Jagdpanzer 38(t) "Hetzer" - BMM Baulos Dezember 1944

[Steffen.B.]

Im Jahr 2013 startete im dmmb Forum aus einer Diskussion über die damals neuen ACADEMY und EDUARD "Hetzer" Bausätze heraus spontan ein Gruppenbau "Hetzer". Bei mir lag noch ein alter Bausatz herum, mit dem ich daran teilnahm.

Die Zutatenliste :

* Bausatz von BILEK (vor langer Zeit ohne Karton gekauft), die Gussformen stammen hier von ITALERI unter Zugabe einiger spezifischer Teile für den ST-1 (tschechische Hetzer-Variante der Nachkriegszeit)
* Alu-Rohr von RB Model
* Ätzsatz Eduard 35343 für den Italeri Hetzer
* Segmentgliederkette aus dem Eduard Hetzer Bausatz (oder Trumpeter Einzelgliederkette, mal sehen)
* Teile vom Academy Hetzer
* Teile aus dem SKP Umbausatz für den TAMIYA Hetzer

Mein besonderer Dank gilt hier Stefan aus dem dmmb Forum.  Ihm verdanke ich die Academy und SKP Teile sowie die Trumpeter Kette in OVP (nicht mit auf dem Bild). Das vereinfacht und beschleunigt den Bau, da es mir u.A. die Modifizierung der Bausatz-Laufrollen erspart.




Ich erntete jede Menge Unverständnis, wie man sich diese alte Krücke angesichts neuerer und weitaus besserer Bausätze antun konnte. Nun. Des bekannten brasilianischen Modellbauers Marcos Serra' (online unter dem Alias Panzerserra unterwegs) Antwort wäre : "weil ich ihn da hatte !"


Bevor es schön wird, kommt immer das Grobe.
Dazu wurden zunächst erst einmal Sinkstellen und unbenötigte Passhilfen verspachtelt und verschliffen.









Da mir die Passlöcher für die diversen Griffe zu groß ausgeführt waren, habe ich sie allesamt mittels heiß gezogenem Gußast verschlossen und anschließend mit einem 0,5mm Bohrer neu gebohrt. Hier werden entweder Griffe aus Messingdraht oder aus heiß gezogenem Gußast eingeklebt ... je nach Lust & Laune. :mrgreen:
Die angegossenen Ösen zum Abplanen des Kasemattendaches wurden weg geschnitten und an ihrer statt mit einem 0,35mm Bohrer Öffnungen gebohrt. Dort wird dann gebogene Kupferlitze als Ösen eingeklebt.



Auch die Passlöcher für den Wagenheber wurden mit heiß gezogenem Gußast verschlossen.
Man kann es nur schlecht sehen, aber die Öffnung in der Rohrwiege wurde im unteren Bereich etwas mit Plastik-Karte überarbeitet. Zudem wurde die Rohrwiege außen schon einmal mit Plastik-Kleber eingestrichen, um die Gußstruktur darzustellen. Ironie des Schicksals - eine eigens zu diesem Zweck vorgesehene Zahnbürste im Bestand meiner Bastelwerkzeuge ist spurlos verschwunden. Man hatte also die Wahl ; Zahnbürste der Herzallerliebsten aus dem Bad klauen oder bis Montag warten und eine neue Zahnbürste zum Darstellen der Gußoberfläche kaufen. Ihr dürft raten, wofür ich mich entschied ...   



Die Hauptwaffe erfuhr die größte Modifikation. Die Lagerung in der Rohrwiege war seitens Italeri sehr fragil ausgeführt. Für das Plastik-Rohr mochte das reichen. Aber ich wollte definitiv ein Alu-Rohr von RB Model verwenden. Keine Ahnung für welchen Bausatz genau RB Model sein Alu-Rohr konzipiert hat, jedenfalls nicht für Italeri. RB Model hat das Rohr zweiteilig ausgeführt, das Rohr selbst und eine Hülse, welche auf das hintere Ende aufgesteckt wird. Damit das Rohr am fertigen Modell die richtige Länge hat, war es unbedingt nötig die Hülse mit zu verwenden. Also wurde die Kanone des Italeri Bausatzes massiv überarbeitet um die Hülse aufnehmen zu können.

