Space Shuttle Launch Pad 39A mit Challenger STS-6

Begonnen von Manfred R., 09. Juli 2023, 20:11

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Manfred R.

Hallo zusammen,

nach einem Einstieg im Thema Klebeverhalten von Sekundenklebern

will ich die dortige Diskussion nicht länger stören und beginne hier mein eigenes Thema, ein Langzeitprojekt zum Raumfahrt-Modellbau:biggrin:

Ich bin Manfred aus dem Ländle (Filderstadt) und seit meiner Kindheit leidenschaftlicher Modellbauer. Zunächst habe ich Modelle aus Papierbausätzen, Flugzeuge, Hubschrauber, Schiffe usw. gebaut.

Seit meiner Pensionierung beschäftige ich mich intensiv mit dem Raumfahrt-Modellbau und habe 2011 mit einem Langzeitprojekt begonnen, in dem ich das Space Shuttle Launch Pad 39A zur Zeit der ersten Challenger-Mission STS-6 (1983) nachbaue, basierend auf dem legendären und lange vergriffenen Revell Launch Tower Kit 4911 (1:144).



Da dieser Bausatz leider ein gravierendes Maßstabsproblem aufweist, musste ich einige Kompromisse eingehen und beschloss, den Crawler Transporter (CT) und die Mobile Launcher Platform (MLP) im Maßstab 1:160 zu bauen, da die Fixed Service Structure (FSS) und die Rotating Service Structure (RSS) in etwa in dieser Größenordnung liegen.



Die MLP hingegen ist der absolute Schwachpunkt des Revell-Bausatzes, da sie nur 1:200 entspricht und daher viel zu klein ist. Nur der Shuttle-Stack (Orbiter, External Tank und Booster) sind im Maßstab 1:144.

Inspiriert wurde ich zu diesem Langzeitprojekt durch ähnliche Projekte im Forum Raumfahrer.net.

Wenn Interesse an diesem Projekt besteht, könnte ich es hier im in geeigneter Form (vielleicht als Fortsetzung?) vorstellen, da es über die Jahre zu einem endlosen Baubericht geführt hat, in dem ich seither in fünf verschiedenen Foren bis nach Übersee gepostet habe.

Auf diesem Bild ist der Start der Challenger zu ihrem Jungfernflug STS-6 (04.04.1983) zu sehen.


Quelle: NASA

So könnte ich hier gelegentlich spezielle Highlights aus meinem schier endlosen Baubericht posten, wie z.B. meine coole Balsa-Styrene-Biege-Methode zur reproduzierbaren Biegung von Styrene-Rundstäben für das Sound Suppression Water System (SSWS) auf der MLP des Space Shuttle, die bisher in anderen Foren große Beachtung gefunden hat.

Dies ist eine der beiden verzweigten SSWS-Ringleitungen um die Abgasschächte der Solid Rocket Booster (SRB) des Shuttle Stacks.


Quelle: NASA

Wichtig für die Biegung der Stäbe ist dabei diese Proxxon-Heißluft-Pistole, sowie speziell geformte Balsa-Schablonen und jede Menge Stecknadeln zur schnellen Fixierung der erhitzten Bereiche bis die gewünschte Form "einfriert".







Und so sieht das ganze SSWS dann am Ende aus,



hier zum Größenvergleich die MLP mit einem Weihnachtsbaum (2020).



Dort fehlen "nur" noch die Spannringe an den Pipe Supports.


Quelle: NASA


Quelle: NASA

Hier meine ersten Prototypen.



So viel zu einem ersten kurzen Einblick. :gut:

Vielleicht warte ich mal Euer Feedback ab und entscheide danach, ob und wie ich weiter posten sollte.


Christian1970

Unbedingt weiter posten. Ist nicht mein Thema, sieht aber klasse aus. Und Scratchbau ist eh immer toll.
Freue mich auf das Endergebnis.

Gruß Christian  :1:

Steffen K.

... seit 2011, .... das nenne ich mal ein Langzeitprojekt.

Meinen echten Respekt für das Durchhaltevermögen.    :7:

Raumfahrt-Modellbau ist jetzt nicht so meine Sparte, aber das hier ist ja mal hochinteressant.
Von einem Scratchbauer kann man immer was lernen.  :gut:



"Schöne Grüsse aus der Westpfalz"

Nornagest

Hallo,

auch von mir hier  :biggrin:.
Vor allem die Sachen mit den LEDs finde ich hoch spannend.

Gruß
Achim
Ein paar Modelle wollt ich bauen. jetzt bin ich damit soweit im Rückstand, das ich wohl ewig klebe.

Manfred R.

#4
Hallo Christian, Steffen und Achim,

habt Dank für das Interesse an meinem Projekt, obwohl Raumfahrt-Modellbau nicht unbedingt Eure Spielwiese ist.

Apropos Langzeitprojekt, Steffen, obwohl mir die Größenordnung des Vorhabens von Anfang an klar war, habe ich damals nicht gedacht, dass ich mal so lange durchhalten und nicht aufgeben würde.

