Tiger 1 Initial - Rye Field

Begonnen von LowBudget, 05. Juni 2025, 19:21

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LowBudget

Hallo Zusammen, :1:
aktuell bin ich aus Zeitmangel sehr ruhig im Forum, dafür hat jetzt ein neues Model den Basteltisch verlassen.
Nach dem Sherman lag nun wieder ein Tiger auf dem Tisch.
Diesmal eine sehr frühe Variante und gleichzeitig mein erster Versuch an einer Wintertarnung.
Grundlage war der Bausatz RM-5078 von Rye Field.

Aufgewertet wurde der Bausatz dann mit folgendem:
RFM Upgrade Set
Werkzeughalter von T-Rex
Metallrohr von Aber
Kupferseile von Eureka
Ketten von Panzerwerk

Wie gewohnt ging der Bau, wie für Rye Field typisch, sehr gut von der Hand und die Details bei RFM sind einfach klasse.
Bei den gedruckten Ketten hatte ich zuerst einen Satz von Panzerart, der war allerdings vollständig für die Mülltonne. Jedes einzelne Kettenglied war stark verzogen und nicht nutzbar.
Da Panzerart nie auf meine Email reagiert hat und ich schon mehrmals Probleme mit deren Produkten hatte, zieh ich hier den Schlussstrich und werde nichts mehr von denen kaufen.
Als Ersatz gab es dann Ketten von PanzerWerk und die bekommen einen dicken Daumen nach oben.

Die Wintertarnung mit Chipping Fluid hat sehr gut funktioniert. Der Prozess macht einfach Spaß und die Resultate sind super. Verfeinert wurde die Wintertarnung anschließend mit weißer Ölfarbe.
Die Figur war noch von Panzerart, hier stimmte die Qualität aber. Mit der Bemalung bin ich recht zufrieden und freue mich darüber endlich mal Augen hinbekommen zu haben.

Das waren nun genug  Worte, los geht's mit den Fotos:





























Hier noch ein paar Bilder aus der Bauphase:








Mein persönliches Highlight gab es dann auf der KMK Scaleworld letzte Woche, wo der Tiger mit silber in der Standard Klasse ausgezeichnet wurde.




Ich hoffe der Tiger gefällt euch
Beste Grüße
Stephan  :1:



daleil

Wow Stephan, das ist ein Kracher!

Hab mir die Fotos jetzt sehr lange angeschaut. Die Wintertarnung ist dir fantastisch gelungen - kannst du da noch etwas ausführlicher schildern wie du dort vorgegangen bist?
Deine Fotos sind wie immer absolut erstklassig, da macht es doppelt so viel Freude die anzugucken.

Prinzipiell finde ich den frühen Tiger mit der mickrigen Rommelkiste potthässlich. Nur noch zu toppen mit den Eselsohren, also die seitlichen Staukisten am Turm.
Aber deine Umsetzung hier ist wirklich richtig gut gelungen, einfach toll! Gratulation zur absolut verdienten Medaille.


Die Kette für den Tiger von Panzerart habe ich auch, nach der ersten Sichtung konnte ich einige Fehlgüsse erkennen und bei vielen Gliedern auch Verformungen. Ich hoffe das die Kette dennoch zusammengeht.
Bzgl. Reklamation bei Panzerart: ich hatte fehlende Teile bei einer Kette für den Easy Eight. Bei MBK gekauft und dort den Support angeschrieben. Die haben dann Panzerart informiert und nach knapp zwei Wochen kam ein Brief aus Polen mit dem Ersatz. Allerdings wirklich nur ungeschützt im Briefumschlag, so das viele der Teile schon von den Supports gelöst waren und einige sogar defekt. Sollte aber dennoch reichen.



Gruß
daleil
www.daleil.eu

Lebenslang Grün-Weiß!

Steffen K.

wow  :happy2:

Maik hat es ja schon geschrieben.

Tolles Modell, absolut überzeugende Lackierung (Wintertarnung) und klasse Fotos. Perfekt  :gut:

Die vorgehensweise bei der Tarnung würde mich auch interessieren.  :pffft:
Das schönste am Ruhestand ist, das man sich keine Sorgen machen muss beim Nichtstun erwischt zu werden !

