KW-1 Modell 1942 mit vereinfachtem, geschweißtem Turm

Begonnen von richtfunker, 23. Januar 2021, 17:02

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richtfunker

Bausatz: Trumpeter 00358 aus dem Jahr 2005

Nach der Photoätzteil-Orgie beim Sd.Kfz. 7 von Dragon (noch nicht fertig) brauchte ich mal Abwechslung. Da ich gerade das Buch von Neil Stokes, KV - Technical History and Variants (AirConnection, 2010) aufmerksam studiert hatte, war mir nach einem solchen Ungetüm. Meine Wahl viel auf das Modell 1942 mit dem vereinfachten, geschweißten Turm, weil das der kantigste aller KW-Panzer war und ich auf kantig stehe. Dieses Modell unterscheidet sich vom Vorgängermodell 1941 durch eine noch dickere Wannenpanzerung und den charakteristischen, kantigen Überhang am Heck. Dieses Modell wurde von Februar bis September 1942 gebaut, mit dem geschweißten Turm jedoch nur bis April 1942.

Speziell ein Foto im Buch hat mir gefallen, auf Seite 203 unten. Es ist aber auch im Netz zu finden:



Quelle: 3rdweal auf reddit/r/DestroyedTanks

Eine wichtige Frage vorne weg: lässt sich mit dem Trumpeter-Bausatz ein historisch korrekter KW-1 dieser Variante bauen? Absolut, man sollte nur an manchen Stellen aufpassen, welche optionalen Teile man verbaut. Zurüstteile sind nicht notwendig. Bei manchen Details reichen simple Scratch-Bauten.

Angefangen habe ich im Mai 2020, also war wohl nix mit "mal eben zwischendurch". Man sollte sich durch die scheinbare Einfachheit es Bausatzes nicht täuschen lassen! Nietenzähler können sich hier so richtig austoben. Außerdem muss man sehr sorgfältig arbeiten, denn bei der Einfachheit fallen Fehler sofort krass auf.




Bauabschnitt 0 (ohne Bezeichnung)

Lost geht es recht außergewöhnlich: Als Erstes müssen Löcher gebohrt werden. Zunächst einmal muss man sich für eine Variante bei den Motor-Wartungs-Luken entscheiden. Es gibt 1. die mit einer Wölbung (Teil F23). Die sollte aufgebohrt werden, denn wenn diese Luke verwendet wurde, dann immer mit der Inspektions-Öffnung für das Kühlsystem. Dann gibt es die flache Luke (Teil P3) mit einem aufgeschweißten, keilförmigen Geschoßabweiser. Die Löcher unbedingt zulassen, denn das optionale Teil P16 ist meines Wissens nirgends in den Quellen belegt. Will man die Decals des Bausatz nutzen - Besposchadni (der Gnadenlose) mit H.-Karikatur, sollte man die flache Luke verwenden.

Die Löcher in der Wannendecke (A27) sollten alle aufgebohrt / aufgesägt werden, mit Ausnahme der Öffnung für die gepanzerte Stromzufuhr von Hupe und Scheinwerfer. Dazu später mehr.

Die Löcher in den Turmseiten nur aufbohren, wenn man die Zusatzpanzerungen (P14 + P15) später anbringen will. Besposchadni hatte diese z.B. nicht.

Die Löcher im Turmboden (P6) zulassen, diese werden für das Verstärkungs-Winkeleisen (P2) benötigt, das nur verbaut wurde, bevor die Turm-Panzerplatten verzahnt waren (Modell 1940).




Bauabschnitt 1

Hier beginnt der eigentliche Bau: Die unteren Wannenteile werden zusammengesetzt. Die Wanne an sich ist in einem Teil gegossen, was den Zusammenbau enorm erleichtert. Diese enthält jedoch an den Seiten keinerlei Details. Die erhält die Wanne erst durch separate Teile, B1 und B2, die seitlich aufgesetzt werden. Ein sehr elegante Lösung, die sich Trumpeter da. hat einfallen lassen, denn 2005 gab es vielleicht noch keine beweglichen Formen (slide molds). So ist der Zusammenbau recht einfach und man hat trotzdem gute Details auf den Wannenseiten.

Dann werden noch die Gummi-Stopper für die Schwingarme aufgesetzt (A8) und die Heckpanzerung (A12, A11, F27 und S1) eingebaut. Letzteres habe ich allerdings erstmal verschoben, weil mir beim "trocken" zusammenpassen Unstimmigkeiten aufgefallen sind. Dazu später mehr.




Bauabschnitt 2

Hier werden die Wannenoberseiten und diverse Anbauteile verbaut. Hier gibt es weiter nichts zu beachten, außer dass man vielleicht mit dem Anbringen der Befestigungen für die Abschleppringe (A10) warten sollte, bis die Zusatzpanzerung (F3) aus Bauabschnitt 9 angebracht ist, sonst stimmen evtl. die Abstände nicht. Man kann F3 aber auch schon an dieser Stelle verbauen.

Was mir hier aufgefallen ist: die Passung der Wannenteile ist nicht 100-prozentig. Setzt man das Heckteil ein, drückt es die Wannenseiten ein Stück weit auseinander, so dass die Wannenoberteile (A27 und F28) im Vergleich dazu zu schmal sind. Meine Lösung sah folgendermaßen aus: ich habe die Wannenseiten mit einer Klemme zusammengedrückt:




Dann habe ich das Heck (A12), das nun zu breit war, soweit zurechtgefeilt, bis es passte. Ja, das war der erste meiner vielen Fehler.

Man sollte das ganze genau andersrum machen: Teil A12 so lassen, wie es ist, und dafür 1,5mm-Plastikstreifen zum Auffüllen an den Seiten anbringen, so dass die Wannendecken bündig sind. So zumindest hat es mannmitbrille (Scalemates) gelöst, und das finde ich wesentlich besser.

Die oberen Kanten der Füllstreifen kann man später mit Schweißnähten dekorieren, denn genau da gehören sie hin.

