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Schützenpanzer Marder 1 A5A1 mit Barracuda-Tarnung

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Rafael Neumann:
Hallo zusammen,

wie viele andere auch lese ich lieber Bauberichte, als dass ich selbst welche erstelle, aber ab und zu muss es einfach wieder sein - auch wenn dann angefangene Projekte wieder ins Hintertreffen geraten. Leider war es wieder so weit, denn ich hatte mich nach der Lektüre von "Danish Leopards in Helmand" in die Bundeswehrfahrzeuge mit Barracuda-Tarnung schockverliebt. Das Objekt der Begierde sollte dann allerdings kein Leopard, sondern ein Marder in Vollausstattung werden, wie er in Afghanistan im Einsatz war. Bei vielen Detailfragen konnten mir zwei echte Marderspezialisten vom Modellboard, Andreas und Didi, weiterhelfen. Beide verdienen meinen absoluten Respekt, denn sie haben auch bei den "dümmsten" Fragen nicht die Flinte ins Korn geworfen und immer eine Antwort gefunden, die dann regelmäßig mit sehr gutem Bildmaterial verbunden war. Diese Unterstützung war dann auch ein Grund dafür, warum ich auch diesen Umbau wieder in einen Baubericht einkleiden wollte.

Also sei's drum, wozu bereits angefangene Bausätze fertigstellen, wenn man sich auch auf etwas Neues freuen kann? Hier ist mein nächstes Baby, dass ich bereits vor einiger Zeit begonnen habe:

Schützenpanzer Marder 1 A5A1 mit Barracuda-Tarnung



Der Schützenpanzer (SPz) Marder, ein Produkt von Rheinmetall Landsysteme, war seit 1971 das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiere der Bundeswehr. Genutzt wurden die Ausführungen 1A3, 1A4 und 1A5, die Besatzung bestand aus Fahrer, Richtschütze, Kommandant und sieben Panzergrenadieren.

Nach diversen Anpassungen begann im Dezember 2002 eine Kampfwertsteigerung zum Marder 1A5. Sie umfasste den Einbau eines Minenschutzes, was aber bei einer Gewichtszunahme auf insgesamt ca. 37,5 Tonnen bei gleichzeitigem Mobilitätsverlust führte. Die Marder 1A5 wurden im Ausland eingesetzt und im Dezember 2010 erfolgte die Auslieferung der ersten Marder 1A5A1. Wichtigste Änderungen hierbei sind die Raumkühlanlage am Fahrzeugheck links, die Mobile Multispektrale Tarnausstattung (MMT) und der CG12-IED-Störsender, wobei diese Ausrüstung besonders für Auslandseinsätze wie den Afghanistaneinsatz entwickelt wurde. Die "Barracuda-Tarnung" (MMT) besteht aus mehreren Isoliermatten, die auf den Marder zugeschnitten sind und die Fahrzeugkonturen verschleiern sollen; hauptsächlich bewirken diese aber auch eine Reduzierung der Wärmeeinstrahlung in das Fahrzeug in tropischen Einsatzgebieten und die Reduzierung der IR-Signaturen nach Außen. Der Störsender CG12 ist durch eine kleine Antenne vorne rechts auf dem Fahrzeug gleich neben dem Außenspiegel erkennbar.

Wenn man so ein Fahrzeug bauen will, benötigt man zunächst als Basisfahrzeug den Marder 1 A5A1 von Revell. Der Bausatz basiert auf den Grundbausatz des Marder 1 A3, der natürlich bereits vor einigen Jahren auf den Markt gebracht wurde - genau genommen als Bausatz 03021 im Jahr 1997. Diesem Bausatz wurden dann im Jahr 2010 alle Teile hinzugefügt, die man für einen Marder 1 A5A1 benötigt und so wurde daraus Bausatz Nr. 03092. Die Teile weisen die übliche Revell-Qualität auf (das ist halt gut oder eben nicht so gut), auf jeden Fall bekommt man ein gutes Modell des Marders in aktuellster Ausführung - zumal der Marder auch von keinem anderen Hersteller angeboten wird. Die beigelegte Vinylkette ist nicht jedermanns Sache, obwohl Revell diese in neuer und verbreiterter Form anbietet. Das Treibrad greift nun korrekt Kettenkörper und nicht mehr zwischen die Endverbinder, allerdings sind nun wieder die Kettenpolster nicht ganz korrekt. Wer also sowieso kein Freund dieser Gummiketten ist, findet mit der passenden Einzelgliederkette von Perfect Scale Modellbau, PSM A1012 Diehl1028, eine gute Alternative.

