Vielen Dank
lappes, so viel Recherche betreibe ich normalerweise auch nicht. In dem Fall hat mich das Thema wirklich fasziniert, und Neil Stokes, ich kann ihn nicht oft genug erwähnen, hat wirklich ein herausragendes Buch geschrieben. Den Aufbau finde ich optimal: Zuerst werden die einzelnen Komponenten vorgestellt und wie sie sich im Laufe der Entwicklung verändert haben. Darauf aufbauend werden die verschiedenen Ausführungen des Panzers von 1940 bis 1943 vorgestellt, wobei man dabei immer wieder zu den Einzelkomponenten zurückblättern kann. Es ist also sowohl interessant zu lesen als auch hervorragend als Nachschlagewerk zu gebrauchen. Die Risszeichnungen in 1:35 runden die Sache für uns Modellbauer ab.
Damit nicht genug, man bekommt auch noch auf seiner Webseite alles noch einmal mundgerecht präsentiert, in der Form von "Kochrezepten" für die gängigen Bausätze. Im vorliegenden Fall:
KV-1 Model 1942 w/ Simplified Welded Turret (February to April 1942)Viel von meinem Baubericht stammen fast 1:1 aus dieser Anleitung. Schade nur, dass die Bausätze von Bronco noch nicht dort besprochen werden. Bin auch gespannt, ob er wie angekündigt auch mal ein ähnliches Buch über den Nachfolger bei den sowjetischen schweren Panzern, den Iosif Stalin und seine Abarten, herausbringt.
Zurück zum Baubericht: wird sind fast durch, was den Bau an sich betrifft! Allerdings lauern noch eine paar Tücken.
Bauabschnitt 11Die vorderen Kettenschutzblech-Befestigungen (F10) sind von der Passgenauigkeit nicht überragend, aber OK. Ein bisschen Spachtelmasse um die rechteckigen Öffnungen in der vorderen Wanne ist leider nötig.
Die Zusatzpanzerungen, die den Turmdrehkranz von der Seiten schützen (F29 + F30) wären nicht weiter erwähnenswert, wenn der
Tschap hier nicht wieder aus der Reihe tanzen würde. In der Regel sind die Zusatzpanzerungen wie die Teile im Bausatz: Relativ breit, mit rechteckigen Aussparungen für die Kettenschutzblech-Befestigungen. Auf dem Foto (ganz oben im Baubericht) kann man jedoch deutlich erkennen, dass die Panzerplatten deutlich schmäler waren und so auf die Aussparungen verzichten konnten. Das war eine simple Anpassung: Einfach so lange abschleifen, bis es von den Proportionen her passt. Einen schmalen Rest bei den Aussparungen habe ich mit Spachtelmasse aufgefüllt.
Der verstellbare Haken für das rechte Abschleppseil fehlt, denn das Winkelblech für dessen Befestigung wurde anscheinend abgerissen. Übrig geblieben ist nur ein kleiner rechteckiger Teil davon, den habe ich mit einem flachen Stückchen Plastik nachgebildet.
Bei der linken Zusatzpanzerung habe ich den Haken für das Abschleppseil dran gelassen. Wie alles hier im Baubericht ist das, was die linke Fahrzeug-Seite betrifft, reine Spekulation.
Die je zwei Ersatzkettenglieder hinten auf den Schutzblechen habe ich gemäß Foto jeweils um ein geteiltes Kettenglied erweitert, so dass sie nun leicht über die Schutzbleche hinausragen. Eine kleine Korrektur ist an den Ersatzkettenglieder nötig: Trumpeter hat ihnen jeweils 4 Befestigungen spendiert, es sollten aber nur 3 sein. Dasjenige, das sich vorne und außen befindet, sollte entfernt werden. Auch musste ich die äußeren Kettenglieder soweit zurecht schnitzen, bis das zusätzliche Metall-Kettenglied aus dem Master-Club-Set dazu passte.
