Ketten und Bolzen selbst gemacht

Begonnen von Rafael Neumann, 22. November 2010, 17:06

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Rafael Neumann

Hallo zusammen,

bei einigen Ätzteilsätzen sind immer recht feine Kettchen dabei, die zwar ganz gut aussehen, aber immer noch den Nachteil haben, dass sie aus flachem Blech bestehen. Am Modell kann man dies noch ein wenig kaschieren, indem man diese Ketten etwas zusammendreht, aber sie bestehen eben nicht aus rundem Draht. Ich habe bei meinem M-26 bereits ein paar Kettchen selbst hergestellt und brauchte nun reichlich viele davon für meinen Panther. Zusätzlich mussten einige Haken angelötet werden, so dass ich mir gedacht habe, daraus ein kleines "Howtodrillmychainsandsolderhooks" zu machen - schließlich habe ich mich in den letzten Tagen mit Nichts anderem beschäftigt. Die Vorgehensweise wird nicht neu sein, denn ich habe mir auch aus vielen Einzeltipps das für mich passende herausgezogen und umgesetzt. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen, seine Ketten nun selbst herzustellen und bei Bedarf kleine Haken anzulöten.

Für mein aktuelles Projekt benötige ich recht feine Ketten, die an einem Ende mit einer Öse versehen sind und am anderen Ende einen Bolzen haben. Das Ausgangsmaterial für meine aktuellen Kettchen ist dementsprechend ein sehr feiner Kupferdraht von 0,1mm Stärke, als Hilfsmittel verwende ich eine Spritzenkanüle ohne Anschliff (0,4mm), einen sog. Nadelhalter, eine Flachzange mit glatten Backen (ohne Riefen):

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Und los geht's. Weil ich ein Kettchen mit einer Öse brauche, wird zunächst der Draht mit einem Knoten an die Kanüle gebunden:

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Danach werden die beiden freien Enden in den Nadelhalter eingelegt und festgeklemmt. Dies geht auch mit jeder üblichen Zange, aber man muss dann den Draht dauernd mit eigener Handkraft beim Drehen festhalten. Das ist auf die Dauer etwas lästig, ersatzweise hilft hier auch bereits eine Pinzette, die mit Klebeband umwickelt wird:

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Nun beginnt das eigentliche Verdrillen, indem man die Kanüle in der einen Hand zwischen zwei Fingern festhält und den Nadelhalter zwischen den Fingerspitzen der anderen Hand rotieren lässt. Hierbei nicht zu viel Kraft und Geschwindigkeit einsetzen, denn die Drähte von 0,1mm sind schon recht empfindlich. Meistens brechen diese dünnen Drähte nach einger Zeit automatisch, allerdings ist dann schon ein verdrillter Draht entstanden, den man wieder sehr gut in den Nadelhalter einklemmen kann:

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Auf diese Weise entsteht nach kurzer Zeit und ein wenig Geduld ein solcher Draht:

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Die Draht wird dann vorsichtig mit einer Flachzange plattgedrückt:

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So erhält man eine kleine Sammlung an Ketten erhalten, die man für unterschiedliche Zwecke an seinen Modellen verbauen kann.

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Je nach Stärke der gewünschten Ketten benutzt man entsprechend dünneren oder dickeren Draht. Wenn man anders als in dem hier beschriebenen Fall keine Öse benötigt, hält man die Drähte entweder mit zwei Nadelhaltern fest und verdrillt sie gegeneinander, oder man wickelt die Ende jeweils um kleine "T-Stücke" aus Gießastresten, mit denen man auch gut arbeiten kann.

