Pinselwahl

Begonnen von Panzy, 12. März 2012, 16:59

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Panzy

Ahoi Gemeinde,

nach längerer Zeit bin ich auch mal wieder da.  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/18.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':18:'>

Ich bin auf der Suche nach neuen Pinseln. Die, die ich bis jetzt hatte/habe, sind nicht so das Wahre.
Es geht vorallem um die "kleinen", alo 0, 00 und 000.

Meine Frage ist, welche ihr so benutzt bzw ihr mir empfehlen könnt. Da gibts ja eine Unmenge an Herstellern. http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/3.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':3:'>
Die müssten, wenn möglich, für  email color, aqua color und ölfarben geeignet sein.


Danke schonmal.

LG
Panzy
LG
Panzy

Hetzer1

Moin http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/1.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':1:'>

Also die größte Auswahl hast Du in einem Geschäft für Künstler-Malbedarf. Die haben die ganze Bandbreite und für jeden Geldbeutel was da.Ich benutze am liebsten die von DaVinci lange haltbar und nicht zu teuer.Du mußt entscheiden ob Echthaar oder Synthetik. ich benutze beide.


Gruß von der Ostsee,Markus
In der RUHE liegt die KRAFT!!!

charlie

Hi Panzy,

mit der Frage nach den Pinseln und wer welche benutzt, ist es noch nicht ganz getan, finde ich.
Ich arbeite seit vielen Jahren aussschließlich mit lösemittelhaltigen Farben und benutze fast ausschließlich Marderhaarpinsel und das bis zu Stärken von 5/0 hinunter. Meine Erfahrungen damit sind gut, aber wie so oft hat auch hier die Qualität ihren Preis, was jedoch nicht zwingend heißt, daß Du für jeden Pinsel ein Vermögen ausgeben mußt.
Wohl jeder Hersteller, der auf sich hält, hat derartige Pinsel im Programm. Ob es dabei notwendig ist, einen ergonomisch ausgerichteten Pinselstiel mit Gummieinlage zu haben, muß ein jeder für sich entscheiden. Ich bin bislang ohne derartigen Schnickschnack ausgekommen.
Nach meiner Erfahrung ist aber von einem 20er-Satz Pinsel für 1,95 EUR im allgemeinen nicht viel zu erwarten. Die da-Vinci-Pinsel sind gut; ich habe auch mehrere im Gebrauch. Desgleichen kann ich die Springer-Pinsel sehr empfehlen.
Bei Synthetikpinseln wäre ich vorsichtig, manchmal vertragen die Borsten keine Lösemittel und kleben zusammen.
Ein guter Synthetikpinsel zeichnet sich ebenso wie ein guter Naturborstenpinsel durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Feinheit und Flexibilität der Borsten ("Malverhalten") einerseits und andererseits der Fähigkeit aus, die Farbe aufzunehmen.
Nun läßt sich aber auch der beste Pinsel binnen kürzester Zeit zugrunderichten, wenn er nicht gut gepflegt wird und vor dem Reinigen erst tagelang eingetrocknet herumliegt. Auch läßt sich jede Pinselspitze prima und dauerhaft beschädigen...
Ich empfehle deswegen, den Pinsel auch gut zu pflegen, dann hält er jahrelang, bewahrt die Form, und damit kann sich auch ein teuerer Pinsel als durchaus preiswert erweisen.


Viele Grüße!


Charlie
Nunquam retrorsum!

Landgraf

Danke für die Info.

Dabei kommt mir gerade so die Frage auf:

Jahrelang? Willst du uns kurz ein kleines Tutorial mit den " Go´s und NoGo´s" des Pinselmalens geben?

Panzy

Ich bedanke mich auch für die Antworten.

Beim rumstöbern in diversen Shops und ebay fallen mir immer wieder Pinsel auf, die eigentlich für Fingernageldesign etc bestimmt sind. (eben auch in den Größen 0,00,000)
Ich denke mal, was für Fingelnägel gut ist, kann für den Modellbau nicht schlecht sein... http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/3.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':3:'>  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/31.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':31:'>
u.a. auch aus Zobelhaar. Ist das mit Rotmarderhaar vergleichbar???


LG
Panzy
LG
Panzy

charlie

Hi Landgraf,

das kann ich gern tun, allerdings
1. wahrscheinlich erst am Wochenende, weil ich derzeit abartig viel arbeiten muß, und
2. weiß ich nicht, ob ich viel Neues werde schreiben können.