Zuguterletzt kommen wir zur Werkzeugkiste, die auf Position 7 kommt. Kurze Erklärung: Durch die rechteckigen Befestigungen sind die Kettenschutzbleche in 10 ungefähr gleich große Segmente unterteilt, die man in der Literatur zur leichteren Kommunikation systematisch durchnummeriert hat. Links ist vorne:
(Quelle: Neil Stokes,
Terminology)
Das ist vielleicht die größte Schwäche des Bausatzes, allerdings nicht allzu dramatisch zu beheben. Die Werkzeugkiste wird durch 2 runde Zapfen auf dem Kettenschutzblech positioniert, und diese Zapfen habe eine kleine "Stufe" eingebaut. So schwebt die Kiste scheinbar ca. 1mm über dem Schutzblech. Da ist Magie am Werk! Was Trumpeter an der Stelle einfach weggelassen hat, sind sowohl die beiden Sockel für die Kiste als auch die Befestigungsgurte. Die Kiste sollte dann annähernd (aber nicht ganz) so hoch sein wie die Panzerwanne. Die Sockel habe ich aus Evergreen-Profilen, die Befestigungsgurte mit schmalen Streifen aus Isolierband nachgebildet. So hat Isolierband
doch einen Zweck auf der Welt! Als i-Tüpfelchen winzige Schlaufen aus Kupferdraht:
Auf dem ersten Bild sind die vorderen Teile der Sockel horizontal noch etwas zu lang.
Bauabschnitt 13Hier geht es um die Abschleppseile, die dem Bausatz als verdrillter Kupferdraht beiliegen. Ich finde das Medium klasse: Zuerst ausglühen, damit es seine Elastizität verliert und man es leichter in die gewünschte Form bringen kann. Dann mit einer Grundierung versehen, damit Farbe darauf hält. Ich verwende dafür Mr. Metal Primer.
Bauabschnitte 14 bis 16Wir sind durch! In Abschnitt 14 wird nur gezeigt, wie die beiden Baugruppen - Wanne und Turm - miteinander verheiratet werden und wie die Abschlepp-Seile und -Ringe befestigt werden, alles ohne Klebstoff. Von den Abschleppseilen habe ich, wie oben schon erwähnt, nur das linke verwendet. Bei dem Befestigungshaken hat man zwei Möglichkeiten: Oben rum oder unten rum. Soll heißen: Im Feld wurden die Befestigungshaken entweder auf die jeweilige Kettenschutzblech-Befestigung gelegt (zwischen Position 3 und 5 bzw. 4 und 6), oder aber, um die Abschleppseile besser zu fixieren, durch die dreieckigen Öffnungen hindurch - sofern vorhanden, versteht sich. Ich habe mich für Variante 2 entschieden, allerdings habe ich die Seile erst nach der Bemalung befestigt.
Abschnitt 15 zeigt nur den fertigen Panzer, und Abschnitt 16 zeigt alle optionalen Teile auf. Wenn man diesen letzten Abschnitt erst jetzt konsultiert, hat man etwas falsch gemacht!
Generell kann man sagen, dass man sich nicht stur an die vorgegebene Bauabschnitt-Reihenfolge halten muss. Ich springe ganz gern hin und her, wenn es mir sinnvoll erscheint. Beim nächsten Mal würde ich die Reihenfolge wieder umschmeißen, um mir die Sache noch etwas einfacher zu machen.
Was dem Bausatz fehlt ist eine Antenne, es gibt lediglich den Sockel dafür. Auf den allermeisten Fotos, die ich kenne, fehlt komischerweise die Antenne, obwohl die Ausstattung mit Funkgeräten doch nicht
so schlecht war. Vielleicht am Anfang von Barbarossa, aber 1942 sollten doch mindestens die Hälfte damit ausgestattet sein. Ein Foto habe ich immerhin gefunden, auf dem sie recht schön zu sehen ist. Im Buch von Neil Stokes wird beschrieben, dass zunächst 2-Meter-Antennen, ab 1942 dann 4-Meter-Antennen verwendet wurden. Vier Meter? Das wäre
ziemlich lang, fast doppelt so hoch wie der Panzer selbst! Habe ich bisher noch nie auf einem Foto gesehen. Ich habe die Abstände auf dem Foto vermessen und per Dreisatz kommen tatsächlich fast genau 2 Meter heraus.