Fehler Nummer 2: Den Passungsring für die Fahrerausstiegsluke (F15) sollte man in die vordere Wannendecke (A27) schon an dieser Stelle einsetzen, da es hier den Übergang möglichst genau zu kaschieren gilt. Dieser Ring ist deswegen notwendig, weil frühe KWs hier tatsächlich einen Ring um die Luke besaßen, der später wegfiel. Trumpeter verwendet Teil A27 für alle Varianten. Teile F15 und A27 müssen hier also zusammen ein einziges Teil ergeben, ohne sichtbaren Übergang. Das ist etwas schwierig, weil die Vertiefung in A27 etwas zu niedrig ist, wodurch sich ein leichter Höhenunterschied ergibt, der nur sehr schwer zu korrigieren ist. Mir ist das zu spät aufgefallen, und ich habe das mit viel Spachtelmasse versucht auszugleichen. Bin absolut nicht zufrieden mit meiner Arbeit an dieser Stelle. Auch sollte man dies möglichst vor dem Einbau von Teil A27 machen, da man da noch leichter hinkommt zum Versäubern. Aufpassen muss man auf die 2 erhabenen Nieten links und rechts vor der Fahrerluke, dass man die beim Versäubern nicht wegschleift.

Das war's fürs Erste, die anderen Bauabschnittte präsentiere ich in späteren Beiträgen.

Edit: Fehlerkorrekturen

Nachtrag zu Bauabschnitt 2: Von der Fahrerfront-Zusatzpanzerung (D18) gab es 2 Varianten. Es gab zwei Fabriken, die Wannen für den KW herstellten, und diese fertigten die Zusatzpanzerung leicht unterschiedlich. Die Fabrik UZTM fertigte diese Platte wie im Bausatz dargestellt. Diese stellte jedoch die Produktion im Juni 1942 ein und stieg auf die T-34-Fertigung um. Das ist aber für die hier vorliegende Variante irrelevant.

Das andere Werk, Fabrik 200, stellte eine Zusatzplatte her, die weiter über die Frontpanzerung herausragt. Dafür hatte sie Einschnitte für Fahrer-Sichtblock und Stromzufuhr Hupe/Scheinwerfer. Für diese Variante (Februar bis April 1942) sind also beide Zusatzplatten denkbar. Will man letztere Frontpanzerung darstellen, kann man entweder eine komplett neue aus einer ca 1mm dicken Plastikplatte herstellen, oder man verlängert die im Bausatz vorhandene um 3 kurze Segmente und hofft, dass man nach dem Versäubern den Übergang nicht mehr sieht. Will man Besposchadni darstellen, sollte man diese längere Zusatzpanzerung verwenden. Ein dritter Schriftzug, der auf dieser platziert war, fehlt allerdings auf dem Decalbogen von Trumpeter.
Viele Grüße
Christoph

michel2827

Hier schau ich dir gerne über die Schulter. Ich mag die WW2 Russen
Gruß Carsten


https://www.instagram.com/commonwealth_scalemodeler/#

Damidduweisswasbescheidis

richtfunker

#2
Danke für die ermunternden Worte, michel2827, valar dohaeris!

Zwei Dinge möchte ich noch einmal klarer formulieren:


  • Ring um die Fahreraustiegsluke: Teil F15 ist etwas zu flach für die Vertiefung in der vorderen Wannendecke (A27), also man die Vertiefung etwas unterfüttern, damit F15 plan liegt.
  • Die Befestigungen für die Abschlepp-Ringe - meine empfohlene Bau-Reihenfolge wäre: zuerst Teil F4 aus Bauabschnitt 4, dann die Zusatzpanzerung F3 aus Bauabschnitt 9 dazu ausrichten und schließlich die Teile A10 aus Bauabschnitt 2. So kriegt man die Ausrichtung der Teile zueinander optimal hin.

Bauabschnitt 3

Hier hatten einige Teile einen gehörigen Formversatz, besonders die Schwingarme (G3) und die Kettenspannvorrichtung (A22). Da gibt es Einiges wegzuschleifen. Teile A3, A7 und A22 ergeben zusammen die 2 Kettenspannvorrichtungen, die beweglich gestaltet werden können, wenn man A22 nicht verklebt. Der Sinn erschließt sich mir jedoch nicht so ganz, denn diese Teile haben nach der Befestigung an der Wanne keinerlei Bewegungsspielraum, also kann man die Kettenspannung auch nicht wie im Original einstellen. Die einzige Möglichkeit, die ich hier sehe, wäre die Achse von A22 komplett zu entfernen, durch ein Rundprofil zu ersetzen und ein entsprechendes Loch durch den Block in der Mitte zu bohren. Dann kann sich die Achse im Block bewegen und man könnte die Kette dann tatsächlich spannen. Für mich ehrlich gesagt nicht der Mühe wert. Die Ketten sind so lang, dass man fast immer einen korrekten Durchhang hinbekommt.

Wichtig zu beachten bei den Drehstab-Abdeckungen (G7): Hier gibt Trumpeter keine Hinweise, wie diese auszurichten sind. Die Teile G3 und G7 haben auch keine Führungsnasen oder so etwas in der Art, so dass man sie beliebig zueinander ausrichten kann. Das wäre aber nicht korrekt, hier ist die korrekte Ausrichtung zu sehen:


Quelle: Neil Stokes

Ab und zu zu sehen sind auf Bildern ist auch eine um 180 Grad gedrehte Ausrichtung. Das liegt vermutlich daran, dass einige Schwingarme noch 6 statt 3 Schraubenlöcher hatten für die früheren Abdeckungen, so ergeben sich genau 2 Einbaumöglichkeiten für die Abdeckung, je nachdem welche der jeweils 3 Löcher man zur Verschraubung verwendet. Das Dreieck, die die 3 Schrauben bilden, steht also entweder gerade oder auf dem Kopf, wenn man den Schwingarm senkrecht hält.




Bauabschnitt 4

Die Lüftungsgitter (D9) für den Motorraum sind reliefartig gespritzt, man kann also nicht durch sie hindurchsehen. Das ist aber nicht sooo schlimm, wenn man die Vertiefungen Mattschwarz bemalt und das Gitter anschließend trockenmalt. Dennoch hat Trumpeter hier Rücksicht auf Detail-Fanatiker genommen und die im Original verstellbaren Lüftungsschlitze darunter dennoch dargestellt. Ich konnte es daher nicht gut sein lassen können und habe die Gitter durch PE-Teile von Eduard ersetzt. Ich hatte auch welche aus dem 3D-Drucker von FC Model Trend zur Verfügung, aber die waren mir in dem Fall zu grob. Hier ein Vergleich:



Das Eduard PE-Set aus der Zoom-Reihe ist sehr minimalistisch, kostet dafür aber unter €10,-. Es enthält die Lüftergitter, das Gitter für den Luft-Austritts-Überhang am Heck sowie Halterungen für Hupe und Scheinwerfer. Das Gitter am Heck habe ich nicht verwendet, da habe ich das Teil aus dem Bausatz und o.g. Trockenmalmethode verwendet. Dafür sind die Lüftungsgitter relativ aufwendig und man sollte den Lötkolben auspacken:





Etwas aufwendig, aber ie PE-Teile eignen sich am Besten, um Beschädigungen darzustellen. Oft waren die brutal verbogen und durchlöchert.

