Wer die "kleine" gepanzerte Halbkette der Wehrmacht, sprich Sd.Kfz. 250, 252 oder 253, bauen möchte, kommt z.Zt. an der Firma Dragon nicht herum. Alles, was sonst am Markt erhältlich ist wie z.B. Revell oder Das Werk, sind Re-Boxings von Dragon-Bausätzen.
Die alten Bausätze von Tamiya sind leider nicht mehr konkurrenzfähig.
Die gute Nachricht: Dragon hat hier relativ gut recherchiert und Ende der 1990er- / Anfang 2000er-Jahre eine ganze Reihe von guten Bausätze herausgebracht, die den Großteil der verschiedenen Varianten darstellen. Leider hat die Qualität in letzter Zeit nachgelassen. Nicht, was die Teile an sich betrifft, sondern was deren Zusammenstellung angeht. Dazu später mehr.
Bei Dragon nervt auch, dass Bausätze nur eine gewisse Zeit verfügbar sind. Das freut zwar Sammler, erzeugt aber einen gewissen Druck für Modellbauer, die die Dinger auch bauen wollen. Denn schlägt man nicht sofort zu, wenn ein begehrter Bausatz auf den Markt kommt oder wieder Erwarten wieder aufgelegt wird, geht dann für eine unbestimmte Zeit leer aus. So ist es mir mit dem Sd.Kfz. 252 Munitionsfahrzeug ergangen: ich wollte es unbedingt haben, also musste ich nach Erscheinen gleich zuschlagen, ohne irgendwelche Berichte abzuwarten.
Negativ ist auch der Preis. Für so ein kleines Fahrzeug €65,- bis €70,- zu verlangen ist absolut unverschämt. Wenn noch Zurüst-Teile hinzukommen, wird es endgültig utopisch. Mit Metall-Ketten oder mit 3D-Gedruckten knackt man bereits die 100er-Schallmauer.
Doch ab und zu gibt es auch ein Schnäppchen zu ergattern, z.B. hat Dragon den Bausatz 6140 aus dem Jahr 2001 unter dem Label Cyber Hobby in der "Orange Box"-Reihe unter der Nummer 9128 im Jahr 2011 neu aufgelegt. Zum Einen sind die Bausätze viel günstiger, außerdem war hier als Bonus ein Figuren-Set enthalten:
(Quelle:
Dragon ModelsEine See von Plagen der ganz besonderen Art, gegen die man sich wappnen sollte, sind allerdings die Bauanleitungen: unübersichtlich, gespickt mit Fehlern und mit angezeigten Optionen, aus denen man nicht schlau wird. Man kommt quasi nicht umhin, sich zumindest rudimentär in die Historie eines Fahrzeugs einzuarbeiten, sonst wird man wahnsinnig. Wie Kollege David Coyne drüben in Track Link - sehr zu empfehlen, übrigens! - geschrieben hat: "The Dragon instructions will challenge your sanity". Wer also so einen Bau einigermaßen hinter sich gebracht hat, kann mit Fug und Recht behaupten: "Ich habe einen Drachen besiegt!" Zwar keinen Drachen, der Feuer speit, jedoch ein Meister der kognitiven Dissonanz und der gekonnten Irreführung. So, das musste ich jetzt los werden. Jetzt geht es mir schon viel besser.
Im Bausatz sind Decals für folgende Fahrzeuge enthalten:
- StuG-Abt. 191 - "die mit dem Büffel", panzergrau - Ostfront 1942
- 1/StuG-Abt. 197, panzergrau mit gestreifter Wintertarnung, "Klärchen" - Krim 1942
- 3/StuG-Abt. 197, panzergrau - Balkan 1941
Zur Historie des FahrzeugsAuf Basis des Sd.Kfz. 10 mit Fahrgestell D7, des leichten Halbketten-Zugfahrzeugs mit 1 Tonne Zuglast, sollte ein gepanzertes Fahrzeug entstehen, das für eine Reihe von Aufgaben vorgesehen war. Dazu sollte das Kettenlaufwerk um eine Laufrolle verkürzt werden (Fahrgestell D7p) und ein Panzeraufbau mit geneigten Platten montiert werden. Im Gegensatz zu den mittleren und schweren Zugmaschinen besaß das Sd.Kfz. 10 bereits eine Wanne statt eines Leiterrahmens, also sollte in der Theorie das neue Fahrzeug ohne allzu großen Aufwand schnell serienreif werden.