Wenn nun an solche Ketten auch noch kleine Haken befestigt werden sollen, geht der Kampf gegen das Material in die zweite Runde. Hier ein Blick auf meinen Arbeitsplatz, wenn ich versuche, etwas zusammenzulöten:

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Als Unterlage verwende ich entweder die Keramikplatte mit den Löchern oder eben nur ein Holzbrett. Die Lochplatte hat den Vorteil, dass man mit die zu verlötenden Teile relativ flexibel fixieren kann, indem man kleine Messinghaken o.ä. in die Löcher steckt, so dass die Teile zum einen durch Druck von oben gehalten werden und eben durch die seitliche Begrenzung nicht wegkönnen. Im Internet bin ich auch noch auf eine Lötunterlage aus keramischen Fasern gestoßen, bei der die Teile mit kleinen Nadel festgestekcht werden können. Das hört sich auch interessant an, ist aber nicht ganz billig. Das wäre dann beispielsweise so etwas:
http://www.schiffsmodellbau-onlineshop.de/Schiffsmodellbauzubehoer-Loethilfe-Bestellnummer=M70219=4941" target="_blank">http://www.schiffsmodellbau-onlineshop.de/Schiffs....19=4941

Aber letztendlich egal, was verwendet wird, Hauptsache es ist feuerfest und leitet relativ wenig Wärme von der Lötstelle ab. Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt, dem Verlöten der Ketten mit den Haken. Die Haken biegt ihr aus passendem Material mit einer Flachzange zurecht. Um hier das Anlöten der Ketten zu erleichtern, habe ich das kurze Ende der Haken flachgedrückt, weil es die Auflagefläche vergrößert:

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Es handelt sich hier um sehr kleine Teile, so dass ich dieses Mal die beiden zu verbindenden Enden verzinnt habe. Zunächst wird das eine Ende der Ketten mit einer Pinzette aufgenommen und in das Lötfett gesteckt:

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Dann nimmt man mit dem erhitzten Lötkolben (bei mir 350 °C) ein wenig Lötzinn auf. Damit nicht zu viel Lötzinn auf den Lötkolben gelangt, habe ich kleine Stückchen von 0,5mm Länge abgeschnitten. Diese kann man einfach jedes Mal mit dem Lötkolben von der Unterlage aufnehmen:

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Dann legt man den Draht auf eine passende Unterlage und streift mit dem Lötkolben kurz über das zu verzinnende Ende, bis es silbrig glänzt und komplett mit einer dünnen Schicht Lötzinn überzogen ist:

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Nun kommen die Haken an die Reihe. Diese halte ich mit einer sog. Kreuzpinzette fest, die in einen kleinen Ständer eingeklemmt habe. Damit lassen sich auch so kleine Teile recht gut ausrichten. Wie vorher der Draht wird auch das Ende des Hakens verzinnt, also Einstreichen mit Lötfett, Lötzinn mit dem Lötkolben aufnehmen, mit dem Lötkolben über den Haken streichen:

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Wenn auf diese Weise beide Teile verzinnt sind, werden diese wieder mit Lötfett bestrichen und dann auf der Unterlage aufeinandergelegt. Beide Teile kann man entweder mit einem Skalpell oder Zahnstocher festklemmen oder man hält der Draht nmit der Pinzette fest. Durch das Lötfett kleben diese ein wenig aneinander, und wenn man nun mit dem Lötkolben das Lötfett erhitzt, indem man von hinten an den Haken streicht, fliest das Lötzinn ineinander und die Teile verbinden sich. Dann wird der Lötkolben weggenommen und die Lötstelle darf für eine kurze Zeit (ca. 1-2 Sekunden) nicht bewegt werden, bis das Lötzinn erstarrt ist. Fertig ist eine Kette mit angelötetem Haken:

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Und auch hier hat man nach kurzer Zeit eine stattliche Sammlung zusammengelötet:

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wie ich selber feststellen durfte, ist alles keine Hexerei, sondern reine Übungssache. Ich werde bei meinen nächsten Lötarbeiten den Kaffeekonsum etwas einschränken, denn belastbare Lötverbindungen lassen sich nicht zusammenzittern; eine ruhige Hand hilft da schon ein ganzes Stück weiter.

Viel Spaß mit dieser Mini-Anleitung, und vielleicht hilft sie ja dem ein oder anderen, seine Lötfertigkeiten zu entdecken oder auch weiterzuentwickeln.
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Michnix

Vielen Dank für diese tolle Anleitung!

Gruß
Peter