Wenn man wie ich von der vorgeschlagenen Reihenfolge abgewichen hat, sind an dieser Stelle F4 und F15 bereits verbaut.

Die 3 Luken für Fahrer und Getrieberaum lassen sich theoretisch offen verbauen, aber da es im Bausatz keinerlei Innenleben gibt rate ich davon ab. Man kann also die Arme (A26) weglassen. Die 2 Schraubenköpfe jedoch, mit der diese Arme befestigt waren, sind auf den Luken zu sehen und sind im Bausatz erhaben dargestellt. Bei den Getriebe-Wartungs-Luken sollte man diese wegschleifen und durch kleine, flache Löcher ersetzen.

Teil D6 stellt die Stromzufuhr für Hupe und Scheinwerfer da. Für diese galt es sich in Baubabschnitt 0 für eine der 2 möglichen Öffnungen zu entscheiden. Die eine soll für frühe Varianten, die andere für spätere Varianten (also hier) verwendet werden. Für mich stimmen aber beide nicht, wenn man Originalfotos betrachtet. Für mich ist die Stromzufuhr bei den späten Varianten genau mittig zwischen Hupe und Scheinwerfer. Also empfehle ich, das Teil entweder durch entsprechend dicken Draht zu ersetzen oder den rechteckigen Führungszapfen zu entfernen. In jedem Fall mittig platzieren.

Beim Geschossabweiser (D6) vor dem Bug-MG fehlt mittig eine kleine viereckige Öffnung. Diese diente dem Regenwasser-Ablauf und kann leicht nachgebildet werden.




Bauabschnitt 5

Bei den Laufrollen G1 und G8 gibt es nichts zu beachten. Aber sehr schön, dass hier Trumpeter nach Tamiya-Art Polycaps verwendet.

Bei den Antriebsrädern muss man wiederum aufpassen: Die Abdeckung F6 lässt sich wieder frei platzieren, dass sollte man aber nicht. Die Schrauben in der Abdeckung waren genau mittig zwischen den äußeren Schrauben auf den Zahnkränzen (A23).

Das Bug-MG selber (D2) würde ich erst viel später verbauen, da es sonst leicht abbricht. Alternativ kann man es auch durch ein Zurüstteil aus Metall ersetzen, denn die Mündungsöffnung fehlt bei D2.




Bauabschnitt 6

Hier kann man sich entweder für eine Vinylkette oder eine Segmentkette entscheiden, beides ist im Bausatz vorhanden. Die Vinylkette ist von den Details her nicht verkehrt, allerdings wird es mit der schwierig, einen korrekten Durchhang darzustellen. Die Segmentkette ist detailtechnisch top und stellt diesen Durchhang perfekt dar. Deswegen habe ich mich zunächst für diese entschieden, man muss lediglich ziemlich sichtbare Auswerfermarken auf der Innenseite verschleifen. Die Kette besteht aus 2 längeren Abschnitten (T1 unten, T4 oben) und 2 kürzeren Abschnitten (T2 x 2 jeweils zwischen T1 und Leit- bzw. Antriebsrad). Die Rundungen um Leit- und Antriebsrad bestehen aus Einzelkettengliedern. Hier muss man aufpassen, dass man sie beim Anpassen an die Räder nicht wieder auseinanderzieht, sie werden nämlich nur zusammengesteckt, ohne jeglichen Halt. Ich empfehle daher nicht mehr als 3 bis 4 auf einmal miteinander zu verkleben und dann stückweise an die Räder anzupassen, solange der Kleber noch weich ist. Besser ist hier, von oben nach unten zu arbeiten. Bei der linken Kette hatte ich das zunächst andersrum gemacht (von unten nach oben) und hatte prompt meinen nächsten Fehler:



Das obere Teil (T4) sitzt jetzt ein wenig zu weit hinten und die Durchhänge passen nicht genau zu den Stützrollen. Am Antriebsrad liegt sie auch nicht perfekt auf. Unter Spannung lässt sich das gerade noch korrigieren, wenn man die Kette nach vorne zieht und mit den Stützrollen verklebt. Besser lief es mit der rechten Kette:



Aber dann kam mal wieder alles anders. Ich habe mir nämlich nochmal das Originalfoto vom Чап (Tschap) angeschaut und da ist mir etwas aufgefallen. Die Kette an sich ist nicht zu sehen, da im Schatten. Aber wenn man sich die 3 Ersatz-Kettenglieder auf dem Ketteschutzblech genauer anschaut, dann sieht man, dass das äußere Kettenglied eins ohne Führungszahn ist, also ein geteiltes Kettenglied mit Führungshöckern, die ab Frühjahr 1942 verwendet wurden, um das Problem von abgeworfenen Ketten, über das sich Panzerbesatzungen immer wieder beklagt hatten, irgendwie in den Griff zu bekommen. Es liegt also nahe, dass das Fahrzeug eine solche Kette besitzt, wenn es schon Ersatz-Kettenglieder dafür transportiert.

Also habe die Segmentkette beiseite gelegt und die Kette MTL35025 von Masterclub herangezogen, die eigentlich für den späteren Bau eines KW-8 Flammpanzers vorgesehen war.

Das war allerdings eine Entscheidung, die sich massiv auf das Zeitmanagement ausgewirkt hat, um es mal vorsichtig auszudrücken. Von den Details her ist diese Kette absolute Spitzenklasse:





Allerdings ist der Zusammenbau sehr aufwendig und hat mich einiges an Nerven gekostet. Die Metall-Teile müssen erstmal von Gussgraten gesäubert werden, ein Freibohren der Löcher wie bei Friul ist dagegen nicht vonnöten. Hier sollte man aufpassen, dass man diese ziemlich breiten Kettenglieder nicht verbiegt (700mm im Original), denn das Material ist relativ weich. Dann wäre da die Sache mit den Resin-Pins. Vom Detaillierungsgrad kann man sich nicht mehr wünschen, aber sie einzusetzen war für mich alles andere als einfach.

Es gibt 2 verschiedene Arten von Pins, die der Kette ins separaten Zip-Lock-Beuteln beiliegen. Die eine Art stellt den Kettenbolzen-Kopf dar - diese liegen auf der Seite der Kette, die zur Fahrzeugwanne zeigt. Die Bolzen wurden im Original von innen nach außen geführt und dann an der Außenseite (von der Wanne weg) durch einen konischen Verschluss gesichert. Letzteren stellt die zweite Art der Resin-Pins dar.

