Fragen zur Alterung von Lackierungen

Begonnen von struppo, 07. Januar 2012, 19:35

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struppo

Hallo,
nachdem ich ja nun schon einige Zeit hier von eurem Wissen partizipiere, hätte ich noch eine generelle Frage zur Alterung bei deutschen Panzern/ Sdkfzs
Ich baue momentan ein Stug III B.
Also Farbe grau.
Jetzt sieht man aber wenn man sich hier und auf den restlichen Modellbauseiten so umsieht nur ziemlich verratzte Fahrzeuge mit Rost,Chips etc.
Beim Auspuff frage ich mich:Ist es möglich, das so ein Teil binnen eines halben bis einem Jahr nach verlassen der Fabrik, dermassen verrostet, als wenn das Eisen in Salzlösung gelegt worden wäre und elektrolytisch behandelt worden wäre.
Die Panzer waren doch sicherlich mit einer Grundierung versehen(rostbraun, glaube ich), die ein spontanes"heavy rust" Auftreten verhindern sollten oder? Wie waren die Auspuffe behandelt? Dazu finde ich leider nichts.Waren die ähnlich dem Motorraum schwarz grundiert?
Und war der deutsche Lack so mies,dass er nach 3 Monaten aussieht,wie wenn er unter einem Sandstrahler, der Kieselsteine versprüht gelandet wäre.
Wenn ich mir die ganzen Schwarzweiss Fotos 39-41 so ansehe, dann erkenne ich zwar den ein oder anderen Blechschaden, aber die Lackierung sieht meist ganz manierlich aus.
Zumal die Fahrzeuge ja anscheinend ja auch gewartet (Vollwäsche im Fluss etc) wurden.
Dass man an Einstiegslucken abgeblätterte Farbe sieht und daß der ein oder andere Kratzer da ist ok, aber was da an Chips, Krtazer etc oft zu sehen ist, so sieht ein Paris Dacar Offroader nach 4 Wochen Live-Wüsten-Sandstrahler und 4 fach Überschlag nicht aus.

Also wird hier um modellbautechnisch ein Limit zu erreichen übertrieben oder war das wirklich so.....
Danke für eure Meinung (gerne mit Bildbeispielen).

Gruss
Bruno
Gruß
Bruno

jeder Tag ist ein schöner Tag

Notger

Hallo Bruno,

wie so oft im Leben gibt es auch hier grundsätzlich 2 verschiedene Lager. Einmal die Fans des spanish way a la Mig, Adam Wilder & Co, die bekannt dafür sind, die Modelle auf das heftigste zu altern und mit Chips, Kratzern etc zu überziehen.
Und dann gibt es die kleine Fangemeinde, die eher realistische Fahrzeuge baut.

Und, wie sooft, auch hier gibt es noch die klassische "Grauzone", die zwischen diesen beiden Lagern liegt.

Ich selber gehöre eher zu dem Lager, das realistische Fahrzeuge bevorzugt. Der Grund bei mir liegt auch einmal darin, daß ich die Fahrzeuge darstellen will und nicht den Schlamm etc. in dem sie gedient haben.
Auch durch meine Vorliebe zum Pz IV und meine Tätigkeit bei Dragon und Recherche bei History Facts beschäftige ich mich sehr, sehr viel mit großen schönen Fotos und diese übertriebenen Kratzer und Chips sehen zwar spektakulär aus und machen das Modell interessant, aber... nunja, so sehen in der Regel eher Baumaschinen aus, die 10 Jahre jeden Tag in der Baugrube beim Häuserabriss zugebracht haben und nicht wie Panzer, die nur ca. ein paar Wochen/Monate an der Front waren bis sie abgeschossen wurden.
Selbstverständlich gibt es hier und da mal Panzer, die einige übertriebene Kratzer und Chips hatten, aber die waren eher die Ausnahme als die Regel.
Um Missverständnisse vorzubeugen, komplett ohne irgendwelche Lackabplatzer etc. waren andere Fahrzeuge natürlich auch nicht, aber es war dann eher beschränkt auf einige wenige Stellen (um Luken herum, Griffe etc).

Aber wie gesagt, zerranzte sehen einfach spektakulärer aus und an ihnen können die verschiedenen Alterungstechniken zum Tragen kommen.

Was die Auspufftöpfe angeht, sogar bei fabrikneuen Pz IV waren die schon stellenweise mit Rost überzogen, sobald man sie auf die Eisenbahnwagons verladen hat.

Edith sagt, daß ich nicht sagen will, daß keine Kratzer etc richtig sind, sondern es auf das Maß der Anzahl, Tiefe, Intensität etc ankommt.

Viele Grüße

Notger





Tobias Bayer

Ja, der Lack war oft ab, die Königstiger in der Normandy mussten nach dem Training vor der Invasion teilweise nachlackiert werden, weil viele Beschädigungen im Lack waren. Wieviel man am Modell zeigen will, ist natürlich Geschmackssache, aber es gab schon böse Rostlauben, aber auch relativ neue Fahrzeuge.
Krieg ist halt kein Ponyhof und so sahen die Fahrzeuge dann auch aus.
Ein paar mal durchs Gebüsch gefahren, ein paar mal rauf und runter der Besatzung und schon gibt es viele Kratzer und Lackschäden.
Beim Bund bekamen wir Leo 2A5, nagelneu lackiert, nach einem Wochenende auf dem Übungsplatz sahen die nicht mehr so neu aus, sie waren schon mitgenimmen und das ohne Feindwirkung.





