" http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>

Es riecht "fruchtig", also wesentlich angenehmer als Aceton, Nitro und dergleichen.

Die Eigenschaft, die mich aber am meisten freut, ist das es Polystyrol prima anlöst. Es scheint etwas langsamer zu verdunsten als der Tamiya Kleber und etwas langsamer anzulösen und auszuhärten. Aber die Verbindung ist m.E. dann genauso fest. Zugprobe braucht subjektiv jedenfalls genausoviel Kraft wie beim Tamiya.

Ist zwar etwas teurer als Aceton u.ä., mit ca. 5,50 € pro 250 ml auch noch deutlich günstiger als der Tamiya.
Und unter anderem bei Kremer Pigmente ohne weiteres erhältlich. Andere Versender/Händler für Künstlerbedarf und Restaurierungsprodukte sollten das sicher auch auftreiben können.

Fazit: Meines Erachtens handelt es sich dabei um den idealen Ersatz für den Tamiya Extra Thin, Aceton, Ethylacetat und Dichlormethan. Angenehm zu handhaben, ungefährlicher und besser riechend als die oben genannten, mit sehr guter Wirkung und für einen sehr fairen Preis erhältlich.

Werde das jetzt auf jeden Fall intensiv verwenden und dann auch mal weiter berichten.

Falls andere Benutzer damit Erfahrungen machen, würde es mich natürlich freuen, davon zu hören.

[Sprudelmax]

Wie bist du denn auf sowas gekommen? Klingt auf jeden Fall sehr interessant!
Wofür benutzt du den denn dann im Modellbau genau? Ich benutz bis jetzt immer den Revell-Kleber mit der Spitze. Hat dieses Apfelzeug irgendwelche Vorteile gegenüber dem Revellkleber? Ausser natürlich dem Preis)

[Schnurx]

Hmm, m.E. viele. Man klebt halt damit vor allem anders. Statt die Teile "einzustreichen" und aneinanderzuhalten, hält man die Teile aneinander und läßt mit nem Pinsel etwas in den Spalt laufen. Durch die Kapillarwirkung zieht sich das die Spalte entlang. Klappt sehr gut, gibt sehr gleichmäßige, feste Verbindungen mit weniger Problemen mit "rausquellendem" Kleber, schlechter Verbindung weil Kleber teils schon angetrocknet beim Zusammendrücken etc. .

[Markus Lack]

Hey Schnurx,
Danke Dir für den Tipp, aber in Anbetracht des Preises bleibe ich dann doch bei Nitroverdünnung.
Den Tamiya-Kleber nehme ich eh nur in Einzelfällen und gerade die Flüchtigkeit von Nitroverdünnung ist für mich ein Pluspunkt, da so auch die Klebeflächen schneller "abtrocknen".
Außerdem benutze ich die Nitroverdünnung eh noch zum reinigen, das heißt ich hab sie eh hier stehen http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>.
Trotzdem Danke für den Erfahrungsbericht!

[Schnurx]

Ähm, wieviel Kleber verbrauchst Du denn pro Modell ?
250 ml für 5 € reichen doch für locker 5-10 Jahre http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/10.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':)'>

[Markus Lack]

Ja, das kann gut möglich sein, allerdings habe ich ja eben schon Nitroverdünnung daheim, die im Litergebinde billiger ist und für mich persönlich eben eine sehr gute Alternative zu dem Tamiya Extra Thin ist http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>.
Nebenbei hab ich auch keine Lust mir noch mehr Chemikalien daheim hinzustellen http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/37.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':D'>.
Ich will das Zeug ja keinem ausreden, sondern nur meine Meinung dazu abgeben http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>.

[vabianm123]

Grüß Dich Schnurx.
Viele Wege führen nach Rom,dieser scheint kein schlechter zu sein.Immer wieder interessant,welche Alternativen sich auftuen wenn man ein wenig Zeit investiert und rumprobiert!!
Allerdings müssen die folgenden Erfahrungsberichte erst den ersten Eindruck erhärten.Deswegen:Bitte weitermachen....
Gruß.

Vorab:
ich begrüße daß sich Jemand der Mühe unterzieht sowas zu erkunden.
Und ich begrüße daß er die Gemeinschaft an der Erkenntnis teilhaben läßt.

Trotzdem:
aus meinen bisherigen Erfahrungen heraus stelle ich fest, daß bei schlechten Passungen der Bauteile ( größere Spalte ) die spaltfüllenden Eigenschaften der käuflichen Kleber gebraucht werden. Das geht sogar so weit, daß der äußerst zähe Tubenkleber als Spachtel fungieren kann.

Ich verwende ztws. einen ähnlichen "superflüssigen"  Plastikkleber, nämlich Tenax R7 ( oder so ähnlich ), das funzt aber nur bei äußerst exakten Passungen, da wo die Teile nur zusammengesteckt schon von alleine halten.

Aber dennoch:
ein wertvoller Tip !

[BigA]

Riecht das Zeug zufällig nach zitrone??

Gruß Alex

[Schnurx]

Hi allerseits,
@Markus: Klar, wenn Du "Deine" Methode gefunden hast, gibt's ja auch keinen Sinn zu was anderem zu wechseln. Vor allem sind Deine Ergebnisse ja auch mehr als überzeugend!

@vabian123: Yep. Bei dem BA-20 werde ich den an allen Stellen, wo ich dünnen Flüssigkleber verwende, das Butylacetat verwenden. Wenn ich denn mal mit dem Entgraten durch bin. Das Ding hat mehr Flash und Grat als "Nutzplastik" http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>

@dickkopf: Hmmm, also ich verwende den auch bei Passungen mit etwas Spalt,dann halt etwas mehr, so das etwas Plastik beim Zusammendrücken rausquillt. Allzuviel darfs aber natürlich nicht sein. Was mit Flüssigkleber naturgemäß nicht gut klappt, sind Passungen, bei denen man bereits 2 Hände braucht, um die Bauteile passend zusammenzuhalten, da fehlt dann die dritte http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/10.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':)'> Dafür nehm ich meist die Faller Kleber. Spachteln tu ich dann oft mit gezogenem Gußast oder Sheetresten und Flüssigkleber.

@BigA: Hmm, wenn ich das genau wüsste. Irgendwie leicht fruchtig, würde ich sagen. Problem ist meine alljährlich wieder auftretender Verlust des Riechvermögens dank Heuschnupfen. Muß mal meine Freundin fragen, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>

[BastelPatrick]

Besagtes Butylacetat ist übrigens auch das Lösungsmittel/Hauptbestandteil des Revellklebers (der mit Kanüle) und riecht deshalb auch sehr ähnlich.
Kaufen muss ich ihn nicht, weil ich mir von der Arbeit immer mitbringen kann http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>

[Schnurx]

Ah, gut zu wissen! Ja, ist wohl -dank seiner recht angenehmen Eigenschaften- auch in sehr vielen Lacken etc. drin.