Panzer IV G

[Enigma]

Guten Morgen

Mich beschäftigt wieder mal eine Panzer IV Frage. Ich habe den Baustatz 6363 von Dragon, Panzer IV G Kharkov 43. Wenn man nun Fahrzeug mit der Nummer 205 bauen will soll man in Bauabschnitt 18 am Turm vor der Kommandantenkuppel eine Platte anbringen. Nun die Frage:" Fällt nun die Signalluke ( Bauteil G 7) weg oder ist sie trotzdem zu montieren ?

Bauteil B 41 (Baustufe 14) ist zweimal vorhanden und weist auch geringe  Unterschiede auf. Deuten die auf die verschiedenen Herstellerwerke hin ?

An der Kanonenblende (Bauteil E 10, Baustufe 15) ist der Antennenabweiser an angegossen. Baut man Panzer 205 soll dieser abgeschnitten und tiefer angebracht werden. Ist dies Herstellermerkmal ?

Enigma

[Steffen.B.]

Hallo.

Es sind schon noch ein paar Sachen mehr. 
Mit dem charakteristischen Schutzbügel fürs koaxiale MG an der Walzenblende ist man bei einem Baulos ab November 1942, ohne diesen bei Baulos ab September 1942. Das noch unverstärkte Turmdach mit der 2-flügeligen Kommandantenkuppel lässt ein Baulos bis Februar/März 1943 zu.
Also ; realisierbares Baulos zwischen 09/42 und 03/43 im Hinterkopf behalten. 


Baustufe 2
Die Schleppbolzen (Bauteile A31 werden hier von innen nach außen eingeschoben. Das machte nur Krupp so. Bei Vomag und Nibelungen schob man die Bolzen von außen nach innen ein.
Weiter hat man bei der unteren Heckplatte die Wahl zwischen den Teilen E26 und E27.
E26 ist bis September 1942.
E27 ist ab September 1942 mit dem runden Zugangs-Deckel für das Kühlwasserheizgerät Bauart Fuchs.
Das Bauteil E29 (rechteckiger Wartungsdeckel für die Keilriemenspannung) passt nur zu Bauteil E26. Denn im September 1942 wurde in diesen rechteckigen Deckel auch ein runder Zugangsdeckel für die Anlasser-Kurbel verbaut. Bauteil H12 gehört korrekterweise zu E27.

Baustufe 4
Hilfsauspuff für das benzinelektrisch Turmschwenkwerk. Bauteil B28 (Endrohr oben) oder E17 (Endrohr unten).
Wann genau der Wechsel von Endrohr unten nach oben kam, kann ich nicht nachvollziehen. Jedoch mindestens seit März 1943 wurde der Hilfsauspuff mit Endrohr oben verbaut.
Drei Optionen bei der Schleppkupplung - diesen Teil des Bauplanes hat DRAGON einfach aus dem Ausf.F1 Bauplan übernommen. Bei einer Ausf.G kommt nur noch Bauteil H23 mit der Kupplung für Tankanhänger in Frage, die wurde nämlich schon während der Ausf.F1 im Juni 1941 eingeführt.

Baustufe 5
Bugplatte mit oder ohne 7 Ersatzkettenglieder.
Ab Juni 1942 wurden die Halterungen für die 7 Ersatzkettenglieder und diese selbst angebracht.

Baustufe 7
Halterung für 10 Ersatzkettenglieder an der Stirnseite der Unterwanne. (Bauteile H43 und H47)
Bauteil H47 nur für Nibelungen anbringen. Krupp und Vomag sicherten die Ersatzkettenglieder mit zwei T-förmigen Halterungen.
Das waren bei Krupp & Vomag zwei kurze Stücken angeschweißte Gewindestangen, darauf wurden von oben Blechstreifen aufgesetzt und mit einer Mutter festgezogen. Siehe Bilder :
Bild 1 , Bild 2 , Bild 3

Baustufe 10
Option bei Heckplatte Aufbau - Bauteil H19 oder E35.
Bei E35 sind noch die Halterungen für den längst weg gefallenen gepanzerten Nebelwerfer am Heck vorhanden. Das findet man so noch bei Krupp Fahrzeugen bis Baulos August 1942.

