ZVEZDA 3691 "SU-122 Soviet Tank Destroyer" 1:35

Begonnen von Steffen.B., 23. August 2020, 23:16

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Steffen.B.

Anbieter :
ZVEZDA

Bausatz :
3691 "SU-122 Soviet Tank Destroyer"

Maßstab :
1:35

Erschienen :
2020

Verfügbarkeit :
aktuell im Handel, Preise derzeit je nach Anbieter bei 20-25 €

Bespechung :

Der Bausatz kommt in einem Schuber mit ansprechendem Deckelbild.


Öffnet man den Schuber, dann zieht man den eigentlichen recht stabilen Karton heraus.


Und dieser Anblick erwartet den Modellbauer beim ersten Öffnen.


Es liegt zwar zu unterst, aber fangen wir mit dem "Papierkram" an.

Der obligatorische Beipackzettel.


Den Bauplan hat ZVEZDA gut verständlich aufgebaut.


Das Blatt mit den Lackiervorschlägen auf Vorder- und Rückseite.
Damit habe ich so meine Probleme. Die Markierungen sprechen von März/April 1943. Mit dem Bausatz läßt sich aber nur ein Baulos ab Mai 1943 bauen. Das passt zeitlich nicht zusammen.




Im Falzbeutel sind ein klarer Spritzling, Gittermaterial, ein grau eingefärbter Faden für das Abschleppseil und der Nassschiebebogen.








Gut, dann packen wir mal den ersten der beiden gut gefüllten Beutel aus und fangen mit den Spritzlingen C und G an.
Spritzling C liegt 2x bei, der Spritzling G ist 3x im Karton. Auf jedem Spritzling sind 2 Laufrollen, welche sich nur im Gummiprofil unterscheiden. Insgesamt also genau 10 Laufrollen beider Varianten. Man kann leider nur ein Misch-Laufwerk bauen. Ein Knackpunkt, denn das lässt sich beim Original nur bei den allerersten Exemplaren beobachten.



Hier haben wir den C Spritzling mit den frühen Gummi-sparenden Bandagen


Im Vergleich dazu der G Spritzling mit den etwas späteren Gummi-sparenden Bandagen. Nur noch Löcher, nun ohne die Einschnitte.


Die Felgen sind gut gelungen. Leider kann man das von den Gummibandagen nicht behaupten. Die Löcher und Einschnitte sind viel zu schwach ausgeprägt. Mitbewerber wie ACADEMY, DRAGON oder ICM haben das viel besser dargestellt.
Bei den früheren Laufrädern kann man kaum etwas machen. Bei den späteren sollte man zumindest bei den äußeren Laufrollen die Löcher der Gummibandagen etwas tiefer bohren.


Auf allen Laufrollen finden sich seltsame Muster im Plastik. Es sind aber lediglich farbliche Unterschiede im Material und nicht erhaben. Nach dem Lackieren ist davon also nichts mehr zu sehen.


Was der Bauplan dazu sagt ...




Spritzling A mit der Oberwanne und der Bodenplatte.


Überraschend ; eine Walzstahl-Struktur.


Die Sichtkuppel des Kommandanten mit dem vierten nach hinten weisenden Sichtblock, so wie ab Ende Mai 1943 verbaut.


Das Motordeck mit geschlossenen Lüftungs-Lamellen. Nicht schlimm. Zum Einen sieht man am fertigen Modell unter dem Gitter davon 'eh nicht viel und zum Anderen konnten sie zum Warmlaufen des Motors oder bei eisiger Witterung geschlossen werden.




Spritzling H


An den Zusatz-Tanks sind die Seiten konkav nach innen gewölbt (ist schlecht zu fotografieren). Am Original war das nicht der Fall, hier waren sie schlicht flach.


Bei meinem Bausatz sind an der Halbluke des Fahrers zwei kleine Sinkstellen. Nichts Dramatisches, man kommt gut heran und kann spachteln. Zudem ist es ratsam, eine feine Stahlguss-Oberfläche nachzubilden.
Diese streifenförmigen Strukturen am unteren Ende der Halbluke sollen wohl die Frässpuren darstellen, wo die Luke vom Anguss getrennt wurde.


Die obere Heckplatte. Um die runde Wartungs-Luke sind ungleichmäßig vier Pins angeordnet. Diese dienen zum Anbringen eines Ofens, mit welchem der Motor vorgewärmt werden kann (dazu nachfolgend mehr). Jedoch habe ich kein Foto einer SU-122 mit diesem Ofen finden können. Daher würde ich das Ding weg lassen und die Pins entfernen.
Alle anderen Merkmale sind hier korrekt.


Der graue Kasten, der da ans Heck gebaut werden soll, das ist der Ofen. Bislang kenne ich nur einige wenige Originalfotos von T-34/85 mit diesen Dingern, zeitlich ab Winter 1944/45.