Der Hauptbestandteile des Umbaus ist dann der Umbausatz 35093 von PSM, Marder 1 A5A1 Conversion. Auf diesen gehe ich natürlich im Laufe des Umbaus ein, vorgestellt hatte ich ihn ja bereits:
https://modellbauforen.de/index.php/topic,16348.msg317267.html#msg317267

Ergänzt werden diese Basissets wie bei den meisten meiner Bausätze durch ein reichliches Zubehörpaket, hier mal ein komplettes? Who-is-who für den Marder 1 A5A1:




Das Fahrzeug, das ich darstellen möchte, ist eine Mischung diverser Ausstattungsvarianten, die ich inzwischen auf vielen Bildern gefunden habe. Allerdings darf ich hier leider noch kein Originalbild zeigen, da die Bildrechte bei zwei Fotografen liegen und sie sich noch nicht zu einer Veröffentlichung hier im Forum geäußert haben. Man findet aber entsprechende Bilder im Heft 5046, Marder 1A5 und 1A5A1 von Tankograd oder hier auf der Seite:
https://www.kietzmann.eu/search?KW=marder&I_DSC_AND=t&I_DSC=marder+&I_USER_ID=U0000_rAZwZQtPuA&_ACT=search

Auf jeden Fall bekommt ihr eine Vorstellung davon, was es werden soll:
Ein "Eisenschwein" neuester Generation im Einsatz.


Der Bau beginnt wie meistens mit dem Bau der Unterwanne aus dem Revellbausatz. Hier müssen lediglich die Stoßdämpfer und die Stützrollen angebaut werden, später kommen dann die Laufrollen sowie Treib- und Leiträder hinzu, die einfach mit Polycabs aufgesteckt werden können:



Die Stützrollen könnte man theoretisch auch weglassen, weil man diese später - zumindest bei vollständiger Verwendung der seitlichen Barracuda-Matten -  nicht mehr sehen wird, aber ich bin da kein Freund solcher "Sparmaßnahmen", und die Rollen dienen später immer noch als Auflage für die Kette.

Als nächstes steht dann mit der Heckwand bereits das erste größere Bauteil aus dem Umbausatz auf dem Programm, wobei die Teile von Revell hier komplett ersetzt werden. Hier muss man ganz schön aufpassen, denn der Anguss ist recht massiv und die Fischhaut der Heckklappe wiederum sehr dünn, so dass man den oberen und unteren Steg schnell zerbrechen kann, wenn man zu viel Kraft oder das falsche Werkzeug einsetzt. Das Resin von PSM ist zum Glück recht flexibel, so dass man sehr gut damit arbeiten kann. Bevor man die Heckwand verbaut wird die Heckluke eingeklebt, was dem Bauteil zusätzlich mehr Stabilität verleiht. Hier mal ein Vergleich der beiden Teile:





Um das Heck ohne Spannung in die Unterwanne einkleben zu können, sind noch ein paar Anpassungsarbeiten erforderlich, aber das gehört halt zu einem Resinbausatz dazu. Zunächst wird die obere Kante vorsichtshalber mit einem Plastikvierkant verstärkt:



Das Einkleben klappt danach dann einwandfrei, wobei ich vorsichthalber einen 2k-Kleber verwendet habe. Evtl. nicht zu vermeidende kleine Spalten können auf jeden Fall später noch geschlossen werden:










Danach war dann die in einem Stück gegossene Oberwanne an der Reihe. Später habe ich mir von Gerold Betzler erklären lassen, dass er die Barracuda-Tarnung mit Milliput nachgebildet hat, um den Master zu erstellen. Wenn man sich die Wanne anschaut, kann man sich gut vorstellen, was für einen Aufwand er damit getrieben hat. Etwas näher heran, zunächst die Wanne komplett...,



und der der vordere Teil ...



und der rückwärtige Teil ...