Des weiteren will ich nicht verheimlichen, daß ich auch seit vielen Jahren (aber leider mit einigen z.T. langen Pausen) mit einer Spritzpistole arbeite (einer Badger 150 mit mittlerer Düse).
Ich werde mich alsbald ans Werk machen und Euch ein wenig aufschreiben, das mir dazu einfällt.

@Panzy
Ich habe bislang noch nicht bewußt mit Zobelhaarpinseln gearbeitet. Wenn mich meine Biologiekenntnisse nicht im Stich lassen, sind Zobel Mitglieder der Familie der Marder. Ob sich das in der Haarqualität niederschlägt, wage ich zu bezweifeln. Die Werbung ist heutzutage findig geworden und nutzt jede Chance, Produkte mit dem Mäntelchen höchster Qualität zu umhüllen, um noch ein paar Euro mehr herauszuholen.


Bis bald!


Charlie




Nunquam retrorsum!

superbickel

Hey Charlie! Auch ich würde es sehr begrüßen, wenn du deine Kenntnisse zum Thema Pinsel am WE hier verewigst. Ich denke da kann so mancher noch was lernen, auch ich sehr wahrscheinlich.
"Es gibt kein lebendiges Tier, dass einem eingeölten Schotten entkommen kann"  - Hausmeister Willy

WatchYaHead

Ich glaub Zobel riecht nicht so streng wie Rotmarder  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/31.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':31:'>

Von Billigpinseln würd ich die Finger lassen, höchsten mal für den einmaligen Silikongebrauch oder so.

Pinselpflege, was mir dazu einfällt...
Nicht eintrocknen lassen
Nicht an den Haaren (eine Bürste hat Borsten  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/36.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':36:'> ) ziehen, sondern Farbe und Verdünnung mit einer rollenden Bewegung entfernen
Nicht kopfüber in Gläser stellen
Nach Gebrauch leicht einölen
Iiih klebt das !

charlie

Schreck laß' nach, was kommt denn da für ein Echo?! Ich bin nicht sicher, ob ich Euere offenbar hohen Erwartungen erfüllen kann, aber ich werde nicht kneifen.
Seid bitte nur nicht enttäuscht, wenn kein Fachbuch dabei herauskommt.

Bis dann!


Charlie
Nunquam retrorsum!

WatchYaHead

Entspann Dich Charlie, jeder Kniff und jedes Wissen ist hier sicher gern gesehen.  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/30.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':30:'>
Iiih klebt das !

Landgraf

OH DOCH! Und wehe wir entdecken auch nur EINEN Rechtschreibfehler http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/auge.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=';)'>  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/37.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':D'>

Nein, im ernst - für jede Info bin ich dankbar

charlie

Ganz vorweg:
Ich habe hier fast nur, aber nicht ausschließlich über Pinsel geschrieben; die eine oder andere Anmerkung konnte ich mir nicht verkneifen. Hoffentlich sind sie Euch hilfreich.
Und erschlagt mich nicht, wenn die Bilder nicht 100%ig scharf sind. Ich habe keine eigene Digitalkamera und weiß mit den Dingern nicht recht umzugehen. Die Konsequenz seht Ihr ja.
Davon abgesehen wundert Euch auch bitte nicht über die Beispielfigur. Sie ist ururalt, und damals wie heute kann ich nun mal keine Gesichter malen.


Vorweg:
Pinsel sind ein Verbrauchsgut, wenn sie hin sind, sind sie nicht mehr zu reparieren. Sie verbrauchen sich aber nicht binnen dreimaliger Benutzung. Bei guter Pflege kann ein Pinsel viele Jahre halten.
Wie bei jedem Werkzeug lohnt sich der Kauf eines guten Pinsels um so mehr, je öfter er benutzt wird. Fürs bloße Bemalen eines Bf-109-Cockpits hat es keinen Sinn, einen Marderhaarpinsel für 5 EUR zu erstehen, wenn es dagegen darum geht, die roten Bereiche an den Instrumenten herauszuheben, ist es schon einen Gedanken wert.
Figuren in 1/35 oder anderen Maßstäben, Instrumente, Alterung von Modellen... Es gibt eine riesige Anwendungsbreite, und wer sie nutzen will, wird sich früher oder später gute Pinsel kaufen.
Ich empfehle Pinsel von da Vinci bzw. von Springer vor allem für anspruchsvolle Arbeiten. Fürs Grobe habe ich stellenweise schon seit über 10 Jahren einige ganz einfache Flach- und Rundpinsel, die mich damals nur ein paar Groschen pro Stück gekostet haben. Zweifellos kann man für solche Pinsel viel, viel mehr Geld ausgeben, aber das ist, wie mit einem Porsche zum Einkaufen in die Stadt zu fahren...
Eine Auswahl meiner Pinsel zeigt die nachstehende Abbildung:

http://i1060.photobucket.com/albums/t450/charlievarrick/DSCF5459a.jpg" border="0">