Dieter

Schließe mich den Anderen an. Große Klasse. :ThumbUp:  :11: Mach weiter so.
Dieter

Floriansjünger

Hallo Stephan,

absolut umwerfend und beeindruckend - der Tiger ist dir erstklassig gelungen!

Der Preis ist vollends verdient - Gratulation!

Schöne Grüße,
Matthias
Ich bin Modellbauer, kein Fotograf!

xxxSWORDFISHxxx

Klasse Tiger und verdiente Medaille  :ThumbUp:  :ThumbUp:

Bugbear

Da schliesse ich mich gerne an. Klasse Tiger und Gratulation zu silber.  :gut:
Gruß Tom

LowBudget

Hallo Zusammen,
freut mich, dass der Tiger so gut gefällt  :5: 

@daleil
Ich geb dir Recht was die Optik der frühen Tiger mit der Kiste und ohne Seitenschürzen angeht. Liebe auf den ersten Blick war das nicht und die Variante mit den Elefantenohren will mir auch immer noch gar nicht gefallen.

Beim Thema Panzerart hast du hoffentlich mehr Glück mit deiner Tigerkette. Die Daumen sind gedrückt.
Meine hab ich damals direkt bei denen auf der SMC gekauft, dadurch kann ich leider keinen Support von einem Händler bekommen. Das ist Ärgerlich aber so ist es jetzt.

Hier noch zwei Fotos von meiner unbrauchbaren Kette.





Bin gespannt auf deinen Afrika Tiger, ich hoffe du kommst gut voran



Meinen Workflow zu der Wintertarnung schreib ich jetzt mal hier nieder, das ist dann auch für mich zum nachlesen später nützlich  :23:

1. Grundlackierung
Zuerst wurde das Model vollständig mit Tamiya XF-63 German Grey lackiert. Für die Farbmodulation wurde die Grundfarbe noch mit 30% und 50% Tamiya XF-55 Deck Tan aufgehellt.
Neben dem eigentlichem Model habe ich parallel noch ein überschüssiges Turmdach lackiert, dass mir als Testobjekt für die ganze Wintertarnung dient.

2. Chipping Fluid
Nun folgten zwei Schichten Chipping Fluid von Ammo/Mig. Die zweite Schicht wurde lackiert nachdem die erste Schicht etwa 30 Minuten lang getrocknet ist.

3. Wintertarn
Das Winterkleid wurde mit Tamiya XF-2 Weiß lackiert. Entgegen gängiger Tipps habe ich die Farbe nicht mit Wasser sondern 50/50 mit Mr Leveling Thinner 400 verdünnt. Wasser soll zwar das Chipping vereinfachen, ich hab festgestellt, dass das Sprühbild dafür sehr unsauber wird.
Auf 2ml Farbe und 2ml Verdünner hab ich zwei Tropfen Deck Tan beigemischt. Damit soll das Weiß ganz leicht abgedunkelt werden. Ob die beiden Tropfen aber gereicht haben, mag ich nicht wirklich zu beurteilen.

Beim Farbauftrag mit der Airbrush habe ich drauf geachtet, die Ränder der Tarnflecken sauber zu lackieren. Beim Ausmalen habe ich Varianz in der Deckkraft zugelassen und das Grau hier und da noch etwas durchschimmern lassen.

4. Chipping
Das Chipping habe ich zu 90% mit einem alten Pinsel und Wasser gemacht. Die restlichen 10% anschließend mit einem Zahnstocher aus Metal von Ammo.
Zuerst habe ich das Testmuster Turmdach aus Schritt 1 gechippt um ein Gefühl für das Chipping zu bekommen.
Nachdem ich mich sicher gefühlt habe, ging es an den Tiger.
Hier hab ich zunächst alle Konturen der Wintertarnung mit dem Pinsel gechippt, was direkt einen starken Effekt erzielt hat.
Vorsichtig habe ich dann auch die Innenflächen etwas gechippt. Hier war weniger mehr. Lieber später nochmal graue Chips mit einem Schwamm ergänzen als jetzt zu viel weiße Farbe entfernen.
An der Wannenseite wurden das weiße Tarnkleid leicht mit dem Pinsel angefeuchtet, dann habe ich mit dem Zahnstocher aus Metal feine Kratzer gezogen. Auch das habe ich zuerst an dem Testdach ausprobiert.