[Steffen.B.]

Stefan überließ mir freundlicherweise seine TRUMPETER Einzelgliederketten (Art.Nr. TK-15). Eigentlich sollen sich diese Ketten voll beweglich bauen lassen. Nur leider sind die dafür einzuklebenden Stifte viel zu kurz. Egal wie man es versucht, die Kette fällt bei der kleinsten Bewegung wieder auseinander.
Jetzt packte mich der Ehrgeiz - das muss sich doch beweglich abändern lassen ! Also 0,6mm Bohrer gezückt und alle Kettenglieder vollens aufgebohrt. Dann von den Spritzlingen abtrennen, versäubern und auf der beiliegenden Bauschablone zusammen setzen. Auf der einen Seite werden die Stifte, Bauteil T4-2 eingeklebt. Evergreen 0,5mm Rundprofil auf knapp 6mm ablängen und in die Bohrungen der Kettenglieder einschieben, mit dem 0,6mm Bohrer vorsichtig bis zum Anschlag rein schieben. Nun noch auf der anderen Kettenseite die Stifte (Bauteile T4-1) einkleben und TaTa ... wir haben eine bewegliche Kette.
Heilige Schei... , war das eine Arbeit - und ich habe die zweite Kette noch vor mir !

Mein Problem mit den Triebrädern konnte ich lösen. Die ITALERI Triebräder wollten weder in die EDUARD Segmentgliederkette noch in die TRUMPETER Einzelgliederkette passen. FRIUL Triebräder mag ich nicht und Ersatz in Plastik war nicht aufzutreiben. also wurden die ITALERI Triebräder modifiziert, indem die Innenseiten der Zahnkränze deutlich dünner gefräst wurden.  ... in den PROXXON einspannen, 500 U/min und einfach per Hand einen Fräskopf dran halten. :mrgreen: Dazu wurden noch die Klebestellen der Triebradhälften um ca. 1,5mm verringert und schon passte Alles.



Auf der Außenseite der Triebräder sieht man, wie ITALERI die Bohrungen verschlossen hat - nicht sehr sauber, die Füllungen stehen ca. 0,2mm über. Klingt nach Nichts, fällt aber ins Auge. Also wurden diese Füllungen vorsichtig mit einem frischen Skalpell weg geschnitten und anschließend verschliffen.
Keine Ahnung was ITALERI hier getrieben hat. Ob sie ursprünglich einen frühen Hetzer darstellen wollten und sich dann doch für einen späten entschieden ... wer weiß.

Die 8 von ITALERI verfüllten Bohrungen, die zwei oberen wurden bereits weg geschnitten. Hier am Beispiel der äußeren Triebradhälfte.


Hier verschliffen, am Beispiel der inneren Triebradhälfte.


Die SKP Laufrollen von Stefan waren mir zu aufwändig zu versäubern. Auf den Innenseiten waren überall kleine Versenkungen, in denen irgendein weiches zähes Material steckte. Nach zwei Laufrollen hatte ich keinen Bock mehr und besorgte mir das Set German Jagdpanzer 38(t) Hetzer - late wheels von L.Z. Models (Art.Nr.35403). Dieses Set beinhaltet sehr sauber gegossene Laufrollen mit sehr feinen Details. Der Resin-Anguß ist hauchdünn und leicht mit einem Skalpell weg geschnitten. Es liegen sehr schöne Spannrollen bei, deren jeweils 8 Bohrungen mit einer hauchdünnen Haut verschlossen sind. Ein Mal die Innenseiten sanft überschleifen und die Häute sind weg. So gefällt mir Resin-Zubehör.