1. Anwendungsmöglichkeiten

I. Naß

1.1 Detailarbeiten

Ich denke hier an das Malen von Gesichtern, Augen, aber auch Kokarden an Schiffchen und Barett, Knöpfe am Mantel einer Figur, farbig abgesetzte Bereiche und/oder Skalen an Instrumenten, Schalterknöpfe und dergleichen. Je kleiner das Detail, desto länger wird die Zeit, das sprichwörtliche Tüpfelchen richtig zu setzen.


a. Farbwahl
Die Farben sollten also so lange verarbeitbar sein, daß der Pinsel nicht nach 20 s ausgetrocknet ist. Große Flächen brauchen logischerweise einen großen Pinsel, der einen großen Farbvorrat und großen Durchsatz bietet und folglich langsames Austrocknen bei stetigem Wiedereintauchen in den Farbvorrat. Beim kleinen Pinsel ist das gerade umgekehrt, und darum trocknet die Farbe schnell aus, außer wenn sie eine lange Offenzeit hat.
Bei normalen Farben bleibt da nur, den Pinsel immer mal wieder ins Terpentin zu tauchen, um die Farbe wieder zu verdünnen, aber das ist nicht leicht zu kontrollieren. Gerade bei kleinen Details kann das ärgerliche Folgen haben, wenn die Farbe plötzlich, weil viel zu flüssig, verläuft und die Umgebung gleich mitfärbt.
Gute Erfahrungen habe ich in dieser Hinsicht mit Ölfarben gemacht, die stundenlang verarbeitbar sind. Natürlich brauchen sie tagelang zum Trocknen (Vorsicht beim Weglegen des bemalten Teils! ), haben aber wiederum den Vorteil, daß ein falsch gesetztes Tüpfelchen auch gut und im allgemeinen spurlos wegzuwischen ist.
Die lassen sich darüber hinaus auch prima ineinanderziehen (fast noch besser als Revell- oder Humbrolfarben), und eine Füllung reicht für einen laaaaaangen Strich. Dazu sollte allerdings nur die Spitze aufgesetzt werden


b. Handhaltung
Anschauliches Beispiel ist, beim Billard das Queue mit nur einer Hand benutzen zu wollen. Wer nicht der Spitzenkönner ist, dem zittert die Queuespitze dabei gewöhnlich derart, daß ein vernünftiges Spiel unmöglich ist. Macht es Euch also leicht, und baut Euch "Brücken".
Was ich damit sagen will, ist, so wenig wie möglich freihändig zu arbeiten. Früher habe ich das Teil und den Pinsel beim Malen vor der Brust gehalten; das Ergebnis war entsprechend.

http://i1060.photobucket.com/albums/t450/charlievarrick/DSCF5405b.jpg" border="0">

Wenn ich heute kleine Details bemale, stütze ich beide Handgelenke auf die Tischkante und führe die malende und die haltende Hand so dicht wie möglich zusammen. Noch mehr Ruhe erreiche ich, indem ich einzelne Finger beider Hände leicht gegeneinanderdrücke und so meine Haltung fixiere (klingt komisch, aber die Ruhe kommt durch die Anspannung).


http://i1060.photobucket.com/albums/t450/charlievarrick/DSCF5406b.jpg" border="0">

Der wesentliche Vorteil dieser Methode ist, daß ich entweder das Werkstück am Pinsel  nachführen kann oder umgekehrt (gut zum Beispiel beim Reifenmalen, wenn dem Rand der Felge gefolgt werden soll), und ich habe immer den besten Winkel zwischen Pinsel und Werkstück - etwas, das ich mit keinem Haltewerkzeug hinbekomme. Das Hirn stellt sich am besten auf die Bedürfnisse der Hand ein.
Es bringt meiner Meinung nach auch nichts, das zu bemalende Werkstück flach auf den Tisch zu legen und dann zu lackieren. Seid also faul, und macht es Euch leicht.