Man fügt also 2 Kettenglieder zusammen, bewegt sie ein paar mal gegeneinander um sie einander anzupassen und führt dann die 2 Pins ein, Kleber ist nicht vonnöten, sie halten auch so. Die inneren Pins (die mit dem flachen Kopf) sind ohne Problem einzusetzen, da sie nicht konisch sind und trotzdem halten. Die äußeren Pins (mit den Verschlüssen) jedoch sind leicht konisch und auf die letzten 1-2mm nur mit ziemlich viel Druck einzusetzen. Wenn man da nicht 100 Prozent gerade ist und leicht verkantet, bricht man den Pin ab. Das ist mir leider, vor allem bei der ersten Kette, ziemlich oft passiert, ca. 1 Pin von 10. Sehr ärgerlich und ich hatte Angst, dass mir die Pins ausgehen. Man hat zwar 30 Stück mehr im Beutel, als man benötigt, aber trotzdem kann man sich diese Ausfallrate am Schluss nicht leisten.

Also hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man bohrt den abgebrochenen Pin wieder aus und versucht es erneut, oder man lässt ihn so wie er ist (die Kette hält bereits an diesem Punkt), schneidet das abgebrochene Stück vom Kopf ab und klebt ihn, da er nun wieder plan ist, auf die Kette mit Sekundenkleber auf. Aber das kostet alles so viel Zeit!

Leider muss ich an der Stelle sagen, dass man eigentlich noch mehr Zeit investieren sollte, wenn sich später Ärger mit der Kette ersparen will. Die Pins halten nämlich so viel nicht aus, wenn sie später altert und verschmutzt. Wenn die Beweglichkeit durch das Weathering nur ein bisschen eingeschränkt ist und man der Kette wieder etwas Leben einhauchen will, brechen die Pins gerne ab, und zwar, wie sollte es anders sein, die Äußeren, von denen man eh schon zu wenig hat. Also ist meine Empfehlung, zwischen den Pins auch ein kurzes Stück Draht einzusetzen, um etwas mehr Stabilität zu bekommen.

Alles in Allem würde ich persönlich diese spezielle Kette von Master Club nicht mehr verwenden. Die Friul-Ketten (ATL-51) stellen Bolzenkopf und Verschluss ebenfalls vernünftig dar, obwohl sie dort Teil der Kettenglieder sind. Man muss zwar durch den flachen Kopf mit dem Draht durch, aber sauber verklebt und geschliffen sieht man denke ich keinen Unterschied.

Das war's für Teil 2.
Viele Grüße
Christoph

richtfunker

Bauabschnitte 7 und 8

Wie oben schon beschrieben, sollte man die abgeflachte Wölbung (P16) auf der flachen Motor-Wartungsklappe (P3), falls man sich für diese entschieden hat, weglassen. Der Fahrer-Winkelspiegel (P7) besitzt einen Flansch, der beim KW-1 1942 nur noch selten verbaut wurde. Man kann ihn aber durch einen ohne Fĺansch ersetzen (F26), davon gibt es im Bausatz genügend, die sonst in die Ersatzteilkiste wandern würden. Man muss nur die Schweißnaht aussenrum ergänzen.

Die Schlammschaber (A5) müssen nach den Antriebsrädern verbaut werden, andersrum geht es nicht. Die Antriebsräder lassen sich folglich danach nicht mehr entfernen - das sollte man evtl. beachten, wenn man die Antriebsräder separat lackieren will oder bezüglich der Ketten geplant hatte, diese gemeinsam mit den Antriebsräder zu montieren.

Bevor man die Abschleppringe am Heck (A19, ohne Klebstoff) einbaut, sollte man die ringförmigen Strukturen auf den Halterungen entfernen, die waren beim 1942er nicht mehr vorhanden.




Bauabschnitt 9

Wer meiner Empfehlung gefolgt ist, hat die Glacis-Zusatzpanzerung (F3) bereits verbaut. Es bleiben nur das Stahlseil für die Motorwartungsklappe (A25) und die Panzerung für den Antennen-Sockel (A24). Bei Letzterem sollte man ebenfalls eine kleine Öffnung vorne unten hineinschnitzen, diese diente dem Ablauf von Regenwasser, das sich sonst im Antennensockel angesammelt hätte.

Anm. zum Stahlseil der Motorwartungsklappe - diese wurde wie folgt verwendet: Der Turm wurde auf 3 oder 9 Uhr gedreht, sonst hätte das Turmheck den Zugang erschwert. Dann wurde die Motorklappe geöffnet und das Seil mittels Haken an dem seitlichen Haltegriff oben an der Turmwand eingehängt.

Laut Bauplan sollte man an dieser Stelle die Kette einbauen, was jedoch die Bemalung des Laufwerks sehr erschwert. Daher habe ich das erst viel später gemacht.




Bauabschnitt 10

Hier werden die Kettenschutzbleche montiert. Wenn man an diesen Beschädigungen darstellen möchte, sollte evtl. auf PE-Nachrüstteile ausweichen. Ich habe ein paar Beschädigungen an den Teilen aus dem Bausatz versucht (F1 und F21), aber diese Spielchen halten sich materialbedingt ziemlich in Grenzen, da diese irgendwann brechen. Auch der Versuch, sie in kochendem Wasser aufzuweichen, hat nicht allzu viel gebracht. Eine noch "schärfere" Wärmequelle war mir etwas zu heikel.

Bei den Befestigungsteilen für die Schutzbleche hat man die Wahl zwischen zwei Ausfertigungen: F1 (geschlossen) und F7 (offen, so ähnlich wie ein Geo-Dreieck). Die in der Bauanleitung vorgeschlagenen Kombination - je zwei offene vorne und je drei geschlossen hinten - ist z.B. korrekt für Besposchadni. Es können aber auch nur Offene oder eine andere Kombination verbaut werden, hier sollte man sich an einem Vorbild-Foto orientieren. Beim Tschap, den ich bauen wollte, gab es eine Besonderheit. Dieser hatte nur Offene, dafür aber eine Variante davon, die im Bausatz nicht vorhanden ist. Diese weisen Verstärkungen auf, die ich mit dünnen Plastikstreifen nachgebildet habe:



Auf dem Bild sind sie noch etwas zu lang, daher habe ich so später zurechtgeschliffen. Soweit ich das auf dem Bild erkennen kann, waren nicht alle derartig verstärkt, sondern das Erste, Vierte und Fünfte. Nummer Zwei und Drei schauen für mich "normal" aus. Die gleiche Konfiguration habe ich auf der anderen Fahrzeugseite verwendet.