Für die L.Z. Models Räder müssen die ITALERI Achsen etwas aufgefüttert werden. Zudem müssen die innen liegenden Radnaben bei L.Z. Models etwas gekürzt werden. Alles schnell erledigt.
Etwas mehr Arbeit machen die Spannrollen. ITALERIs Spannrollen haben die Achse angegossen. L.Z. Models hat Spannrollen zum Aufstecken. Netterweise passte der Gußrahmen der EDUARD Segmentgliederkette vom Durchmesser her wunderbar als Achse. Wanne durchbohren, zusammen stecken - passt.



Eine Seite schaut schon mal hübsch aus - fehlt noch die andere ...


Das war Oktober 2013. Die Baustelle ruhte seither bis auf Weiteres, denn mir fehlte Fachliteratur. DIE Fachliteratur, genial aber sehr schwer zu bekommen. Ich hatte zwar das "Hetzer model file" Buch von MBI Publishing, aber ich suchte noch "Hetzer - Jagdpanzer 38" erschienen 2001 bei MBI Publishing Co., ISBN-10: 8090223893.

[Steffen.B.]

Und dann kam der 02.07.2021. Wieder einmal auf der Suche nach etwas ganz Anderem ...

(...) aber ich suchte noch "Hetzer - Jagdpanzer 38" erschienen 2001 bei MBI Publishing Co., ISBN-10: 8090223893.

Diesen Band habe ich jetzt schon eine Weile ebenfalls im Bestand. Der fiel mir nun zufällig wieder in die Hände ... und da war doch was ... 


Gesucht, gefunden, spontan das Laufwerk an- und die Kanone eingebaut.







Abgebrochene Schaftbohrer nicht weg werfen. Die taugen immer noch als Gegengewicht um ein Alu-Rohr auszubalancieren. Hier ist einer komplett eingeschoben, der zweite Schaftbohrer schaut hinten etwas heraus. Könnte man glatt für eine Granate halten.

[Steffen.B.]

Momentan habe ich ein Motivations-Tief beim Hetzer. Er sollte schnell fertig werden. Dem machte mir jedoch der verwendete EDUARD 35343 Ätzbogen einen Strich durch die Rechung. EDUARD legt zwar schöne aus Ätzteilen zu biegende Winkelspiegel bei, welche ITALERI vergaß. Aber sonst ... die Werkzeughalter sind schlicht nicht zu gebrauchen, die Kettenbleche sind vorn wie hinten falsch, die Werkzeugkiste ist gelocht wo es die späte ohne Löcher sein sollte, der Schieber auf dem Lüftergitter am Heck fehlt. Und überhaupt ist die Ätzplatine hauch dünn und so haben die Ätzteile kaum Formstabilität.





Die EDUARD Kettenbleche hinten sind im Bereich unter dem Wannenüberhang sowie bei den abgewinkelten Seitenteilen nicht ganz korrekt. Nicht weiter schlimm, die Seitenschützen  und die Bordausrüstung verdecken das später komplett.




Das Einzige, was für den EDUARD Ätzbogen spricht, sind die Winkelspiegel. Sie füllen ein Versäumnis von ITALERI.  Mehr Positives kann ich daran nicht finden.






In meinem Eifer hatte ich die viel zu großen angegossenen vorderen Kotflügel schon abgetrennt und wo hierdurch nötig mit Plastik-Karte aufgefüttert. Noch mit Spaß bei der Sache wurden die EDUARD Kotflügel gebogen und dann ... kam die Ernüchterung. Die sind in der Formgebung falsch, offenbar an einem falsch restaurierten Museums-Exemplar abgeschaut. Zudem passen sie schlichtweg nicht. Bringt man sie an, stimmen Neigungswinkel und Gesamtoptik nicht. Und das, obwohl dieser EDUARD Ätzbogen direkt und speziell für diesen ITALERI Bausatz gedacht ist ! Also ... ab in die Tonne.
Erster Gedanke ging zu ABER, die bieten Kettenbleche und Kotflügel als eigenes Set an. Leider sind die vorderen Kotflügel genau so falsch wie die von EDUARD.