1.2 Kleinflächige und flächige Arbeiten

a. Vollständig deckender Anstrich
Je kleiner die zu lackierende Fläche, um so kleiner sollte der Pinsel sein. Ich benutze Pinsel für derartige Arbeiten maximal bis ca 10 cm x 10 cm, eher kleiner. Dazu verwende ich in der Regel einen 2er Pinsel, selten einen 3er.
Ein deckender Anstrich mit dem Pinsel ist zwar auf beliebig großen Flächen möglich, erfordert aber mit zunehmender Fläche immer größere Fähigkeiten, wenn es gut aussehen soll. Das wesentliche Problem ist, den Pinsel so zu führen, daß der Farbauftrag gleichmäßig ist. Typisch ist beim Pinselauftrag eine schwache Wellenstruktur in der lackierten Oberfläche, und die Täler bzw. Erhebungen stammen von den Borsten bzw. der Farbe. Das bei größeren Flächen zu vermeiden, erfordert schon eine Menge Erfahrung. Eine Spritzpistole ist hier schwer zu schlagen.

- Glatte oder rauhe Oberfläche?
Rauhe Oberflächen sind leichter deckend zu bemalen als spiegelglatte, weil sich die Farbe in den kleinen Vertiefungen sammelt und damit die große Fläche in viele kleine zerlegt.

- Matte oder glänzende Farbe?
Meine Erfahrung zeigt, daß glänzende Farben im allgemeinen schwieriger zu verarbeiten sind, weil sie um jede Erhebung bzw. Kante einen Bogen machen. Wer schon einmal mit dem Pinsel einen nicht durchbrochenen Kühlergrill aus weißem Polystyrol glänzend schwarz lackieren wollte, wird wissen, was ich meine. Da sind dann schnell mehrere Lackiergänge notwendig, ehe alle Kanten schwarz sind.
Bei der Gelegenheit: Habt in dem Falle Geduld! Wenn Ihr seht, daß sich die Farbe von der Kante wegzieht, versucht nicht, durch einen tüchtigen Klacks Farbe nachzubessern. Der Schuß ist bei mir bislang immer nach hinten losgegangen. Warten, rauchen, Kaffee oder Bier trinken, während alles trocknet, und dann lackiert eine zweite Schicht.

- Gut oder schlecht deckende Farbe?
Manche Farben haben hohe Deckkraft, andere nicht. Gelb, Weiß und Rot - auch dunkelrot - ohne Spritzpistole auf nicht grundierte, dunkle Untergründe aufzubringen, ist kein Vergnügen.
Generell ist beim "Kontrast"-Lackieren, also helle Farbe auf dunklem Untergrund oder umgekehrt, ratsam, nicht eine dicke, sondern mehrere dünne Schichten aufzutragen. Jede davon sollte richtig durchtrocknen, ehe es weitergeht, am besten über Nacht. Womöglich löst sich sonst die untere beim Auftrag der neuen an, und es verschmiert. Alles schon gehabt, lästige Sache.
Diese Tatsache hat mich vor 19 Jahren dazu bewogen, mir eine Spritzpistole zu kaufen. Damals baute ich eine He 111 von Italeri, und die war aus dunkelgrünem PS gespritzt und sollte hellblaue Unterseiten bekommen. Seinerzeit habe ich auch mit den alten Revellfarben gearbeitet, und die haben scheußlich gedeckt (oder ich war zu blöd). Irgendwann hatte ich es satt.
Hinzu kommt wenigstens bei mir, daß sich beim Lackieren größerer Flächen immer kleine Fussel einschleichen, die das Gesamtbild beeinträchtigen. Manchmal ist das schlimm, manchmal nicht: Wo es auf eine glatte Oberfläche ankomt, bei einem Flugzeug oder Auto etwa, sieht es schlecht aus. Bei einem Panzer hingegen ist es nicht weiter tragisch; er kann ruhig alles mögliche im Lack haben. Oft genug wurde im Felde lackiert, und der Panzer war währenddessen bestimmt nicht blitzblank.


b. Nicht deckender Anstrich
Mit dem Pinsel lassen sich Effekte erzielen, wie ich sie mit der Spritzpistole nicht hinbekomme, und das sind kosmetische und Alterungseffekte. Dafür nehme ich stets einen größeren Pinsel, als notwendig wäre, um die Fläche deckend zu bemalen. Zumeist ist es ein 8er Rundpinsel, mit dessen langen Borsten sich lange Striche, aber auch kreisende (Misch-)Bewegungen ziehen lassen - klingt reichlich esoterisch, ich weiß.