Kürassier

Dann dürften wir auf unseren Kürassieren die bessere Farbe bekommen haben, denn nach 14 Tagen Allensteig war wenig bis gar nichts zu sehen, und wir vom JaPzB4 gingen mit unseren Geräten beileibe nicht unbedingt "normal" um, und da landete schon macher wegen Schrägfahrt am Turmdach.......
Austria, noooooo Kangerous, only Kuhlimuuuuhhs.....

struppo

Hallo Notger,
danke für die wie immer sachliche Erklärung.
Ich geb dir Recht, es ist immer eine "Geschmackssache" wie man so ein Modell sehen will.
Ich denke, wenn ich die meisten frühen WWII Bilder so betrachte, dass solche Rostflecken wie Mig und Co sie produzieren nicht ganz realistisch waren.

Nochmal zu meiner Frage bzgl. der Auspuffe: welche Farbe hatten die nun von Werk aus.
Kannst du da etwas dazu sagen?


Und die Haltbarkeit des Lackes damals sollte am Anfang der Kriegsjahre noch um einiges besser gewesen sein, als am Schluss.

Und zu den BW Fahrzeugen-da sind sicher einige Jahrzehnte Lackentwicklung nicht spurlos ,was die Haltbarkeit angeht, vorhergegangenen.

Gruß
Bruno
Gruß
Bruno

jeder Tag ist ein schöner Tag

Bugbear

Nuja, es gab wohl beides. Ich habe auch schon Fotos von deutschen Panzern gesehen, die aussahen als ob sie schon 10 Jahre im Dauereinsatz waren. Nicht wegen Rost, sondern wegen der Beschädigungen bzw Lackschäden.
Man stellt sich mal vor, wie so ein Panzer aussehen muß, wenn er  mitten im Artilleriefeuer steht, und die Schrapnelle nur so auf ihn einprasseln.
Außerdem sehen neue, unbeschädigte Panzer im Modell einfach nur langweilig und spielzeughaft aus.
Gruß Tom

axel1954

Also ich bin eher ein Vertreter der Methoden von Tony Greenland, früher auch mal F. Verlinden.



<span style=\'color:red\'>Es ist die Freiheit eines jeden das zu glauben was er möchte und schön zu finden was ihm gefällt!</span>

Maxiplus

Ich vermute, die rasche und heftige Verrostung der Auspufftöpfe ist auf mangelnde Hitzeresistenz des Anstrichs zurückzuführen, die Dinger werden ja im Betrieb brüllheiß, wenn ich nicht irre.

Bugbear

Zitat (Maxiplus @ Sa, der 07. 01. 2012,21:37)
Ich vermute, die rasche und heftige Verrostung der Auspufftöpfe ist auf mangelnde Hitzeresistenz des Anstrichs zurückzuführen, die Dinger werden ja im Betrieb brüllheiß, wenn ich nicht irre.

Stimmt ! Die glühten sogar, zumindest beim Tiger ist das ja bekannt.
Gruß Tom

Tiger-RG

Das mit den verrosteten Auspuffrohren sollte meiner Meinung nach schon stimmen.
Die Dinger haben stellenweise geglüht.
Ich glaube nicht, dass da Farbe lange gehalten hat http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/37.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':D'>
Weshalb ein verrosteter Auspuff schon stimmig sein sollte.

Jeglicher anderer Rost auf Panzerfahrzeugen finde ich persönlich aber sehr unrealistisch.

Viele Grüße
Rudi

Steffen23

Servus!

Auch meinen Senf dazugeb':

Die Frage hat ja zwei Teile:
1.) das Verrosten von Auspufftöpfen und Endrohren
2.) das Verrantzen der gesamten Fahrzeuge

Zu 1.): Wie schon erwähnt wurden die Auspuffanlagen bis zur Rotglut heiss. Grund sind die kurzen Rohrwege vom Motor bis zum Endstück. Da gab es kaum Schalldämpfer und so, ein Endtopf vielleicht und raus mit dem Abgas.
Die Dinger waren ja auch heftigst laut!
Wird der Stahl glühend heiss, oxidiert er extrem schnell.
Und es hält kein Lack drauf. Ich möchte wetten, daß man das wusste und deswegen sowieso auf Lacke auf den entsprechenden Stellen verzichtet hat - wozu auch.

Zu 2.) Notger beschreibt es sehr treffend:
Im Bestreben ein Modell zu fertigen daß sich von anderen unterscheidet, daß spektakulär aussieht sowie in der Fertigkeit, alle möglichen Techniken zu beherrschen entstehen diese "Rost - und Schrammenorgien". Mit der Realität hat dies sicher nur noch wenig zu tun.
Aber wie langweilig wäre unser schönes Hobby, wenn alle Typen irgendwie sehr ähnlich aussähen???
Ein "fast" fabrikneues Fahrzeug zu bemalen heisst ja auch, auf einen großen Teil des "Spaßes" zu verzichten, nämlich das Altern.
Und hier hören manche - stilvoll - früher auf als andere.

Hugh, ich habe gesprochen!

*Gottseidankistderfertig* - Steffen http://www.modellbauforen.de/iB_html/non-cgi/emoticons/1.gif" border="0" valign="absmiddle" alt=':1:'>
Man kann alles sagen - freundlich und mit Respekt .
Derzeit im Bau: P-39Q

struppo

Hallo an alle,
herzlichen Dank für eure rege Beteiligung.
Steffen23 hats ja gerade geschrieben.
eigentlich 2 Teile.

OK: Auspuff kann rostig sein-geklärt.

2. Wie ich den Zustand dann hin bekomme, schaun mer mal...
Wie weit ich mit Chips etc komme.
Auf alle fälle wirds nicht komplett verratzt....

Gruß
Bruno
Gruß
Bruno

jeder Tag ist ein schöner Tag