5. Nachbessern
Auch mit größer Mühe wird es einige Bereiche geben die nach dem Chipping nicht perfekt sind und ausgebessert werden müssen.
Hier habe ich zuerst das ganze Model mit zwei schichten Mattlack von VMS versiegelt um den bisherigen Fortschritt zu versiegeln.
Anschließend wurde an den entsprechenden Stellen wieder Chipping Fluid und Weiß aufgesprüht und der Vorgang wiederholt.
Nachdem alle Stellen ausgebessert wurden, folgte auch hier wieder eine Schicht Mattlack um das Chipping Fluid später nicht nochmal zu aktivieren.

6. Mehr Chipping
Um das Winterchipping noch zu verstärken habe ich Acryfarbe im Farbton German Grey mit Retarder vermischt und das ganze mit einem Schwamm an einigen Kanten aufgetupft. Hier muss man immer aufpassen, dass auch kaum noch Farbe auf dem Schwamm ist. Sonst kommt es zu unschönen Farbpfützen. Dank des Retarders, hat man aber immer noch Zeit, um die überschüssige Farbe schnell vom Modell zu wischen.

7. Farbwolken
Die Hauptarbeit ist bereits geschafft, jetzt geht es darum den Tarnanstrich noch mehr leben einzuhauchen.
Hier kommt wieder Tamiya XF-2 aber diesmal ohne Deck Tan zum Einsatz.
Die Farbe habe ich leicht entlang der gechippten Konturen der Tarnflecken aufgebracht, damit werden die harten Kanten vom Chipping etwas weicher.
Wichtig ist, dass der Farbauftrag die Konturen nicht deckend übersprüht und der Chipping Effekt noch durchschimmert. Lieber einmal zu wenig sprühen als zu viel.
Auch in den Tarnflecken habe ich die weiße Farbe unregelmäßig aufgesprüht um einen wolkigen Effekt zu erzielen.

Wichtig: Auch diesen Schritt habe ich zuerst an dem Testobjekt ausprobiert.



Nach dem Abschluß mit Airbrush sah das Resultat dann wie folgt aus:









Weiter gehts:

8. Post Shading
Nachdem ganzen Weiß wurde es Zeit für Kontrast mit dunklen Tönen.
Hierzu habe ich den Shader von Ammo in der Farbe Grime benutzt. Der Shader ist eine semitransparente Acrylfarbe, die mit Wasser etwas verdünnt wird.
Das schöne ist, man kann die Farbe mit der Airbrush aufbringen und für einige Sekunden mit einem feuchtem Pinsel noch nachbearbeiten.
Wie der Name schon sagt, ist der Shader für Schatten gedacht.
Ich sprühe mit dem Schader daher entlang der Kanten, wo sich Schatten bilden und an denen später auch das Pin Wash erfolgt. z.B. die Kante von der waagerechten zur senkrechten Panzerplatte an der Front, entlang der Schweißnähte auf dem Wannendach und dem Turm sowie den Motor- und Lüfterluken. Auch den "Knick" vom Wannendach habe ich einen leichten Schatten verpasst um ihn sichtbarer zu machen.
Ganz vorsichtig habe ich ebenfalls den unteren Teil des Turms damit eingenebelt um Schmutzablagerungen anzudeuten.
Auch hier immer nach dem Motto: Lieber einmal zu wenig als einmal zu viel.

9. Rostchipping.
Damit das Model etwas Metallischer wirkt kommt nun etwas Rost ins Spiel.
Zuerst hab ich hier wieder mit einem Schwamm Chips auf besonders exponierte Kanten vom Model gesetzt, unabhängig, ob die Fläche in Grau oder Weiß lackiert ist. Dafür habe ich AK 11113-Chocolate (Chipping) benutzt. Anschließen haben die Chips ein leichtes Wash mit Light Rust Wash und Streaking Rust von Ammo bekommen.