Von Revell hat PSM leider auch die Idee übernommen, die Bauform der Wanne ohne die oberen Kettenabdeckungen darzustellen. Das macht das Konstrukt etwas instabil und erfordert beim Verkleben ein paar Zwingen und eine längere Trocknungszeit, aber damit kann man gut leben. Zum Glück war die Oberwanne fast nicht verzogen, so dass nur ein wenig mit einem Wasserbad nachgeholfen werden musste. Beim Trockenpassen zeigt sich die erste kleine Schwäche der Bauanleitung. Ich bin ja bekennender Blindfisch und empfinde daher die Bildchen auf den kopierten Seiten sowieso als zu klein. Von daher hatte ich bereits Abhilfe geschaffen und Herrn Betzler um entsprechende höher aufgelöste Seiten gebeten; diese hat er mir auch ohne Probleme überlassen. Für den Anbau der Oberwanne erkennt man auf 2 schon recht kleinen Fotos, dass an der Revell-Unterwanne im vorderen Bereich an zwei markierten Stellen die rechte und
linke Ecke gekürzt werden soll. Leider gibt es dazu keinerlei Hinweise, was wo genau und wie stark zu kürzen ist. Learning by doing wäre ein Mittel der Wahl, aber das hat mir nicht immer gutgetan, und die Form der Innenwanne passt eigentlich auch gar nicht zu den Markierungen:



Letztendlich bin ich im Netz fündig geworden, weil Thomas Hartwig von Panzer-Modell irgendwann vor dem gleichen Problem stand und feststellte, dass die Bauform der Oberwanne das Ganze vereinfacht. Sie liegt ja tatsächlich nur an zwei Stellen – also Front und Heck - auf, so dass  der jeweils vordere Seitenbereich der Unterwanne weggeschnitten werden kann. Damit hat die neue Oberwanne genügend Platz und man sieht spätestens nach dem Anbringen der vorderen Panzerung und der Matte nichts mehr davon:





Bevor man die Oberwanne verklebt, werden noch ein paar Teile verbaut, weil man da sonst später nicht mehr herankommt. Es geht hier um das Innenleben der seitlichen und hinteren Winkelspiegel und die obere Innenplatte des Kampfraumes, die man auch weglassen könnte, wenn man die Luken geschlossen darstellt. Allerdings hat man durch diese Platte auch mehr Halt und eine größere Klebefläche für die Luken. Auch hier ist ein Trockenpassen sehr wichtig, und damit die Teile später nicht schief in der Oberwanne stehen, werden sie sauber gestiftet und dann auch wieder mit 2k-Kleber eingeklebt:





Nach dem Einkleben der Oberwanne habe ich die Lücke zwischen Ober- und Unterwanne durch zwei passend zugeschnittene Streifen Polystrol geschlossen, so dass nun die gesamte Innenfläche der Wanne einschließlich der oberen Kettenabdecken geschlossen ist:





Damit wäre der erste große Bauabschnitt abgeschlossen, und mit dem Ergebnis kann man dann weiterarbeiten:











Das wäre es erst einmal mit diesem ersten Teil des Bauberichtes. Jetzt brauche ich erst wieder ein paar Tage, um den nächsten Bauabschnitt in Worte und Bilder zu fassen.
Falls es Euch gefällt oder auch nicht: Feuer frei, und bleibt gesund
Rafael

eydumpfbacke:
Ist ja mal wieder vom allerfeinsten Rafael  :ThumbUp: :ThumbUp:

Steffen K.:

--- Zitat von: Rafael Neumann am 23. Juni 2022, 16:20 ---....
Also sei's drum, wozu bereits angefangene Bausätze fertigstellen, wenn man sich auch auf etwas Neues freuen kann ?

--- Ende Zitat ---

... der Satz könnte von mir sein.  :23: :23:

Eine tolle Material- und Informationsschlacht hast du da angefangen. Respekt.   :7: :7:

... also ich bin dabei.     :pop:

LowBudget:
Spannendes Projekt, da schau ich gerne zu  :ThumbUp:

Als ich am Anfang Revell gelesen habe, kräuselten sich die Fußnägel. Mit der Firma verbinde ich vieles aber keine guten Bausätze. Umso besser, das dass meiste nun eh mit den Resinteilen von MR ersetzt wird  :37:

Wimpl:
Revell hat halt den großen Vorteil, dass sie auch deutsche Fahrzeuge als Modell herausbringt, die ein wenig aus der Linie schlagen (der Marder gehört hier dazu, genauso der Dingo...), aber man muss halt viel Arbeit und für einiges auch Zurüstsätze verwenden um ein (halbwegs) richtiges Modell zu kreieren...meinen Dingo habe ich nach 3 Versuchen, die Nase an die Wanne anzubauen vor Zorn in die Tonne gekübelt weil einfach nix gepasst hat...das ist aber schon ewig her, vielleicht baue ich mal einen 2. :3:

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