Aber mittlerweile umfasst mein Baubericht im Raumcon-Forum stattliche 166 Seiten, und in Kürze durchbreche ich dort die Schallmauer von 1 Mio. Aufrufe.

Inzwischen habe ich den Rahmen meines Projektes vom Modell der Startrampe (Launch Pad 39A) auf den Launch Complex 39A erweitert, zu dem noch ein bisschen Umgebung gehört, in etwa so, wie es auf diesem Bild zu sehen ist.


Quelle: Andromeda24.de

Und das soll am Ende mal ein Diorama (1:160) ergeben, das 90 cm x 160 cm groß sein wird, was ich hier mal auf einer Google Maps-Karte von 2012 eingezeichnet habe, auf der noch das Lauch Pad 39A in seiner ursprünglichen Form mit FSS/RSS zu sehen war.


Quelle: Google Maps

Heute steht ja davon nur noch der Launch Tower, der Rest wurde seit der Übernahme des Startgeländes durch Elon Musk, SpaceX rückgebaut, da er für die Starts seiner Falcon 9 nicht mehr gebraucht wurde.

Der nächste Start einer Falcon 9 zur Mission Starlink Group 5-15 ist übrigens für kommenden Donnerstag (13.07.23) vorgesehen.

Und Achim wird aufhorchen, da das Diorama beleuchtet sein wird, und zwar durch mehr als 300 LEDs. :gut:

Das Konzept für die Stromversorgung zur Beleuchtung des Dioramas war vor einigen Jahren in regem Austausch mit meinem Raumcon-Freund Arno (McPhönix) entstanden, in dem die von ihm gebaute Multi-Strombank der zentrale Power-Baustein ist, die für ca. 60 Konstantstrom-Kreise mit jeweils bis zu 8 LEDs ausgelegt ist, womit alle Lampen-Kreise des Launch Complex (FSS/RSS/Service-Einrichtungen/Flutlichtstrahler), sowie der MLP und des Crawlers versorgt werden.



Das ursprüngliche Konzept ist in der Zwischenzeit überarbeitet und im Hinblick auf mehr Standort-Flexibilität bzw. Mobilität von MLP und Crawler modifiziert worden, sodass nicht nur die Standardanordnung mit der vor dem Tower stehenden MLP möglich ist, sondern auch die während der MLP-Zufahrt zum Pad, etwa so wie auf diesem Foto beim damaligen Challenger-Rollout (08.12.1982) im Nebel.


Quelle: NSF (forum.nasaspaceflight.com)

So viel für heute zur Verfeinerung des Vorgeschmacks.


Manfred R.

#5
Hallo allerseits,

hier kommt schon mal ein kurzer Vorgriff auf das geplante Diorama zur besseren Vorstellung.

Das ist der Grundriss (90 cm x 160 cm) mit dem Rohbau der FSS/RSS und der MLP sowie des Platzhalters des Crawlers.





Hier mit den Konturen des Pad-Aufbaus,



und der Zuleitungen für das SSWS, die aus dem Wasserturm gespeist werden.



Da der Wasserturm aber durchaus ein markantes Detail neben dem Launch Pad ist und deshalb auf dem Diorama nicht fehlen sollte, habe ich mich entschlossen, an dieser Stelle eine kleine Erweiterung des Dios vorzunehmen, auf welcher der Wasserturm auch noch Platz hat, wodurch das Gesamtbild sicherlich abrundet wird.




Quelle: NASA

Bei der Zeichnung der Wassertank-Draufsicht für das Diorama muss man beachten, dass der Tank auf einer aus fünf Stahlrohren bestehenden Stützkonstruktion steht, die einen fünfeckigen Grundriss hat, weshalb ich mich auch noch mit der Konstruktion eines Fünfecks beschäftigen musste, was durchaus nicht trivial ist, wozu es aber zum Glück Anleitungen gibt.



In diesem Bild sind einige Details eingezeichnet, die später beim Scratchen berücksichtigt werden. So befindet sich am hinteren Stützrohr eine Leiter mit Schutzkorb, die bis zu dem Geländer auf dem Wassertank führt,



die ich aber erst kürzlich bei genauem Hinschauen auf diesem Bild erkannt habe.


Quelle: Google Maps
Bis dahin fließt aber noch viel Wasser den Neckar runter.


Nornagest

Hallo,
also ich seh es so, das ist bis jetzt das preiswerteste Projekt. Was ich je gesehen habe.
Wenn man den "Zeitraum zu Kosten" betrachtet  :lol:.
:pop:

Gruß
Achim
Ein paar Modelle wollt ich bauen. jetzt bin ich damit soweit im Rückstand, das ich wohl ewig klebe.

Trucker Flo

Respekt für diese Geduld, nur weiter so.  :23:

VG Flo
- Fast 8 Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehlt -

Rafael Neumann

Hallo Harald,

vom Thema her definiktiv auch nicht meine Baustelle, aber bei "Langzeitprojekten" horche ich gerne mal auf. Wenn man sich den Grundriss anschaut, werden einem die Dimensionen ja schon klar - vor allem, wenn sich das im Wohnzimmer abspielt.
Da wäre ich dann 'raus, denn das macht meine Regierung nicht mit.  :teufel:

Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht, denn das Projekt bietet noch so einiges an Potential.