10. Pin Wash
Für das Pin Wash kamm Brown Wash for Dark Yellow von Ammo zum Einsatz.
Da das Model mit Mattlack versiegelt wurde, ist der Kapillareffekt eingeschränkt und das ist für unseren Zweck ausnahmsweise gut so.
Das Pinwash dauert dadurch zwar länger und man muss überschüssige Farbe öfter mit Verdünner entfernen, dafür lassen sich hier bereits erste Ablagerungen von dunklem Dreck simulieren, da die Farbe sich automatisch anstaut und man diese Ablagerungen entfernen oder gezielt ausarbeiten kann. Das Wash wird zudem auch die weißen Tarnflecken abdunkeln, was uns für die weiteren Schritte in die Karten spielt.

Auf den folgenden Fotos sieht man schon ganz gut wie das Pin Wash auch für Schmutzablagerungen genutzt wird und wie der Effekt dann aussieht.









11. Staubfilter für die weißen Tarnflecken
Dieser Schritt ist sehr subtil und dient dazu den Effekt im folgendem Schritt etwas zu verstärken.
Hierzu habe ich die Acrylfarbe Vampyric Flesh aus der 3 Gen. Reihe von AK mit Retarder und sehr viel Wasser verdünnt. Der Retarder ist in diesem Schritt unbedingt erforderlich! Ich mische hier grob etwa einen Tropfen Retarder auf 5 Tropfen Farbe.
Verdünnt wir die Farbe dann mit 90% Wasser zu 10% Farbe.
Diese Mischung wird dann mit einem Pinsel unregelmäßig und nur auf den weißen Tarnflecken aufgebracht.
Das Ziel ist ein leichter Schleier aus Staub an den unteren Kanten der Wannenseite und auf den horizontalen Flächen. Ich hab den Schleier auch unregelmäßig auf die Flecken am Turmdach gepinselt und den Effekt an den Kanten der Luken stärker als auf der Dachmitte gehalten. Ingesamt hat der Arbeitsschritt 5-10 Minuten gedauert.
Mir hat der Schritt ein gutes Gefühl gegeben auch wenn der Effekt wirklich minimal ist.


12. Mapping mit Ölfarbe.
Durch das Pinwash und den Staubfilter sind die weißen Tarnflecken nicht mehr Reinweiß und das ist gut so. Den der jetzige Schritt fällt damit kräftiger aus und bringt den finalen Kontrast in das Tarnkleid.
Dazu habe ich die Ölfarbe 001 - Snow White von Abteilung 502 benutzt. Die Ölfarbe wird mit kleinen Punkten auf die Oberfläche aufgetragen und dann mit einem Pinsel und ganz wenig Verdünner verblendet. Hier habe ich drauf geachtet, das die Punkte sehr weiche Ränder bekommt aber immer noch als Punkt oder Schleier zu erkennen bleibt. Den Vorgang habe ich auf allen weißen Flächen ausgeführt und bei Bedarf mehrmals wiederholt.
Gleichzeit kann man mit der Ölfarbe auch die "Farbwolken" aus Schritt 6 entlang der Konturen noch einmal nacharbeiten.

13. Streaking
Nachdem die Ölfarbe einige Tage Zeit hatte zum Trocknen wurden mit Ölfarbe ein paar Schlieren hinzugefügt.
Dazu habe ich 001 Snow White und 165 Faded White von Abt.502 benutzt.

14. Letzter Staub
Im letzen Schritt werden nur noch kleine Staubablagerungen an manchen Kanten und Ecken verstärkt.
Hierzu nutze ich von AK die Light dust deposits. Mit Emanel Verdünner wird die Farbe an wenigen Kanten z.B. von der Ladeschützenluke und am Motorverdeck aufgebracht.
Damit war das Winterkleid fertig, an einigen Stellen wurde  anschließend noch ausgebessert oder Schmutz ergänzt.

Gegen Ende sah das Resultat dann aus wie folgt:











Das war jetzt deutlich mehr Text als ich dachte. Gefühlt war mein Arbeitsablauf Chipping und Mapping, niedergeschrieben zeigt sich, dass da doch mehr im Spiel war.

Hoffentlich ist die Anleitung verständlich und hilfreich.
Falls ihr noch Rechtschreibfehler oder merkwürdige Formulierungen findet, sagt Bescheid, dann besser ich die Anleitung nochmal nach.

Beste Grüße
Stephan