Option bei der Stirnplatte Aufbau - mit oder ohne zusätzlich aufgeschweißte 30mm Panzerplatten (Bauteile E1 und E1)
Nur Krupp allein brachte diese 30mm Platten ab Mai 1942 an ca. einem Drittel der monatlichen Produktion an. Es waren schlicht nicht mehr solche Platten verfügbar. Erst ab Januar 1943 brachten jetzt alle drei Werke diese Platten an allen gebauten Fahrzeugen an.


Baustufe 12
Bauteil C10 ist Rohrwischerstangen mit Bürste unten = Nibelungen und Vomag
Bauteil C11 ist Rohrwischerstange mit Bürste oben = Krupp
Zusätzliche Besonderheiten der Bordwerkzeuge bei Nibelungen ;
- Kettenspannschlüssel (Bauteil H6) und große Brechstange (Bauteil C12) waren im Gegensatz zu Krupp & Vomag seitenvertauscht.
- Feuerlöscher um 180° gedreht montiert
(Für die Anordnung bei Nibelungen schaust du am Besten in meinen Baubericht https://modellbauforen.de/index.php/topic,5919.45.html ab dem Beitrag #58 vom 23. April 2021.)
Von diesen beiden Nibelungen Besonderheiten abgesehen, entspricht die Anordnung der Werkzeuge vorn auf den Kettenblechen Nibelungen und Vomag. Für Krupp müsste man vorn die Werkzeuge anders positionieren, was nur mit Hilfe geätzter Kettenbleche funktioniert.

Baustufe 13
Bauteil C22 ist der Fuß der Stahlwinde (Wagenheber) und entspricht der Variante bei Vomag.
Krupp hat hier noch versteifend ein Kreuz eingeschweißt. Nibelungen verwendete noch den alten konischen Fuß, das ist Bauteil C23 (in meinem Baubericht zu sehen)


Baustufe 15 - Bauteil E20 - der Antennenabweiser
Der vereinfachte Antennenabweiser wurde im November 1942 eingeführt. Bei einem früheren Baulos ist er also ersatzlos weg zu schneiden.
Alle drei Werke hatten eine etwas andere Variante, welche zudem auch noch verschieden angeschweißt wurde.
Krupp & Vomag - schräg nach unten, so dass er hinten beinahe unten an der Walzenblende sitzt
Nibelungen - horizontal, so wie als Bauteil vorgegeben
Die feinen Bolzen und die Versteifung im Bogen des Antennenabweisers gab es so nur bei Vomag,  bei Krupp nur bis März 1943, bei Nibelungen gar nicht.

Baustufe 19
Die Nebelwerfer an den Turmseiten. Bei Nibelungen ab Januar 1943, bei Krupp ab März 1943 und bei Vomag nicht vor April 1943 angebracht.


Sonstiges zu beachten
Zu erwähnen sind noch die Bosch Scheinwerfer. Nibelungen brachte sie an etwas versetzten Positionen gegenüber Krupp & Vomag an. Dazu kommt noch, dass jedes der drei Werke die Stromkabel dafür anders führte.
Nibelungen - durch die etwas nach von versetzen Scheinwerfer war das Kabel schräg nach hinten zum Propfen in der Bugplatte geneigt.
Vomag - das Kabel führte senkrecht zur Horizontalen zum Propfen in der Bugplatte
Krupp - Kabel nach vorn gewinkelt um rechtwinklig zur Bugplatte in den Propfen eingeführt zu werden

Typisch für Nibelungen dieser Zeit waren die ab Werk falsch herum aufgezogenen Ketten. Niemand kann heute sagen warum. aber Nibelungen machte das eine Zeit lang absichtlich an all seinen Ausf.G.

Im Inneren des Turmdaches war eine Rohrzurrung für den Marsch montiert. Mit der Einführung der langen L/43 Kanonen erwies sich das Turmdach als zu schwach, die Halterung riss gelegentlich einfach aus. Als kurzfristige Lösung wurde hier zur Verstärkung von außen ein Streifen einer Stahlplatte aufgeschweißt. Die Signal-Luke (Bauteil G7) fiel dabei ersatzlos weg. Das geschah sporadisch in allen drei Werken, umfasst also nicht ansatzweise die ganze Produktion.
Ab Februar/März 1943 wurde dann das verstärkte Turmdach mitsamt der größeren Kommandanten-Kuppel eingeführt.