Bauabschnitt 11

Hier wird der Turm gebaut, dabei gibt es eine ganze Menge an Anmerkungen.

Als Erstes sollte man einen kleinen chirurgischen Eingriff unternehmen, bevor sich andere Anbauteile am Turm befinden. Die rückwärtigen Winkelspiegel befinden sich zu weit vorn am Turm. Das entspricht einer früheren Anordnung, die verworfen wurde, weil so ein toter Winkel entstand. Beim 1942er Modell sollte man daher die Löcher für die Spiegelabdeckungen zuspachteln und sie soweit nach hinten versetzen, dass die Abdeckungen den Rand der Turmdecke (nicht des Turms!) berühren. Die Winkelspiegel selber, die Teil der Turmdecke sind, gilt es vorsichtig abzuschneiden und ebenfalls nach hinten zu versetzen. So sollte es aussehen:




Winkel und Abstand zwischen den Abdeckungen sollten dabei gleich bleiben.

Dann kann man sich für eins von zwei möglichen Periskope für den Richtschützen entscheiden: Entweder genauso ausgeführt wie das Periskop des Kommandanten (F18 + A20), oder aber die kastenförmige Variante (F17 + F20), die auch bei Besposchadni verbaut wurde. Das Foto vom Tschap ist dagegen nicht zu sehen, ich habe mich willkürlich für erstere Variante entschieden. Zu beachten sind hier zwei Dinge: Die jeweiligen Sockel (F17 oder F18) sollte man so verbauen, dass kein Übergang zum Turmdach zu sehen ist - nicht ganz einfach. Das kastenförmige Periskop muss unbedingt nach vorne zeigen, denn die Abdeckung selber war nicht beweglich, sondern nur die Optik darunter (zu einem gewissen Grad).

Die U-förmigen Teile (D3), die später den Turm in der Wanne verankern, sind ziemlich fragil. Man sollte sie daher innen, auf der Seite Richtung Turm-Mitte, etwas verstärken, sonst brechen sie leicht ab.

Die seitlichen Haltegriffe (D15) kann man, wenn man will, durch Draht ersetzen, muss aber nicht sein. Ebenfalls nicht notwendig ist das Ersetzen der 76,2mm SIS-5-Kanone, den das im Bausatz (F19) ist einteilig und es muss lediglich ein leichter Grat entfernt werden. Ich habe es dennoch ersetzt: Aber 35L49.

Also Option wird auch der Turm eines KW-8-Flammpanzers angeboten, aber dafür fehlen dem Bausatz einige Teile, so dass man speziell einen der drei verschiedenen KW-8-Bausatz kaufen sollte, die Trumpeter später herausgebracht hat, sollte man diese Abart bauen wollen.

Nun zur Oberflächenstruktur des Turms. Der Bausatz ist ein Kind seiner Zeit (2005), damals waren die allermeisten Bausätze, was Panzerplatten und Gussteile angeht, glatt wie ein Baby-Popo. Wem das nicht gefällt (mir zum Beispiel), der sollte etwas Musik reinbringen. Sowjetische Panzer waren hier sehr, sagen wir mal, interessant. Schließlich wollte man keinen Schönheitspreis gewinnen, sondern Stückzahlen raushauen. So kann man man auf Originalfotos recht grobe Strukturen erkennen, vor allem auf Gussteilen. Aber auch gewalzter Stahl war alles Andere als glatt, im Gegenteil, und teilweise mit tiefen Riefen versehen. Normalerweise schaue ich mir gerne etwas von Nightshift auf Youtube ab, aber zum Thema Sowjetische Panzer hat er bis dato in dieser Hinsicht noch nichts veröffentlicht.

Also habe ich selber ein wenig rumprobiert. Zunächst habe ich mit dem Dremel (eigentlich ein Proxxon) ein paar böse Furchen erzeugt:



Dann habe ich mit verdünnter Spachtelmasse eine Oberflächenstruktur erzeugt und diese wieder einigermaßen glattgeschliffen:



Mit dem Ergebnis bin ich einigermaßen zufrieden, so grob sahen die geschweißtem Türme wirklich aus, trotz Walzstahl. Ebenfalls zu sehen auf dem Bild: Mein Versuch, Gussstahl auf Rohrwiegenpanzerung und Kanonenblende darzustellen. Das geht für mich gerade noch, inzwischen würde ich es ein wenig anders machen. Einerseits etwas glatter, dafür aber mit extrem groben Furchen.

Die Turmausstiegsluke (D19) weißt in der Mitte eine Vierkant-Vertiefung auf, die entfernt bzw. aufgefüllt werden sollte. Die anderen Luken des Panzers konnte man von außen öffnen, diese Luke jedoch nicht. Auch hier habe ich das Heck-MG (D2) noch nicht verbaut, aus Angst vor Beschädigung.

Viele Grüße
Christoph

der55er

Hallo,
das ist doch mal ein toller Baubericht.
Da möchte ich mich gleich als Mitleser outen. Schön, wie Du hier mit den Tücken des Bausatzes kämpfst.
Das was dabei rauskommt, kann sich mehr als sehen lassen.
Die Segmentketten des Bausatzes hätte ich allerdings schon auf Grund der riesigen Auswerfermarken gleich beiseite gelegt.
Also hier auch die richtige Entscheidung zur Metallkette, auch wenn sie arbeitsintensiv ist.
Weiter so.
:7:
Beste Grüße, Jörg
Beste Grüße, Jörg,
aus Ostthüringen

Steffen23

Was ein HAMMER-Baubericht!!!

Spannend, lehrreich und unterhaltsam,.... sehr schön zu lesen!!!

:5:
Steffen :1:
Man kann alles sagen - freundlich und mit Respekt .
Derzeit im Bau: P-39Q

richtfunker

Vielen, vielen Dank Jörg und Steffen, das macht mir auf jeden Fall Mut für den Rest des Bauberichts!

Zum Teil hatte ich arg mit den Fachbegriffen zu kämpfen, weil ich mich ja größtenteils mit englischsprachiger Literatur "schlau" gemacht habe. Ein paar Beispiele: Wie heißen auf deutsch inspection port, trunnion cheeks oder mud scraper? Ich hoffe, man versteht trotzdem einigermaßen, was ich meine.