b.1 Trockenmalen oder auch "Dry brushing"
Schade, daß es keine wirklich passende Übersetzung für dieses Wort gibt, aber sicher wird jeder wissen, was ich meine. Darüber brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben, weil sich viele, viele Einträge dazu finden.

b.2 Lasierendes Malen, Schleiern oder auch "Washing"
Auch diese Methode ist nicht neu; ich verwende zwei Unterarten:

b.2.1 Mit verdünnter Farbe
Im Prinzip wird fertige Farbe stark verdünnt und aufs Modell gebracht. Verbreitet ist, solch eine fertige Mischung aufzutragen; ich mache das nicht. Statt dessen bringe ich zuerst eine dünne Schicht Terpentinersatz aufs Modell, dann nehme ich mit dem noch nassen Pinsel eine  s e h r  kleine Menge Farbe und verteile sie im Lösemittel. So kann ich selbst bestimmen, welche Stelle wie geschminkt wird.
Je nach gewünschtem Effekt verteile ich die Farbe mit verschiedenen Bewegungen:Wenn etwa Wasser an einer rostigen Kante hinablaufen soll, nehme ich wenig Terpentin und ziehe eine Farbsträhne in Laufrichtung weg. Achtet darauf, breitspurig anzufangen und die Spur schmal auslaufen zu lassen.

Beispiel Mauerwerk, Teil I
Für den wolkig verfärbten Putz einer Hauswand nutze ich viel Terpentin, damit sich die Effekte gut einstellen können. Einige Stellen erhalten auf die Art mehr Farbe, andere weniger und wieder andere gar keine.
Gleichviel ob Rauhputz oder glatter Putz, ich flute die zu bearbeitende Seite der Hauswand mit Terpentin und schwemme dann die Ölfarbe mit leicht "stampfenden" Bewegungen darin auf. Der Effekt ist, daß die Pigmente durch die dicke Schicht und das Stampfen aufgewirbelt und unregelmäßig verteilt werden, ähnlich wie Schlamm, der Wasser trübt und sich wieder absetzt.
Mit fortschreitender Verdunstung des Terpentins setzen sich die Pigmente mehr und mehr ab und bilden schließlich den wolkigen Schleier, den ich haben will. Wo sich die Pigmente absetzen, kann ich steuern, indem ich mal hier, mal dort Terpentin nachführe oder - wenn es zuviel des Guten war, mit einem Pinsel Flüssigkeit abnehme.

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Sehr gut ist auch, daß weiche Mischungsübergänge erreicht werden können, wenn mehrere Farben zugleich aufgetragen werden. So nehme ich für alte Steinmauern zwei oder drei verschiedene Ölfarben, die ich ineinanderlaufen lasse. Das verstärkt noch den Effekt der vielen Farbnuancen einer Mauer aus Natursteinen.


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(Aus PS gespritztes) Holz kann auf die Art auch in uralte, verwitterte Planken verwandelt werden.

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Beispiel Mauerwerk II
Noch etwas für Hausbauer: Mit stark verdünnter Farbe lassen sich die Fugen in Ziegelmauerwerk gut darstellen. Ich verdünne die Farbe dabei so stark, daß sie sich durch den Kapillareffekt in die Fugen zieht und damit zugleich den Pinsel leersaugt. Das bedeutet aber nicht, daß ich deshalb die ganze Maueroberfläche anmalen muß; es reicht, den gefüllten Pinsel an eine Fuge zu halten, bis die Oberflächenspannung überwunden ist. Den Rest machen die Kapillarkräfte.
Das Ganze wiederhole ich so lange, bis die ganze Mauer "verfugt" ist, brauche allerdings eben nicht die komplette Oberfläche grau anzumalen. Damit verkürzt sich die Trockenzeit.
Wenn alles durchgetrocknet ist, male ich die Ziegel an. Das geht schnell und recht sauber, indem ich diagonal male, also schräg zu den Fugen, damit ich die frisch gefärbten Fugen nicht von vorn bemalen muß. Die Farbe verdünne ich möglichst wenig, sonst läuft sie doch noch in die Fugen. Wenn dann eine rauhe Oberfläche entsteht, ist das besonders bei Ziegelmauerwerk keinesfalls unerwünscht, im Gegenteil.
Dann töne ich die Ziegelfarbe mal heller, mal dunkler ab und zeichne einzelne Ziegel nach dem Zufallsprinzip ab, um den unregelmäßigen Brand der einzelnen Steine nachzustellen. Wie oft gilt auch hier: Weniger ist mehr. Es ist auch nicht notwendig, daß jeder Stein vollflächig abgetönt wird, das ist im Original auch nicht der Fall. Die Gestaltung einer Ziegelwand kommt also manchmal ans "Dry brushing" heran.


