Takom's Chieftain Mk.10 - die Berlin-Brigade lebt

Begonnen von Rafael Neumann, 29. Mai 2020, 21:16

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Rafael Neumann

Hallo zusammen,

es lässt sich nicht leugnen, dass man mit dem Forum tatsächlich eine ganze Menge Zeit verbringt, um den Überblick über die geposteten Beiträge zu behalten; ehrgeiziges Ziel ist weiterhin, (fast) alles zu lesen. Das gelingt mal mehr, mal weniger.

Was dabei auf der Strecke bleibt ist eigentlich der Modellbau, und das hätte ich mir so auch wieder nicht gedacht. Es wurde also Zeit, wieder etwas auf die Beine zu bringen, und was gibt es da Schöneres, als gerade nicht alten angefangen Kram fertigzustellen (da hätte ich durchaus ein paar Kandidaten  :teufel:), sondern mit etwas Neuem zu beginnen. Ein Blick ins Bücherregal erinnerte mich recht schnell an die Rheinarmee, die auch bei uns in Recklinghausen mit einer Kaserne präsent war, und da ich zugegebenermaßen Berlin-Fan bin, kamen mir auch schnell wieder die Fahrzeuge der "Berlin-Brigade" in den Sinn. Zu dem britischen Kontigent der Vier-Mächte-Kräfte in Berlin zur Zeit des Kalten Krieges gehörten u.a. auch einige Chieftain Mk.10. Diese wurden, wie auch alle anderen gepanzerten Fahrzeuge der "Berlin-Brigade", mit einem auffälligen, jedoch für die Stadtverhältnisse offenbar äußerst effektiven Tarnmuster aus unterschiedlichen, rechteckigen Farbflächen lackiert. Das verlangt nach Umsetzung, gerade beim Chieftain wirkt das sehr martialisch und es handelt sich ausgerechnet wieder um ein Fahrzeug, dass ich vor Urzeiten in 1:72 gebaut habe. Was liegt dann näher, als nun wieder einen Chieftain zu bauen.


(Quelle: Wikipedia)

Im Bausatzregal findet sich Mk.10 von Takom und wartet darauf, auf dem Arbeitstisch zu landen. Und da ich meine Bausätze gerne mit Zubehör baue, wird es nach langer Zeit wieder ein Heidenspaß werden, mehrere Ätzteilsätze gleichzeitig zu verarzten. Gleichzeitig bringt die zumindest aus meiner Sicht anspruchsvolle Tarnung schon eine gehörige Portion Respekt vor der Umsetzung mit sich, aber bis zur Lackierung dauert es ja bestimmt noch ein wenig. Insgesamt ist der Chieftain ein - wie ich finde - interessantes Relikt aus dem kalten Krieg, das gerade für Überlebensfähigkeit auf dem Schlachtfeld gemacht war. Dafür sprachen auf jeden Fall die Bewaffnung und die als ,,Stillbrew" bezeichnete Zusatzpanzerung an der Turmfront und rechts und links der Fahrerluke. Es ist nicht ganz klar, was sich in diesen Modulen verbarg, aber man vermutete eine erste Variante der Mehrschichtpanzerung. Das hier soll es dann werden - das britische Antennenset aus WWII ist leider nicht zu gebrauchen:





Und weil ich den Leuten immer gerne in den Ohren liege, sie mögen doch einen Baubericht machen (auch wenn das einiges an Mehrarbeit bedeutet), werde ich auch hier zum Chieftain nach langer Zeit wieder einmal einen Baubericht machen. Im Netz finden sich bereits einige Bauberichte zum Chieftain und gerade auch zur Berlin-Tarnung, und die Modellbauer sind da durchaus unterschiedlich herangegangen. Ich werde mir hier später die Arbeit doch etwas erleichtern, denn es gibt von Clayton Ockerby (Workbench-Hobbies) ein entsprechendes Maskierset. Dieses habe ich zwar bestellt, aber coronabedingt wird es aus Australien eine ganze Weile unterwegs sein:





Der Bau beginnt wie immer recht unspektakulär mit dem Fahrwerk. Die Teile lassen sich recht gut verarbeiten und aus den Rahmen trennen, wobei das Plastik von Takom manchmal dazu neigt, in das Bauteil einzureißen, wenn man es zu dicht am Spritzling abschneidet. Hier ist also ein wenig Vorsicht geboten. Der für mich immer langweiligste Teil sind die Laufrollen, aber irgendwann ist auch das geschafft. Leider sieht Takom hier nur für das Geschütz, nicht aber für die Leiträder und die Zahnkränze Polycaps vor, aber aus dem Fundus lässt sich etwas zurechtschnitzen, so dass alle Laufrollen und die Zahnkränze später für die Lackierung vernünftig abgenommen werden können:





Dazu kommen nun die Leiträder sowie die die Laufrollenwagen mitsamt der Federung und der Stützrollen, wobei jeder Laufrollenwagen hier aus 6 Teilen besteht:



Die Laufrollenwagen wurden dann zusammen mit den ersten Kleinteilen an die Unterwanne geklebt, und schon waren die ersten Bauabschnitte fertiggestellt - ohne ein einziges Ätzteil in der Hand zu haben. Das war recht entspannend, und so darf es gerne bleiben:







Bevor es dann hier weitergeht muss ich erst einmal alle Bauanleitungen "querlesen" und mit entsprechenden Anmerkungen versehen, damit ich den Überblick behalte, welche Bausatzteile beibehalten werden und wo die Teile durch Metall ersetzt oder auch ergänzt werden sollen.
Feuer frei für die Kritiken, die Spiele sind eröffnet.

Liebe Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Leopard 2 Mann

Hallo Rafael,

da nehme ich doch mal Platz und schau mal zu. Mal gespannt was du alles nachdetaillierst und ob deine Sets ausreichen oder ob du weiteres Zubehör benötigst.
Zum Kunststoff von Takom kann ich dir nur zustimmen. Habe damit auch schon Probleme gehabt und bevorzuge deshalb andere Hersteller.

Gruß Alexander :1:

michel2827

Sehr geil Rafael. Da schau ich zu. Ich mag den Chieftain mit seinem röhrendem Sound. Wer sich mal ein Video zu nem Chieftain auf Youtube rein gezogen hat, weiß wovon ich rede.
Der Anfang ist hier gemacht, wobei ich die Laufrollenwagen gerade sehr interessant finde, weil es nicht eine Drehstabfederung ist, sondern diese massiven Rundfedern am Laufrollenwagen.
Hast du dir eigentlich die Feuerlöscher geordert? Bin gespannt wie die von der Qualität her sind.
Gruß Carsten


https://www.instagram.com/commonwealth_scalemodeler/#

Damidduweisswasbescheidis

johnrambo

Hallo Rafael,

da schau ich dir gerne zu, bin vor allem auf die interessante Lackierung dann gespannt. Bis jetzt schaut's gut aus :23:

LG Dennis
Im Bau:

- Panther in Frankreich

Steffen K.

Zitat von: Rafael Neumann am 29. Mai 2020, 21:16
....
... aber bis zur Lackierung dauert es ja bestimmt noch ein wenig.

Moin Großer,

... bei dem Satz musste ich doch ein wenig schmunzeln.   :23: :23:

Gruß
Steffen
"Schöne Grüsse aus der Westpfalz"

Wimpl

Ich nehme Platz und sehe zu...mir steht der auch noch bevor, nur sicher ohne Ätzis...irgendwie stehe ich mit denen grad auf Kriegsfuß...

Aber: Ich warte mal ab...und lerne!!
Greetings to NSA...have fun with my postings!!!!

Rafael Neumann

Zitat... ... aber bis zur Lackierung dauert es ja bestimmt noch ein wenig ... bei dem Satz musste ich doch ein wenig schmunzeln ....

Ja, bitte ... ?  :pffft:
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

der55er

Da schau ich auch gern zu, der Anfang sieht schon vielversprechend aus.
:7:
Beste Grüße, Jörg,
aus Ostthüringen

Rafael Neumann

Guten Abend zusammen,

heute habe ich im Garten wieder 1:1 den Mauerbau nachgestellt und unsere letzten Klinker verbaut, um eine Lücke in der Gartenmauer zum Nachbarn zu schließen, so dass ich erst jetzt wieder an den Computer komme.

Zitat... Mal gespannt was du alles nachdetaillierst und ob deine Sets ausreichen oder ob du weiteres Zubehör benötigst ...