Zur Kette: Metall ja, aber das Trauerspiel mit den Resin-Pins möchte ich mir kein zweites Mal antun. Ich traue es mich gar nicht sagen, aber für 10 Kettenglieder habe ich Anfang 40, zum Schluss 20 Minuten gebraucht. Die zweite Kette habe ich innerhalb von einer Woche durchgezogen, nach dem Motto: Jeden Tag ein bisschen was. Ich habe noch einen Satz von Master Club für den Panzer II D1 (Bronco) auf Lager, ich hoffe der ist ein wenig leichter zu verarbeiten. Also eher Friul ATL-51, ich probiere den Satz auf jeden Fall mal aus, wenn ich eines Tages den KW-8 baue.

:5: zurück
Christoph
Viele Grüße
Christoph

lappes

Soso....das verstehst Du also zwischen Abwechslung vom Sd.Kfz. 7. Bist wohl vom Regen in die Jauche gekommen. Nee...alle Achtung. Super bisher. Asche auf mein Haupt...aber soviel recherchiere ich nicht. Was nicht heißen soll, dass ich das nicht bewundere. Sehr viel Detailliebe und toll umgesetzt. Meinen höchsten Respekt.
Liebe Grüße
Frank (lappes)
zur Zeit im Bau:

richtfunker

Vielen Dank lappes, so viel Recherche betreibe ich normalerweise auch nicht. In dem Fall hat mich das Thema wirklich fasziniert, und Neil Stokes, ich kann ihn nicht oft genug erwähnen, hat wirklich ein herausragendes Buch geschrieben. Den Aufbau finde ich optimal: Zuerst werden die einzelnen Komponenten vorgestellt und wie sie sich im Laufe der Entwicklung verändert haben. Darauf aufbauend werden die verschiedenen Ausführungen des Panzers von 1940 bis 1943 vorgestellt, wobei man dabei immer wieder zu den Einzelkomponenten zurückblättern kann. Es ist also sowohl interessant zu lesen als auch hervorragend als Nachschlagewerk zu gebrauchen. Die Risszeichnungen in 1:35 runden die Sache für uns Modellbauer ab.

Damit nicht genug, man bekommt auch noch auf seiner Webseite alles noch einmal mundgerecht präsentiert, in der Form von "Kochrezepten" für die gängigen Bausätze. Im vorliegenden Fall:

KV-1 Model 1942 w/ Simplified Welded Turret (February to April 1942)

Viel von meinem Baubericht stammen fast 1:1 aus dieser Anleitung. Schade nur, dass die Bausätze von Bronco noch nicht dort besprochen werden. Bin auch gespannt, ob er wie angekündigt auch mal ein ähnliches Buch über den Nachfolger bei den sowjetischen schweren Panzern, den Iosif Stalin und seine Abarten, herausbringt.

Zurück zum Baubericht: wird sind fast durch, was den Bau an sich betrifft! Allerdings lauern noch eine paar Tücken.




Bauabschnitt 11

Die vorderen Kettenschutzblech-Befestigungen (F10) sind von der Passgenauigkeit nicht überragend, aber OK. Ein bisschen Spachtelmasse um die rechteckigen Öffnungen in der vorderen Wanne ist leider nötig.

Die Zusatzpanzerungen, die den Turmdrehkranz von der Seiten schützen (F29 + F30) wären nicht weiter erwähnenswert, wenn der Tschap hier nicht wieder aus der Reihe tanzen würde. In der Regel sind die Zusatzpanzerungen wie die Teile im Bausatz: Relativ breit, mit rechteckigen Aussparungen für die Kettenschutzblech-Befestigungen. Auf dem Foto (ganz oben im Baubericht) kann man jedoch deutlich erkennen, dass die Panzerplatten deutlich schmäler waren und so auf die Aussparungen verzichten konnten. Das war eine simple Anpassung: Einfach so lange abschleifen, bis es von den Proportionen her passt. Einen schmalen Rest bei den Aussparungen habe ich mit Spachtelmasse aufgefüllt.

Der verstellbare Haken für das rechte Abschleppseil fehlt, denn das Winkelblech für dessen Befestigung wurde anscheinend abgerissen. Übrig geblieben ist nur ein kleiner rechteckiger Teil davon, den habe ich mit einem flachen Stückchen Plastik nachgebildet.

Bei der linken Zusatzpanzerung habe ich den Haken für das Abschleppseil dran gelassen. Wie alles hier im Baubericht ist das, was die linke Fahrzeug-Seite betrifft, reine Spekulation.

Die je zwei Ersatzkettenglieder hinten auf den Schutzblechen habe ich gemäß Foto jeweils um ein geteiltes Kettenglied erweitert, so dass sie nun leicht über die Schutzbleche hinausragen. Eine kleine Korrektur ist an den Ersatzkettenglieder nötig: Trumpeter hat ihnen jeweils 4 Befestigungen spendiert, es sollten aber nur 3 sein. Dasjenige, das sich vorne und außen befindet, sollte entfernt werden. Auch musste ich die äußeren Kettenglieder soweit zurecht schnitzen, bis das zusätzliche Metall-Kettenglied aus dem Master-Club-Set dazu passte.

Zuguterletzt kommen wir zur Werkzeugkiste, die auf Position 7 kommt. Kurze Erklärung: Durch die rechteckigen Befestigungen sind die Kettenschutzbleche in 10 ungefähr gleich große Segmente unterteilt, die man in der Literatur zur leichteren Kommunikation systematisch durchnummeriert hat. Links ist vorne:


(Quelle: Neil Stokes, Terminology)

Das ist vielleicht die größte Schwäche des Bausatzes, allerdings nicht allzu dramatisch zu beheben. Die Werkzeugkiste wird durch 2 runde Zapfen auf dem Kettenschutzblech positioniert, und diese Zapfen habe eine kleine "Stufe" eingebaut. So schwebt die Kiste scheinbar ca. 1mm über dem Schutzblech. Da ist Magie am Werk! Was Trumpeter an der Stelle einfach weggelassen hat, sind sowohl die beiden Sockel für die Kiste als auch die Befestigungsgurte. Die Kiste sollte dann annähernd (aber nicht ganz) so hoch sein wie die Panzerwanne. Die Sockel habe ich aus Evergreen-Profilen, die Befestigungsgurte mit schmalen Streifen aus Isolierband nachgebildet. So hat Isolierband doch einen Zweck auf der Welt! Als i-Tüpfelchen winzige Schlaufen aus Kupferdraht:




Auf dem ersten Bild sind die vorderen Teile der Sockel horizontal noch etwas zu lang.