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Welche Farbart Ihr beim nichtdeckenden Malen verwendet, hängt von Euerem Geschmack ab und nicht wenig vom gewünschten Zweck. Es muß beileibe nicht immer Ölfarbe sein, die von Humbrol oder Revell sind auch für bestimmte Effekte gut, zuweilen sogar noch besser:
Während Ölfarben nämlich sehr fein und homogen pigmentiert sind, werden offenbar wenigstens einige der Revell- und Humbrolfarben aus verschiedenen Pigmenten gemischt. In die zerfallen sie bei sehr starker Verdünnung auch wieder, und das ergibt sehr interessante Effekte vor allem auf Gebäuden. So ist im Hellgrau 75 von Revell ein Gutteil hellcremefarbener Pigmente (siehe oben)... Für Mauern oder nuancierte Schmutzaufträge fabelhaft.
Mit dem Pinsel lassen sich also manche Effekte verstärken bzw. überhaupt erst erreichen, die mit der Spritzpistole nicht zu bewerkstelligen sind - für mich jedenfalls.
Achtet aber darauf, daß Ihr gerade bei einer solchen Schwemmaktion behutsam reibt und nicht so fest aufdrückt. Bedenkt nämlich, daß Ihr das Terpentin auf eine ursprünglich mal terpentinlösliche Farbe aufbringt. Es ist möglich, daß Ihr die Originalfarbe wieder abreibt.
Außer Terpentin eignet sich z.B. auch Petroleum, trocknet aber langsamer. Der Experimentierfreude sind kaum Grenzen gesetzt.

Nachtrag: Wer z.B. die Spuren am Tankverschluß eines Panzers nachstellen will, verwende obige Methode im kleinen Bereich um den Tankdeckel und gebe einen winzigen Tupfer Schwarz hinein. Der zerläuft etwas und imitiert den Schmutz sehr gut.


b2.1 Mit Pastellkreiden
Die Methode ist ähnlich, nur daß statt Farbe Pastellkreide aufgetragen wird, und es lassen sich neben den obengenannten Trägermedien auch Spiritus, Isopropanol und Wasser nutzen. Ich nehme auch hierzu den 8er Rundpinsel.
Aufgepaßt, denn die Pastellkreiden sind hochkonzentriert und sollten mit Vorsicht aufgetragen werden. Restlos bekomme ich sie nicht weg, wenn ich mich mit Petroleum oder so vergriffen habe.
Tastet Euch von unten heran, und übertreibt nicht; nehmt lieber zuwenig an Pastellkreide und zuviel an Flüssigkeit. Sonst heißt es vielleicht experimentieren, um das Modell zu retten. Alternativ: Neu lackieren. Beim Panzer kein Problem, beim Flugzeug oder Auto zählt dann als Ausrede nur noch, daß es jahrzehntelang in der Sahara gestanden und da sehr gelitten hat.

http://i1060.photobucket.com/albums/t450/charlievarrick/DSCF5475a.jpg" border="0">

Wichtig: Die Pastellkreiden verändern bei Terpentin und Petroleum zweimal ihre Farbe. Erstens beim Auftragen, da werden sie mindestens zwei Nuancen dunkler, und zweitens beim Trocknen, da werden sie wieder heller, aber nicht mehr so hell wie ursprünglich. Auch hier tastet Euch heran.

Nachtrag Panzer "verkleistern":
Wer gern dick aufträgt und schmutzige Dinge mag, der sollte mal ausprobieren, einen Panzer zu verdrecken. Erst eine mehr oder weniger dicke Schickt Tapetenkleister auftragen und darauf die Pastellkreiden fixieren. Das geht auch mit feingemahlenden Erden aller Art. Wenn ein Teil des aufgetragenen Kleisters unbeladen bleibt, ist das auch nicht schlimm, weil der Kleister transparent und matt trocknet.