Erstens kommt alles ganz anders, zweitens als man denkt, wie es so schön heißt. Das Ende vom Lied war, dass wesentliche Teile des Fahrwerks neu konstruiert werden mussten, um ein Fahrzeug mit gepanzertem Aufbau realisieren zu können. Das hieß, dass das Fahrzeug erst wesentlich später als geplant produziert werden konnte. Die 0-Serie wurde 1940 fertiggestellt, mit der Serienproduktion wurde Anfang 1941 begonnen.
Die Produktion der Fahrzeuge wurde über mehrere Firmen verteilt: die Fahrgestelle bei 4 verschiedenen Firmen (Demag, Adlerwerke, Büssing NAG und Mechanische Werke Cottbus), die Panzeraufbauten bei 4 verschiedenen Firmen (Böhler-Werk, Deutsche Edelstahlwerke, Bismarck-Hütte und Ferrum-Werk Laurahütte), und schließlich die Endmontage bei wiederum sechs verschiedenen Firmen. Genaueres siehe hier:
WikipediaDie Produktion der Panzerwannen begann bei den Böhler-Werken in Kapfenberg, Österreich. Diese begannen mit der Variante als Beobachtungsfahrzeug für die Sturmartillerie, dem Sd.Kfz. 253, gefolgt von einem Muntionsfahrzeug, ebenfalls für die Sturmartillerie, dem Sd.Kfz. 252. Beide hatten, im Gegensatz zum Sd.Kfz. 250, ein geschlossenes Dach.
Das Eigenartige am Panzeraufbau der Böhlerwerke ist, das er nicht der vorgesehenen Norm entspricht! Wir sprechen hier nicht von kleinen Eigenmächtigkeiten wie beim Panzer IV, wo man ein gewissen Kleinigkeiten erkennen kann, in welchen Werk er entstanden ist, sondern von einer ganz anderen Form! Der Panzeraufbau der Böhler-Werke erhielt demnach auch eine eigene Bezeichnung: Panzeraufbau Sd.Kfz. 250/Z. Dieser unterscheidet sich z.T. erheblich vom Standard, dem Panzeraufbau Sd.Kfz. 250E, der vom Heereswaffenamt eigentlich vorgegeben war. Warum hier die Böhler-Werke ihr eigenes Süppchen gekocht haben und warum diese Abweichung von der Norm dennoch toleriert wurde, ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich wollte man "endlich zu Potte kommen". Dennoch wurden 1941 nur 389 Stück insgesamt produziert und erst 1942 nahm die Fertigung richtig Fahrt auf.
Fahrzeuge mit diesen zwei verschiedenen Panzeraufbauten erhielten die Bezeichung "Ausf. A", früher in der Literatur als "alte Art" bezeichnet. Das findet sich heute noch ab und an. Im Jahre 1943 wurde die Ausführung B eingeführt (früher: "neue Art"), ähnlich wie beim Sd.Kfz. 251 Ausf. D mit stark vereinfachtem Aufbau, aus weniger Panzerplatten zusammengesetzt, dafür mit integrierten Staukästen.
Zum VorbildNachdem ich dieses Buch gelesen hatte:
Die Sturmgeschützbrigade 191 - Die "Büffel-Brigade" im Einsatz auf dem Balkan und in den Weiten Russlands 1940-1945, Flechsig Verlaghabe ich mich dazu entschlossen, eine Reihe von Fahrzeugen aus dem Balkan-Feldzug zu bauen. Wieso nicht? Sieht man eher selten. Also habe ich mir als Erstes folgendes Fahrzeug ausgesucht:
(Quelle: Wikimedia Commons)
Wahrscheinlich aufgenommen in Bulgarien, also kurz vor dem Griechenland-Feldzug. Der o.g. Bausatz enthält genau die passenden Decals dazu.
Hier noch ein paar Bilder, die beim Bau sehr nützlich waren:
(Quelle: Wikimedia Commons)
(Quelle: unbekannt)
(Quelle:
valka.cz)
Das nächste mal beginne ich mit dem eigentlichen Baubericht.