Bauabschnitt 13

Hier geht es um die Abschleppseile, die dem Bausatz als verdrillter Kupferdraht beiliegen. Ich finde das Medium klasse: Zuerst ausglühen, damit es seine Elastizität verliert und man es leichter in die gewünschte Form bringen kann. Dann mit einer Grundierung versehen, damit Farbe darauf hält. Ich verwende dafür Mr. Metal Primer.




Bauabschnitte 14 bis 16

Wir sind durch! In Abschnitt 14 wird nur gezeigt, wie die beiden Baugruppen - Wanne und Turm - miteinander verheiratet werden und wie die Abschlepp-Seile und -Ringe befestigt werden, alles ohne Klebstoff. Von den Abschleppseilen habe ich, wie oben schon erwähnt, nur das linke verwendet. Bei dem Befestigungshaken hat man zwei Möglichkeiten: Oben rum oder unten rum. Soll heißen: Im Feld wurden die Befestigungshaken entweder auf die jeweilige Kettenschutzblech-Befestigung gelegt (zwischen Position 3 und 5 bzw. 4 und 6), oder aber, um die Abschleppseile besser zu fixieren, durch die dreieckigen Öffnungen hindurch - sofern vorhanden, versteht sich. Ich habe mich für Variante 2 entschieden, allerdings habe ich die Seile erst nach der Bemalung befestigt.

Abschnitt 15 zeigt nur den fertigen Panzer, und Abschnitt 16 zeigt alle optionalen Teile auf. Wenn man diesen letzten Abschnitt erst jetzt konsultiert, hat man etwas falsch gemacht!

Generell kann man sagen, dass man sich nicht stur an die vorgegebene Bauabschnitt-Reihenfolge halten muss. Ich springe ganz gern hin und her, wenn es mir sinnvoll erscheint. Beim nächsten Mal würde ich die Reihenfolge wieder umschmeißen, um mir die Sache noch etwas einfacher zu machen.

Was dem Bausatz fehlt ist eine Antenne, es gibt lediglich den Sockel dafür. Auf den allermeisten Fotos, die ich kenne, fehlt komischerweise die Antenne, obwohl die Ausstattung mit Funkgeräten doch nicht so schlecht war. Vielleicht am Anfang von Barbarossa, aber 1942 sollten doch mindestens die Hälfte damit ausgestattet sein. Ein Foto habe ich immerhin gefunden, auf dem sie recht schön zu sehen ist. Im Buch von Neil Stokes wird beschrieben, dass zunächst 2-Meter-Antennen, ab 1942 dann 4-Meter-Antennen verwendet wurden. Vier Meter? Das wäre ziemlich lang, fast doppelt so hoch wie der Panzer selbst! Habe ich bisher noch nie auf einem Foto gesehen. Ich habe die Abstände auf dem Foto vermessen und per Dreisatz kommen tatsächlich fast genau 2 Meter heraus.

Die Antennen hatten knapp über dem Sockel eine Feder, so dass die Antenne etwas Bewegungsfreiheit hat und beim Drehen des Turms nicht abbricht. Ich habe lange überlegt, aus welchem Material ich die Antenne herstellen könnte. Der Klassiker, gezogener Gießast, ist immer etwas heikel, da in meinem Fall von vornherein schon zum Abbrechen verurteilt. Dann habe ich mir meine Akustik-Gitarre angeschaut und gedacht: "Da gehören mal ganz andere Saiten aufgezogen!" Gesagt, getan, denn oberhalb der Mechaniken bleibt immer ein Stück übrig, das man abzwicken kann. Und so ist die Antenne inklusive Feder aus einer D-Saite entstanden:



Den Antennensockel habe ich mit dem 0,5mm-Bohrer aufgebohrt und die Antenne erst einmal beiseite gelegt.

Bevor es mit der Bemalung weitergeht, empfehle ich noch folgende Ergänzungen zu machen: Schweißnähte und Scheidbrenner-Spuren. Dem Modell fehlen fast sämtliche Schweißnähte, dabei hatte das Original eine ganze Menge davon zu bieten, vor allem an der Wannenfront. Hier habe ich mal die Methode mit Zweikomponenten-Modelliermasse (Magic Sculp) und einer ollen, zurechtgefeilten Schreibfeder verwendet. Zuerst bildet man mit dem Graviermesser eine flache Rille, damit die Schweißnaht später eine Führung hat. In Ecken ist das nicht unbedingt notwendig. Dann knetet man die zwei Komponenten der Modelliermmasse zusammen und rollt sie zu einer feinen "Nudel" aus. Dabei sollte die Unterlage nass sein, sonst klebt die Masse fest und reißt. Dann die "Nudel" anbringen, vorsichtig andrücken, z.B. mit einem Zahnstocher und zurechtschneiden. Solange die Masse noch weich ist, die Schweißnaht-Struktur mit einem geeigneten Werkzeug einarbeiten. Was man dafür verwendet, ist reine Geschmackssache, die Schweißnaht sollte danach nur halbkreisförmige Vertiefungen haben.

Für mich verlief dieser erste Versuch nicht optimal, da muss ich noch eine Menge üben. Danach bin ich auf meine bisher verwendete Methode ausgewichen: Die Spachtelmasse aus der Tube von Vallejo mit der Dosierspitze aufgetragen und dann strukturiert. Geht auch, ist aber bei weitem nicht so schön wie erstgenannte Methode, wenn man sie denn drauf hat.

Was man auch ergänzen sollte, denn das erhöht den Realismus des Modells ungemein und ist relativ unaufwendig: Die Stahlplatten der sowjetischen Panzer waren zum Teil recht grob mit einem Schneidbrenner ausgeschnitten. So sollte man die Stirnseiten der Panzerplatten folgendermaßen bearbeiten: Zunächst mit dünnflüssigem Plastikkleber bestreichen. Warten, bis das Plastik weich ist und dann mit einer spitzen Klinge so bearbeiten, dass es nach Scheidbrenner ausschaut. Das kann gern ungleichmäßig sowohl in der Tiefe also auch in der Richtung erfolgen. Nach dem Trocknen kann man Rückstände, die eventuell abstehen, wegfeilen.



Bei den Turmseiten hat Trumpeter das schon "ab Werk" getan, man darf den Effekt aber getrost noch verstärken.




Bemalung

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Modell nicht vor dem Lackieren wasche. Sollte man vielleicht grundsätzlich machen, um später ungewollte Abplatzer zu vermeiden. Ich gelobe Besserung!