Die Antennen hatten knapp über dem Sockel eine Feder, so dass die Antenne etwas Bewegungsfreiheit hat und beim Drehen des Turms nicht abbricht. Ich habe lange überlegt, aus welchem Material ich die Antenne herstellen könnte. Der Klassiker, gezogener Gießast, ist immer etwas heikel, da in meinem Fall von vornherein schon zum Abbrechen verurteilt. Dann habe ich mir meine Akustik-Gitarre angeschaut und gedacht: "Da gehören mal
ganz andere Saiten aufgezogen!" Gesagt, getan, denn oberhalb der Mechaniken bleibt immer ein Stück übrig, das man abzwicken kann. Und so ist die Antenne inklusive Feder aus einer D-Saite entstanden:
Den Antennensockel habe ich mit dem 0,5mm-Bohrer aufgebohrt und die Antenne erst einmal beiseite gelegt.
Bevor es mit der Bemalung weitergeht, empfehle ich noch folgende Ergänzungen zu machen: Schweißnähte und Scheidbrenner-Spuren. Dem Modell fehlen fast sämtliche Schweißnähte, dabei hatte das Original eine ganze Menge davon zu bieten, vor allem an der Wannenfront. Hier habe ich mal die Methode mit Zweikomponenten-Modelliermasse (Magic Sculp) und einer ollen, zurechtgefeilten Schreibfeder verwendet. Zuerst bildet man mit dem Graviermesser eine flache Rille, damit die Schweißnaht später eine Führung hat. In Ecken ist das nicht unbedingt notwendig. Dann knetet man die zwei Komponenten der Modelliermmasse zusammen und rollt sie zu einer feinen "Nudel" aus. Dabei sollte die Unterlage nass sein, sonst klebt die Masse fest und reißt. Dann die "Nudel" anbringen, vorsichtig andrücken, z.B. mit einem Zahnstocher und zurechtschneiden. Solange die Masse noch weich ist, die Schweißnaht-Struktur mit einem geeigneten Werkzeug einarbeiten. Was man dafür verwendet, ist reine Geschmackssache, die Schweißnaht sollte danach nur halbkreisförmige Vertiefungen haben.
Für mich verlief dieser erste Versuch nicht optimal, da muss ich noch eine Menge üben. Danach bin ich auf meine bisher verwendete Methode ausgewichen: Die Spachtelmasse aus der Tube von Vallejo mit der Dosierspitze aufgetragen und dann strukturiert. Geht auch, ist aber bei weitem nicht so schön wie erstgenannte Methode,
wenn man sie denn drauf hat.
Was man auch ergänzen sollte, denn das erhöht den Realismus des Modells ungemein und ist relativ unaufwendig: Die Stahlplatten der sowjetischen Panzer waren zum Teil recht grob mit einem Schneidbrenner ausgeschnitten. So sollte man die Stirnseiten der Panzerplatten folgendermaßen bearbeiten: Zunächst mit dünnflüssigem Plastikkleber bestreichen. Warten, bis das Plastik weich ist und dann mit einer spitzen Klinge so bearbeiten, dass es nach Scheidbrenner ausschaut. Das kann gern ungleichmäßig sowohl in der Tiefe also auch in der Richtung erfolgen. Nach dem Trocknen kann man Rückstände, die eventuell abstehen, wegfeilen.
Bei den Turmseiten hat Trumpeter das schon "ab Werk" getan, man darf den Effekt aber getrost noch verstärken.
BemalungZu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Modell nicht vor dem Lackieren wasche. Sollte man vielleicht grundsätzlich machen, um später ungewollte Abplatzer zu vermeiden. Ich gelobe Besserung!
Grundiert habe zunächst mit Mr. Surfacer 1200 aus der Sprühdose. Riecht ziemlich übel, aber danach kann man gut erkennen, ob man sauber geklebt und verspachtelt hat.
Mit Vallejo 4BO Green Primer habe dann in mehreren Schichten die Farbe aufgetragen. Wie beim Panzergrau bin ich auch hier mit dem Farbton zufrieden. Sieht für mich russisch Grün genug aus. Ich habe lediglich von oben eine etwas aufgehellte und verdünnte Schicht aufgetragen, um ein bisschen Kontrast - Neusprech: Modulation - in die Sache zu bringen.