Jetzt bin ich am Überlegen ; selbst irgendwie etwas zusammen wurschteln oder den kompletten Ätzbogen von VOYAGER oder DEF Model zu kaufen wo korrekte Teile enthalten sind. Auf Ersteres habe ich keine Lust und noch mal Geld für die Krücke ausgeben wollte ich auch nicht. Schauen wir mal ... 

[Steffen K.]

... wow, ... das nenne ich mal einen ausführlichen Baubericht. Klasse.   


Wird ein bißchen dauern bis ich das alles in Ruhe durchgelesen habe.

[Klaus Lotz]

Hallom Steffen,

bis hierhin wirklich klasse erklärt und gemacht.

Gruß

Klaus

[Steffen.B.]

So kann es kommen. Ich ärgerte mich über den EDUARD Ätzbogen. Man erinnere sich ; gelochte Werkzeugkiste und Kettenbleche.
In den letzten Tagen stöberte ich in den beiden MBI Bänden zum Hetzer und wurde stutzig. Mir fiel etwas auf. Um das zu prüfen, suchte und betrachtete ich alle mir verfügbaren Originalfotos von WW II "Hetzern".
Nach Fotolage kristallisierte sich Folgendes heraus :

(1) Kotflügel
Die vorderen Kotflügel von EDUARD und auch ABER sind definitiv falsch. Sie orientierten sich offenbar am falsch restaurierten "Hetzer" in Munster oder am in diesem Punkt ebenso falschen ITALERI "Hetzer". Der DEF Model Ätzbogen für den ACADEMY "Hetzer" ist hierbei korrekt.


(2) Kettenbleche
Die hinteren EDUARD Kettenbleche sind ein anderes Thema. Ich hielt sie erst auch für falsch. Aber BMM und Skoda "Hetzer" unterschieden sich offenbar auch hier.

Beim "Hetzer" Entwickler und ersten Herstellerwerk BMM (Böhmisch Mährische Maschinenfabrik) sind die hinteren Kettenbleche abgewinkelt und folgen der abfallenden Schräge der Ketten. Dabei sind sie auch mit der Außenkante leicht nach unten geneigt. Nicht so bei Skoda. Hier sind die hinteren Kettenbleche in Länge und Breite horizontal.

EDUARD hat genau diese Skoda Kettenbleche im Ätzbogen 35343 dargestellt. ABER, DEF Model stellen die Kettenbleche von BMM dar. Andere Ätzbögen habe ich nicht unter die Lupe genommen (auch nicht den neueren EDUARD Ätzbogen).


(3) Werkzeugkiste
Bislang sah man die ungelochte Werkzeugkiste allgemein als Merkmal später "Hetzer" an. Das scheint nur zum Teil zu stimmen. Denn alle identifizierbaren Skoda "Hetzer" haben bis zuletzt noch die gelochte Werkzeugkiste. Die ungelochte Werkzeugkiste findet man nur an späten BMM "Hetzer".


Warum ist das noch Niemandem aufgefallen ? So eine banale und leicht zu übersehende Sache wie die verschiedene Anbringung eines Griffes auf einer Wartungsluke bei späten Fahrzeugen findet man in fast jeder Fachliteratur. Aber Kettenbleche & Werkzeugkiste ... Fehlanzeige. 


Gut. BMM baute weit mehr als doppelt so viele "Hetzer" wie Skoda. Ich mag Underdogs. Und die EDUARD Ätzteile sind schon vorhanden. Bauen wir also einen Skoda "Hetzer". 
Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich die vorderen EDUARD Kotflügel korrigiere.