Grundiert habe zunächst mit Mr. Surfacer 1200 aus der Sprühdose. Riecht ziemlich übel, aber danach kann man gut erkennen, ob man sauber geklebt und verspachtelt hat.

Mit Vallejo 4BO Green Primer habe dann in mehreren Schichten die Farbe aufgetragen. Wie beim Panzergrau bin ich auch hier mit dem Farbton zufrieden. Sieht für mich russisch Grün genug aus. Ich habe lediglich von oben eine etwas aufgehellte und verdünnte Schicht aufgetragen, um ein bisschen Kontrast - Neusprech: Modulation - in die Sache zu bringen.

Dann ein bisschen Pin-Washing mit Dark Wash von MiG und ein wenig Trockenmalen mit grüner Ölfarbe - keine Sorge, der "Laubfrosch"-Effekt verschwindet später wieder:





Da einfarbige Lackierungen gerne etwas langweilig ausschauen - ich persönlich bin kein allzu großer Freund von der Schwarz-Weiß-Methode - habe ich etwas Ölfarbe mit einem mit geruchlosem Terpentin befeuchteten Flachpinsel eingearbeitet:





Dann kam das nächste Kopfzerbrechen: Die Turm-Aufschrift. Welche Farbe und wie auftragen? Die Aufschrift selber, "Чап" (Tschap ausgesprochen), ist etwas rätselfhaft, steht aber wohl für Tschapajew, einem helden aus der russischen Revolution. War vielleicht sein Spitzname: "Hey Tschap, alte Socke, wie geht's denn so?"

Normalerweise sind Aufschriften auf grünem Untergrund immer weiß oder gelb, was in dem Fall ganz offensichtlich nicht zutrifft. Ab und zu anzutreffen ist auch Rostrot, also habe ich es zuerst mit dieser Farbe probiert. Eigentlich wollte ich es schon freihand probieren, aber ein netter Modellbaukollege aus Wien (der weiter oben genannte mannmitbrille bei Scalemates) hat mir davon abgeraten, und mich auf ein YouTube-Video von Adam Wilder verwiesen, wie man Lackierschablonen anfertigt. Den Luxus eines Farbprofils, das ich nur abzupausen hatte, hatte ich nicht, also habe ich das Foto vermessen und es in eine ungefähre Skizze auf Papier im Maßstab 1:35 angefertigt. Die Schrift habe ich mit einer frischen Klinge ausgeschnitten und auf der Turmseite platziert, mit viel Maskierband außenrum. Hier das Ergebnis, in Farbe und in Schwarzweiß:




Also: Viel zu hell im Verglich zum 4BO Grün. Da zeigt sich wieder die alte Weisheit, was die Wehrmachts-Dreifarb-Tarnung ab 1943 angeht: "Auf Schwarzweiß-Bildern ist Olivgrün immer dunkler also Rotbraun". Denkbar wäre theoretisch auch Dunkelblau, aber ich weiß nicht recht. Letztlich habe ich mir für... Panzergrau entschieden! Hier das vorläufige Endergebnis:




Bittet haltet euren Spott in Grenzen, ich habe hier wirklich keine Ahnung, ob es Inschriften in dieser Farbe gab oder nicht.

Weiter ging es mit der Verschmutzung. Zuerst war die Kette dran, und die ist mir viel zu bunt geraten:



Ich musste das später massiv entschärfen, denn es passte überhaupt nicht zum Rest vom Fahrzeug, nachdem ich damit fertig war. Ich trage zuerst reichlich verdünntes Pigment auf:



Und nehme das meiste davon wieder weg, bis ich einigermaßen zufrieden bin:



Die Laufrollen habe ich auf den Laufflächen, wo Stahl auf Stahl aneinanderrieb, mit Wachs-basierter Metall-Paste (AK Interactive "True Metal") behandelt. In dem Fall war das "Gun Metal", da "Steel" mir zu hell war. Dünn aufgetragen und nach dem Trocknen mit einem Tuch poliert:



Die diversen Einfüllstutzen habe ich mit "Fuel Stains" und "Fresh Engine Oil" versehen. Von oben links beginnend, dann weiter im Uhrzeigersinn sind das: Diesel, Diesel, Kühlwasser, Motorenöl, Diesel.



Das Stahlseil habe ich so bemalt: Panzergraue Grundierung, dann "True Metal - Steel" und dann dunkelbraunes Rost-Pigment. Die MGs schwarz grundiert und mit "Gun Metal" trockengemalt.

Die Bilder vom fertigen Modell stelle ich später in die Galerie.

Ich hoffe, ihr hattet Freude mit diesem Baubericht!

Viele liebe Grüße
Christoph
Viele Grüße
Christoph

lappes

Klasse gemacht.....hast Du schon Fotos in der Galerie?
Liebe Grüße
Frank (lappes)
zur Zeit im Bau:

richtfunker

Viele Grüße
Christoph

lappes

Danke für den Link. Habe ich bereits kommentiert. Ein toller und ausführlicher Bericht. Meinen Glückwunsch.
LG
Frank
Liebe Grüße
Frank (lappes)
zur Zeit im Bau:

Steffen23

Oh Mann, das ist ja ein RIESEN Baubericht,
toll dargestellt und erklärt, klasse Bilder dazu: Spitze!!!  :gut:

Wenn man das fertige Fahrzeug so sieht ahnt man gar nicht wieviel Arbeit, Recherche und Hirnschmalz da drin steckt.

Mir gefällt neben der Detailtreue vor allem die Oberflächenstruktur sehr gut, die durch das Staubpigment sehr gut rüber kommt.
Der Effekt ist genial!!!

Vielen Dank für diesen schönen Baubericht, SEHR unterhaltsame Lektüre, "Tschap, Du alte Socke....." :lol:

:5:
Steffen
Man kann alles sagen - freundlich und mit Respekt .
Derzeit im Bau: P-39Q

lappes

Also...ich finde es schade, dass Du nur so wenig Feedback erhältst. Der Bericht hat mehr Feedback und viel mehr Besuche verdient. Erstklassig, was Du hier ablieferst. Allererste Sahne. Meinen Glückwunsch.
Frank
Liebe Grüße
Frank (lappes)
zur Zeit im Bau:

LowBudget

Hey,
der Baubericht ist wirklich ein wenig untergegangen.
Tolle Liebe zum Detail mit den ganzen Verbesserungen. Die Schweißnähte sehen klasse aus!  :7:
Wann kommt das fertige Model denn in die Galerie?

Beste Grüße
Stephan