II. Trocken

Mit einem Pinsel lassen sich sehr gut zermahlene Pastellkreiden (wofür eine alte elektrische Kaffeemühle großartig ist) auftragen. Die verschiedenen Pastellkreiden bewahre ich in alten Filmdosen auf. Je nach gewünschtem Effekt staube ich das Modell mit den Pastellkreiden ein und/oder reibe den Staub in den i.d.R. matten Lack. Das kann staubbedeckt, ausgeblichen, aber auch abgenutzt (Einstiegsbereich bei Luken, Cockpits etc.) aussehen.
Sinnvoll ist,  b e h u t s a m  eine Schicht Klarlack darüber aufzutragen, sonst ist es nicht griffest.
VORSICHT: Der Mattlack und die Druckluft nehmen ein Gutteil des Effektes weg, also tastet Euch heran und übertreibt lieber ein bißchen, ehe Ihr enttäuscht seid, weil alles verschwindet.
Ich sagte "übertreibt...etwas" - ich habe also gewarnt. ;-)

- Abgasfahnen
Wer sich nicht getraut oder nicht die Übung hat, Abgasfahnen an Auspuffen mit der Spritzpistole anzubringen, kann sich so nach und nach an das gewünschte Aussehen herantasten. Je nach Breite der Abgasfahne bietet sich auch an, naß und trocken miteinander zu kombinieren.
Gilt ebenso für Schmauchspuren an Bord-MG und Mündungsbremsen. Ich verwende dazu einen 2er oder 3er Rundpinsel.

- verschmutzte Laufwerke bei Rad- und Kettenfahrzeugen
analoges Vorgehen. Mit dem Pinsel Pastellstaub aufnehmen und leicht einreiben. Taucht den Pinsel etwa zur Hälfte in den Staub, das reicht.
Mit einer kleineren Menge Staubes im Pinsel wird der Schmutz imitiert, der sich in den Kantenund Ecken der Karosserie ansammelt. Mit etwas Geduld sind sogar verstaubte Scheiben möglich. Das sieht besonders gut aus, wenn der Wirkungsbereich der Wischerblätter vorher abgeklebt wird.

- Schlamm bei Rad- und Kettenfahrzeugen
Auch für ein Gemisch aus maßstabsgerecht gekörntem Schlamm ist der Pinsel das richtige Instrument. Je nach Auftragsmenge tut es ein 2er - 4er Pinsel, den Schlamm mache ich aus "Gips", Hydrozell oder auch echtem Schlamm. Einfärben nach dem Trocknen mit Pastellkreiden oder Farbe.


III. Ethylacetat
Die eigentlich aktive Substanz in normalen Klebern von Revell, Faller und so weiter ist Ethylacetat.  E s  ist, was das Polystyrol anlöst und die Teile miteinander verschweißt. Weil es sehr schnell verfliegt, enthalten die Kleber auch Verzögerer, auf daß die Verarbeitungszeit länger sei.
Dieser Vorteil ist auch ein Nachteil, weil es viel länger dauert, bis so eine Klebeverbindung richtig durchgetrocknet ist. Manchmal dauert es 4-5 Tage; probiert es ruhig mal an einem Probemodell aus.
Abhilfe bietet da reines Ethylacetat, welches in der Apotheke und gewöhnlich auch zu Apothekenpreisen erhältlich ist. Wird reines Ethylacetat verwendet, sind selbst größere Klebeverbindungen nach ungefähr einer Viertelstunde durchgehärtet.
Und mit einem Pinsel kann man das Ethylacetat auch einwandfrei auf die Klebestelle aufbringen. Der Kapillareffekt zieht die Flüssigkeit in die Klebefuge ein, was ein großer Vorteil ist, denn ich muß z.B. nicht den Kleber um die ganze Klebefläche eines Flugzeugrumpfes herum auftragen und feststellen, daß er vorn schon angetrocknet ist, wenn ich fertig bin. In diesem Falle Rumpf zusammensetzen und einen vollen Pinsel nach dem anderen am Rumf langführen, so daß das Ethylacetat nach und nach die Rumpfhälften vollständig verklebt.
WICHTIG: Ethylacetat ist nicht besonders gesund, also vermeidet Hautkontakt, achtet auf angemessene Belüftung, und nehmt die Dämpfe nicht "auf Lunge", auch wenn der eine oder andere - mich eingeschlossen - finden mag, daß es gut riecht.