EDIT:
Ein Musterbeispiel für einen Vomag Panzer IV G, Baulos Januar/Februar 1943.
Dieses Exemplar hat auch die verstärkende schmale Platte vor der Kommandanten-Kuppel aufgeschweißt. Beachte auch den Antennenabweiser an der Walzenblende, die Kabelführung der Bosch Scheinwerfer und die Fixierung der 10 Ersatzkettenglieder am Stirnpanzer der Wanne.
Bild in groß

Ein Nibelungen IV G - beachte den Fuß der Stahlwinde (Wagenheber), die Kabelführung des Bosch Scheinwerfers, den Antennenabweiser und die Fixierung der 10 Ersatzkettenglieder am Stirnpanzer. Die falsch herum aufgezogenen Ketten kann man wegen des Schlammes nur hinten an der Spannrolle erkennen. Auffällig ist auch der etwas weiter vorn sitzende Bosch Scheinwerfer. Der runde Holzbalken ist eine Truppenimprovisation, welche man bei Fahrzeugen der 1.Pz.Div in Griechenland findet.
Bild

Ich fand auf die Schnelle leider kein besseres Bild eines Krupp Panzer IV mit passendem Baulos. Aber ich denke, man kann dennoch Etwas erkennen.
Es ist ein Februar/März 1943 Baulos mit dem verstärkten Turmdach. Erkennbar an der zeitgleich eingeführten größeren 90cm Kuppel mit 1-teiligem Lukendeckel.
Beachte den Fuß der Stahlwinde
Bild
Und ein Bild einer späten Auf.G von Krupp, hier kann man sehr schön die nach vorn gebogene Kabelführung der Bosch Scheinwerfer sehen.
Bild

[Enigma]

Schönen Nachmittag Steffen.B.

Vielen, vielen DANK     . Dies sind ja teilweise weit mehr Änderungen als ich sie erwartet habe!

Enigma

[Dieter]

Moin Steffen,
das war ja mal wieder Spitze
Gruß Dieter

[Steffen.B.]

@Enigma
Ich habe mal noch beim EDIT im obigen Beitrag Fotos von Krupp IV G ergänzt, wo man die Kabelführung der Bosch Scheinwerfer erkennen kann. 

Hasst du zufällig ein Originalbild vom Turmnummer 205 ?
Ich denke mit dem Bausatz lässt sich am Einfachsten ein Vomag Fahrzeug bauen, Nibelungen geht mit etwas Modifikation auch. Für Krupp bräuchte man mindestens geätzte Blanko-Kettenbleche ohne vorgegebene Werkzeug-Positionen.

Ach ja ... Baustufe 14, Bauteil 41. Nimm die rechte Variante, die war häufiger.

[Steffen K.]

Steffen B. ,  ... ich bin immer wieder fasziniert über dein Fachwissen 

[Steffen.B.]

@Steffen K.
Ach was. Ich weiß nur wo was steht. 

@Enigma
Apropos verstärkende Platte auf dem Turmdach : KLICK MICH

[Rafael Neumann]

Steffen - also B. - , ich finde das schon beeindruckend, wenn man die Info's so in der Form parat hat und abrufen kann.
Chapeau. 

[Leopard 2 Mann]

Hallo Steffen B.,

meinen vollsten Respekt zu deinem Fachwissen und wie du darstellst, aus dem Bausatz ein vorbildgerechtes Modell bauen zu können. Leider hat man bei Dragon als der Kit entstand auf vieles nicht geachtet, wie die verschiedenen Herstellerwerke und die daraus resultierenden Änderungen/Abweichungen. Das kam erst später und auch nicht vollständig.

Gruß Alexander

[Enigma]

Guten Morgen Steffen.B.

Ja, einfach geniales Wissen, man muß auch wissen wo man die Information abruft bzw findet. Dies allein ist schon bemerkenswerk, dann noch Bilder vergleichen und und den einzelnen Herstellerwerken zuordnen!

Du hast  Post.

Enigma