Dann ein bisschen Pin-Washing mit Dark Wash von MiG und ein wenig Trockenmalen mit grüner Ölfarbe - keine Sorge, der "Laubfrosch"-Effekt verschwindet später wieder:
Da einfarbige Lackierungen gerne etwas langweilig ausschauen - ich persönlich bin kein allzu großer Freund von der Schwarz-Weiß-Methode - habe ich etwas Ölfarbe mit einem mit geruchlosem Terpentin befeuchteten Flachpinsel eingearbeitet:
Dann kam das nächste Kopfzerbrechen: Die Turm-Aufschrift. Welche Farbe und wie auftragen? Die Aufschrift selber, "Чап" (Tschap ausgesprochen), ist etwas rätselfhaft, steht aber wohl für Tschapajew, einem helden aus der russischen Revolution. War vielleicht sein Spitzname: "Hey Tschap, alte Socke, wie geht's denn so?"
Normalerweise sind Aufschriften auf grünem Untergrund immer weiß oder gelb, was in dem Fall ganz offensichtlich nicht zutrifft. Ab und zu anzutreffen ist auch Rostrot, also habe ich es zuerst mit dieser Farbe probiert. Eigentlich wollte ich es schon freihand probieren, aber ein netter Modellbaukollege aus Wien (der weiter oben genannte
mannmitbrille bei Scalemates) hat mir davon abgeraten, und mich auf ein YouTube-Video von Adam Wilder verwiesen, wie man Lackierschablonen anfertigt. Den Luxus eines Farbprofils, das ich nur abzupausen hatte, hatte ich nicht, also habe ich das Foto vermessen und es in eine ungefähre Skizze auf Papier im Maßstab 1:35 angefertigt. Die Schrift habe ich mit einer frischen Klinge ausgeschnitten und auf der Turmseite platziert, mit viel Maskierband außenrum. Hier das Ergebnis, in Farbe und in Schwarzweiß:
Also: Viel zu hell im Verglich zum 4BO Grün. Da zeigt sich wieder die alte Weisheit, was die Wehrmachts-Dreifarb-Tarnung ab 1943 angeht: "Auf Schwarzweiß-Bildern ist Olivgrün immer
dunkler also Rotbraun". Denkbar wäre theoretisch auch Dunkelblau, aber ich weiß nicht recht. Letztlich habe ich mir für... Panzergrau entschieden! Hier das vorläufige Endergebnis:
Bittet haltet euren Spott in Grenzen, ich habe hier wirklich keine Ahnung, ob es Inschriften in dieser Farbe gab oder nicht.
Weiter ging es mit der Verschmutzung. Zuerst war die Kette dran, und die ist mir viel zu bunt geraten:
Ich musste das später massiv entschärfen, denn es passte überhaupt nicht zum Rest vom Fahrzeug, nachdem ich damit fertig war. Ich trage zuerst reichlich verdünntes Pigment auf:
Und nehme das meiste davon wieder weg, bis ich einigermaßen zufrieden bin:
Die Laufrollen habe ich auf den Laufflächen, wo Stahl auf Stahl aneinanderrieb, mit Wachs-basierter Metall-Paste (AK Interactive "True Metal") behandelt. In dem Fall war das "Gun Metal", da "Steel" mir zu hell war. Dünn aufgetragen und nach dem Trocknen mit einem Tuch poliert:
Die diversen Einfüllstutzen habe ich mit "Fuel Stains" und "Fresh Engine Oil" versehen. Von oben links beginnend, dann weiter im Uhrzeigersinn sind das: Diesel, Diesel, Kühlwasser, Motorenöl, Diesel.
Das Stahlseil habe ich so bemalt: Panzergraue Grundierung, dann "True Metal - Steel" und dann dunkelbraunes Rost-Pigment. Die MGs schwarz grundiert und mit "Gun Metal" trockengemalt.
Die Bilder vom fertigen Modell stelle ich später in die Galerie.
Ich hoffe, ihr hattet Freude mit diesem Baubericht!
Viele liebe Grüße
Christoph