IV. Pflege
Nach Gebrauch muß ein Pinsel - nun ja - gereinigt werden. Da ich mit lösemittelhaltigen Farben arbeite, reinige ich meine Pinsel unnmittelbar nach Gebrauch in Terpentinersatz. Damit geht der größte Teil der Farbe raus, und dementsprechend leidet das Terpentin.
Wenn ich den Pinsel gleich danach für eine andere Farbe weiterverwenden will, streife ich ihn zum Trocknen mehrmals auf einem saugfähigen Tuch ab, damit der in der Rest Terpentin in der Metallhülse des Pinsels auch noch herauskommt. Anderenfalls wird vor allem bei einem 2er oder 3er Pinsel die neue Farbe auf einmal sehr inhomogen flüssig und schwer kontrollierbar.
Nach abschließendem Gebrauch reinige ich den Pinsel zusätzlich in einem zweiten Glas mit sauberem Terpentin fertig und lege ihn auf eine saugfähige Unterlage, so daß die Borsten richtig trockengesogen werden.
Falls doch mal ein Pinsel eingetrocknet ist, bringe ich ihn in DOWANOL PM (1-Methoxy-2-Propanol) wieder in Schuß. Diese Flüssigkeit ist nach meinem Dafürhalten genau das, was Revell als "Airbrush Clean" anbietet. Vermeidet nur, sie lange an der Luft stehen zu lassen, weil sie Wasser zieht und dadurch ihre Reinigungskraft verliert.
(Dowanol PM ist übrigens sehr gut geeignet, auch alte Modelle von ihrer Farbe zu befreien! Nur legt die Modelle nicht länger als 12 h hinein, weil sonst das Polystytol weich wird. Es wird später zwar wieder fest, aber zugleich auch spröde.)
Wenn Euer Pinsel übrigens eine Schutzhülse aus einem Stück Plastikrohr hat, benutzt sie ruhig und schont damit die Spitze. Falls die Hülse abhandenkommt, nehmt ein Stück Strohhalm, das tut es auch.


IV.  Verschiedenes
Und was taugt ein Pinsel, der zum Malen nicht mehr geeignet ist, weil er... keine Borsten mehr hat oder eben doch mal eingetrocknet ist, weil man ihn liegengelassen hat, als die Liebste anrief? Klar ist der noch zu gebrauchen:

- Ich verwende sie gern und viel, um z.B. Laufrollen zu lackieren. Laufrolle oder Rad daraufstecken und einfach mit einem intakten Pinsel lackieren. Klappt auch sehr gut mit Propellerhauben (Spiralen à la "Zyklopenauge" und Ringe), Raketen und allen rotationssymmetrischen Gebilden. Ringe auf Granaten malen, Weißwandreifen usw.

http://i1060.photobucket.com/albums/t450/charlievarrick/DSCF5462a.jpg" border="0">

- Zum Lackieren kann man ein Flugzeugmodell (1motorig) auch gut auf einen Pinselstiel stecken.

- Ein eingetrockneter Pinsel eignet sich auch, um ein Mischglas für die Spritzpistole vom groben Schmutz zu befreien, ehe die Feinreinigung erfolgt. Dann schadet es nichts, beim Scheuern auch mal fester aufzudrücken, denn die Borsten sind sowieso schon hin.

- und und und...


V. Nachwort
Ich hoffe, Euch mit dem Sermon nicht erschlagen zu haben. Es gibt dennoch kein Patentrezept, welcher Pinsel sich am besten wofür eignet und wer wie was arbeiten soll. Probiert es aus, und schickt mir gegebenenfalls eine PN, wenn Ihr Fragen habt. Wenn ich kann, helfe ich gern weiter.



Viele Grüße!



Charlie




Nunquam retrorsum!

Landgraf

http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/13.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':13:'> ! Wow, das ist um einiges mehr als ich erwartet hatte! Klasse Beitrag, sollte man auf jedenfall "Sticky" machen.

Danke für deine Arbeit!!

WatchYaHead

Ääh ja, ich bin auch überrascht, klasse Beitrag und sogar mit ner Menge Bilder.
Macht sich in der Tipps und Tricks Rubrik sicher gut, müsste mal einer der Mods in die Hand nehmen...
 http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/5.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':5:'>  http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/11.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':11:'>
Iiih klebt das !

Panzy

Hi Charlie,

man, das nenn ich mal ne ausführliche Beschreibung rund ums
 "Pinseln" http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/11.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':11:'>
Da haste dir wirklich Arbeit gemacht. Vielen Dank.

Ich denke mal, da findet jeder noch Hinweise und Tipps.


LG
Panzy
LG
Panzy