Schöne Grüße
Rafael
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Manfred R.

Danke Flo für Dein Interesse und bleibe weiterhin dran.


Manfred R.

Hallo Rafael,

schreibst mir und denkst an jemand anderen ... Arbeitet der Harald auch ein Langzeitprojekt?

Danke für Dein Interesse und bleibe weiterhin schön neugierig.


Manfred R.

Hallo Freunde,

heute ist für mich ein besonderer Tag.

Heute haben wir nämlich in unserem Raumcon Forum die Schallmauer von 1 Mio. Aufrufen durchbrochen.



Wenn das kein Grund zum Feiern ist.
Cheers!


Rafael Neumann

Zitat... schreibst mir und denkst an jemand anderen ...

Sorry, zeitlich und örtlich desorientiert - hatte nur vorher was von Harald gelesen.  :29:
Wenn ich mal sterbe, hoffe ich, dass meine Frau die Bausätze nicht zu den Preisen verkauft, die ich Ihr genannt habe ...

Manfred R.


Klaus Lotz

Hallo Manfred,

nicht so wirklich meine Baustelle, aber da ich auch gerne mal über den Tellerrand schaue werde ich doch mal dabeibleiben, denn allein vom modellbauerischen, lohnt es sich auf jeden Fall.

Gruß

Klaus
Rettet die Wälder, esst mehr Biber

Manfred R.

Hallo Klaus,
dann bleibe einfach dran, es lohnt sich immer, den eigenen Horizont zu erweitern.
Obwohl es bis zu meinem Diorama noch weit ist, habe ich schon noch einige interessante Sachen auf Lager.


Manfred R.

#16
Hallo allerseits,

na dann mal ran an die Spannringe, es führt ja doch kein Weg dran vorbei.

Nachdem ich mich wieder in meinen BB von Mitte 2015 eingelesen hatte, habe ich nochmals die unterschiedlichen Formen der Verschraubungen sämtlicher Spannringe auf der MLP-2 gecheckt, die hier auf diesem Bild noch einmal nebeneinander zu sehen sind.

Während die Mehrzahl der Spannringe aus sechs miteinander verschraubten Ringsegmenten besteht, wie sie rechts zu sehen sind, gibt es aber auch einige, die nur aus vier Segmenten bestehen (links daneben).


Quelle: NASA

In diesem Panoramabild kann man die Unterschiede aus anderer Perspektive sehr gut erkennen, wobei u.a. auffällt, dass die Verschraubungen der vierteiligen Spannringe etwas länger sind als die der sechsteiligen.


Quelle: nasatech.net

Und anhand dieses Bildes hatte ich mir bereits damals die Abmessungen der Spannringe und Verschraubungen ermittelt, wobei der Durchmesser der 24''-Ringleitung (4 mm) als Referenzmaß verwendet wurde. 


Quelle: nasatech.net

Da mir das damalige Bild meiner Bestandsaufnahme aus heutiger Sicht doch etwas überladen erscheint,


Quelle: NASA

habe ich die Anzahl der Verschraubungen aller Spannringe beider Ringleitungen noch einmal gesondert dargestellt. Dabei kennzeichnen die roten Pfeile jeweils die Lage der Supports, an denen es keine Spannringe gibt.

Hier zunächst für die Verhältnisse an der Ringleitung hinter dem LOX-TSM,


Quelle: NASA

und hier an der Ringleitung hinter dem LH2-TSM.


Quelle: NASA

Auffällig ist dabei die Tatsache, dass die Art der Spannringe bzw. die Anzahl ihrer Verschraubungen auf beiden Seiten nicht identisch ist.

Nach nochmaliger Überprüfung der Abmessungen werde ich für die sechsteiligen Spannringe Evergreen Strips (0,38 mm x 0,5 mm) verwenden und für die Verschraubungen Strips (0,25 mm x 0,75 mm), wobei 0,75 mm der Länge der Verschraubungen entspricht. Und für die etwas längeren Verschraubungen der vierteiligen Spannringe werde ich wohl Strips (0,25 mm x 1 mm) verwenden.

Der Aufbau der Spannringe soll nach der damals überlegten Gitter-Technik erfolgen, die ich für beide Spannring-Typen vorab einmal ausprobieren werde.

Dazu habe ich mir zunächst die Abstände der Verschraubungen jeweils auf der Abwicklung beider Typen markiert, links für die vierteiligen Spannringe und rechts für die sechsteiligen Ringe.

Dabei werden die Strips 0,25 mm x 0,75 mm (bzw. 0,25 mm x 1 mm) für die Verschraubungen jeweils über nebeneinander liegende Spannring-Strips 0,38 mm x 0,5 mm gelegt und mit MEK verklebt, die anschließend vereinzelt werden.



Soweit zur Theorie, morgen sollen dann die ersten Prototypen beider Spannring-Typen folgen.