@Alexander:
Meinst du damit noch etwas Bestimmtes ? Unmengen an Zubehör gibt es gar nicht auf dem Markt, und das ein oder andere Teile habe ich ja bekommen.

@Carsten:
Die Feuerlöscher habe ich zusammen mit ein paar ergänzenden Decals für Lastklassen usw. bestellt und auch bereits bekommen. Darauf komme ich dann zurück, wenn die dran sind. Auf den ersten Blick sehen die Teile schon mal gut aus, und bei einem muss ich dann wirklich überlegen, ob es sich lohnt, den auseinanderzuschnitzen und mit der Halterung von Voyxager zu versehen. Der hängt unter einem seitlichen Staukasten am Turm - also nicht so prominent wie der andere vor der ersten Staukiste auf dem linken Fender.

Zu den Ätzteilen:
Die Sets von Voyager sind da schon eine kleine Herausforderung, aber man verbaut auch meistens nicht wirklich alles. In Teilbereichen sind sogar die Plastikteile besser - weil dreidimensional - und dann genügt es oft, diese dünner zu schaben. ansonstern werden ich gerade bei den Kisten die meisten Teile löten, weil ich finde, dass das einfach zu einer stabileren Verbindung führt. Und mittlerweile geht mir das Löten ja ganz gut von der Hand; da konnte ich einiges von Chris lernen, den Rest habe ich mir aus dem Löttutorial von Johannes geholt. Zum Löten gehört eigentlich wie zur Lackierung das Üben dazu, und man wird nach und nach besser, die zu verlötenden Teile dürfen kleiner sein und man muss immer weniger versäubern, weil man bereits beim Löten darauf achtet, nur kleinste Mengen an Lötzinn zu verwenden oder eben die Teile vorher zu verzinnen und dann nur noch kurz mit Lötfett "anzubraten". Auch beim Lötfett kann man aufrüsten, und nach einem Tipp von Manne (herzlichen Dank dafür) habe ich in Holland ein Lötfett von Griffon Kiwa gefunden (S-39), mit dem sich sehr gut arbeiten lässt. Das hier ist auf jeden Fall immer noch topaktuell:
https://www.modellbauforen.de/index.php?topic=1724.0

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

LowBudget

Hey Ralf,
bei der Menge an Ätzteilen und der schwierigen Tarnlackierung bricht mir der Schweiß auf der Stirn aus. Sehr spannendes Projekt was du da vorhast, ich schau gespannt zu!

Grüße
Stephan


daleil

Hi Rafeal,

wirklich sehr schön wieder was von dir hier zu sehen. Sehr interessantes Vorbild hast du dir rausgesucht, ich werde das auf jeden Fall mit großer Spannung nachverfolgen!


Gruß
daleil
www.daleil.de

Lebenslang Grün-Weiß!

Rafael Neumann

#11
Hallo zusammen,

wenn ich ehrlich bin behagt mir für später die Kombination aus den ganzen Ätzteilen zusammen mit dieser Lackierung noch nicht wirklich, denn da es einiges abzukleben gibt könnte auch einiges an Kleinzeug verloren gehen. Also warten wir das ab oder es wird wie mein Enigma vielleicht wieder ein "naked tank" ohne Lackierung ... ?   :teufel:

Beim Durchforsten diverser Foren und Gruppen, die sich mit dem Thema Chieftain beschäftigen, bin ich auf eine Zeichnung von einem Detail gestoßen, das man noch korrigieren kann. Ich weiß, ich sollte so etwas lassen, aber es geht einfach nicht.  :pffft:
Auf dem letzten Foto im ersten Beitrag des Bauberichtes erkennt man zwischen den ersten beiden Boogies einen kleinen Deckel, der nur recht grob gegossen wurde. Apropos Boogies: Ich bin froh, dass ich mich nicht im Massstab 1:6 mit dem Bausatz beschäftigen muss, denn dann sähe ein Boggie so aus:



Allerdings kann man sich auch hier im kleineren Maßstab über die Detaillierung des Bausatzes wirklich nicht beschweren. Takom hat den Aufbau der sog. Horstmann-Boogies tatsächlich sehr detailliert umgesetzt, wie man hier an den Einzelteilen erkennen kann:



Das Versäubern der dünnen Ärmchen hat definitiv keine große Freude bereitet - zum Glück ist nichts passiert. Die Federn sind zwar massiv gegossen, aber davon sieht man nach der Montage der Boogies fest nichts mehr - auch verdecken hier später die Schürzen die gesamte Kostruktion. Jedes Paar hat auch wie beim Original einen unterschiedlichen Aufbau und man darf die Teile beim Verkleben an die Wanne nicht durcheinanderbringen, weil dann die Konstruktion nicht funktionieren würde:







Aber nicht abschweifen, zurück zu dem kleinen Deckel. Es handelt sich hier um eine Öffnung, um Müll nach draußen befördern zu können - irgendwie typisch und very british:


(Quelle: Chieftain Appreciation Sociey)

Im Original schaut das dann so aus:



Und zumindest ein wenig liebevoller gestaltet im Modell, bis ...:



Ja, genau ... bis einem auffällt, dass dieses nette Detail komplett hinter den Schürzen verschwinden wird. Aber wie ich so gerne sage:
Ich weiß, dass es da ist. In den kommenden Tagen geht es dann mit ein paar Schnitzereien an der Wanne weiter, weil für die sog. Stillbrew-Panzerung hinter der Fahrerluke ein paar angegossene Teile entfernt werden müssen. Dazu später wieder mehr.

Bis dann
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Rafael Neumann

#12
Hallo zusammen,

ich hatte ja ein paar fehlende Schnitzereien an der Wanne versprochen, und somit werden die auch geliefert. Es ist nichts Wildes, weil es auch im Bauplan vorgesehen ist. Grund dafür ist wahrscheinlich, dass dieser Mk.10 die sog. Stillbrew-Zusatzpanzerung bekommen hat, und Takom hat bei der Oberwanne für alle herausgebrachten Chieftain wohl die gleiche Form verwendet - und das passt dann halt nicht immer. Während des Iran-Irak-Krieges 1980 stellten die Briten fest, dass die Panzerung der iranischen Chieftains wohl nicht ausreichte, um den 115mm-Kanonen der neueren T-62 zu widerstehen. Also wurde eine passive Zusatzpanzerung entwickelt, deren Namensgebung auf Col. Stiller und John Brewer zurückging, die an der Entwicklung beteiligt waren. Nach diesen beiden Entwicklern wurde es "Stillbrew-Panzerung" genannt, exakter wäre Stillbrew Crew Protection Package (SCPP). Zuerst zum Einsatz kam die Zusatzpanzerung dann ab 1986 bei den Chieftain Mk. 10, später dann auch Mk.11 und Mk.12. Wenn man also der Bauanleitung glauben darf, soll es diesem Teil der Wanne hier an den Kragen gehen:



Die Bohrungen sind natürlich unproblematisch, aber leider sitzen die 4 angegossenen Teile wirklich oben mittig auf der Wanne und rahmen auch noch den Fahrererker mit dem Winkelspiegel ein. Eine gewisse Vorsicht ist also beim Entfernen der Teile geboten, damit man nicht die umlaufende Umrandung beschädigt. Ich benutze in solchen Fällen zwar auch gerne ein scharfes Skalpell, aber ergänzend kommen immer noch meine Gravierstichel zum Einsatz, die ich in diversen Ausführungen habe. Gerade die Flachstichel sind sehr hilfreich, wenn man etwas wegnehmen muss und die umliegende Fläche als Referenz und somit Auflage hat.  Hier sind schon einmal die vorderen Teile entfernt:





Danach musste der Rest natürlich auch noch weg und die Oberfläche wurde wieder geglättet:





Im Anschluss wurden noch die Teile der Zusatzpanzerung aufgeklebt, und dann sah das ganze schon wieder fast aus wie gewollt:




Bis dann
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

der55er

Schaut gut aus, :7:
und die Verwendung des Gravierstichel ist auch eine gute Idee.
ich merke gerade, das mir doch so manches Werkzeug fehlt.
Beste Grüße, Jörg,
aus Ostthüringen

Wimpl

Ja diese Gravierstichel würden mich auch interessieren...wo hast du die her, wie heißen die Dinger genau, wo kriegt man die...auf den ersten Blick in große Webseiten mit dem Namen eines südmaerikanischen Flusses findet man eine Vielzahl an diesen Dingenr, aber diese erscheinen mir alle für Fräsen zu sein (klein, hinten rund,...)

Vielleicht kannst du uns da aufklären?
Greetings to NSA...have fun with my postings!!!!