Der Rohrmantel - nix zu meckern.


Erstaunlich feine Bauteile wie diese Öse. Bei ZVEZDA sind die Zeiten plumber Bausätze längst vorbei. Man kann, wenn man will.


Zumindest bei meinem Bausatz sind die Haltegriffe für aufgesessene Infanterie etwas verbogen. Absicht von ZVEZDA ? Unter Einsatz-Bedingungen konnten diese Stangen durchaus verbiegen.




Spritzling B


Sehr schöne Triebräder. Leider sind die Nabendeckel angegossen. Detailfanatiker werden daher hier den dezenten Überstand des Nabendeckels über das Achslager vermissen.



Noch eine obere Heckplatte - fast identisch zu der auf Spritzling H, lediglich die Pins für den Ofen sind weiter unten positioniert. Laut Bauplan ist diese hier NICHT zu verwenden.


Das beiliegende gewobene Gitter wird zwischen der Heckabdeckung (Bauteil B25) und einem innen liegenden Rahmen (Bauteil B18) angebracht. Eine praktikable Lösung. Und nach verschiedenen Bauberichten und Youtube-Videos anderer der neuen ZVEZDA T-34 und SU Bausätze gar nicht mal übel.








Spritzling F


Ein Detail, welches ich so bei noch keinem Bausatz der anderen Bausatz-Anbieter gesehen habe ; Öffnungen bzw. Schrauben zum Öl- ablassen und nachfüllen an den Seitenvorgelegen. Super !
Nachbessern sollte man hier nur eine Stahlguss-Struktur - das Bausatzteil ist viel zu glatt.


Der Bauplan zeigt es zwar richtig, aber man sollte aufpassen mit den Auspuff-Panzerungen. Die Bauteile F8 sind die richtigen :


Und die Bauteile F17 bleiben für die SU-122 am Spitzling :


Schön sind auch die Spannrollen.



Gelegentlich wurden die Federn der neuen ZVEZDA Bausätze kritisiert. Aber man sieht hinter den Laufrädern gar nichts davon. Und sollte man doch ein Modell ohne Laufrad bauen wollen, genügt dieser Anblick vollauf.


Die längs oben auf dem Auspuffrohr verlaufende Naht soll vermutlich die Schweißnaht darstellen. Schön, dass man daran gedacht hat, aber sehr überzeugend ist es nicht. Ich empfehle nachzuarbeiten. Der (im Bild rechts) umlaufende Ring dient lediglich als Abstandshalter zum einkleben.


Wieder ein Beispiel für die Feindetaillierung zu der ZVEZDA in der Lage ist - die Riemen um die Eisgreifer. Sehr schön, da braucht man sich nicht mit Ätzteilen quälen.




Die beiden Spritzlinge D ergeben zusammen geklebt eine Montage-Hilfe für die Ketten.


Nach Bauplan so zu verwenden.


In einem Baubericht zur ZVEZDA SU-100 las ich, dass man hier Vorsicht walten lassen soll. Denn die Montage-Hilfe ist kürzer als das Laufwerk. Also aufgepasst, sonst passt am Ende die Kette nicht.


Die Segmentglieder-Ketten sehen gut aus. Fein detailliert und durchaus verwendbar.
Es sind Auswurfmarken auf der Innenseite vorhanden, jedoch erhaben und somit leicht zu verschleifen.










Fazit:

Ein typischer ZVEZDA Bausatz mit viel Licht und etwas Schatten. Mit Kritik ist man leicht bei der Sache. Aber auch die viel gelobten Mitbewerber aus dem fernen Asien haben nicht selten deftige Macken. Welche nur mit extra Zubehör oder/und viel Eigenarbeit zu beheben sind. Und das bei den Bausatz-Preisen ... .
Hier haben wir einen neuen Bausatz aus Osteuropa und er weiß mich zu begeistern. Der Preis ist eine Kampfansage. Und man bekommt viel für sein Geld. Das Preis-Leistung-Verhältnis ist einfach nur super. Da verzeiht man gern kleine Fehler im Detail. Von mir definitiv eine Empfehlung.

Wer einfach nur Spaß am Bauen haben möchte ; kein Problem. Direkt aus dem Karton bekommt man ein schönes Modell.
Möchte man es hingegen genau wissen ; mit einem Set Räder und einem Ätzgitter fürs Heck ist schon viel gewonnen. Angesichts des sehr guten Preises, fällt hier auch die Entscheidung leichter.



Kurzhistorie Original:

Im Dezember 1942 wurde beschlossen ; das Werk UZTM soll den neuen Jagdpanzer SU-35 bauen. Es gab noch keinen Prototypen und demnach auch keine Tests desselben, Ja noch nicht einmal die Projektierung war  abgeschlossen - es gab bislang nur Blaupausen !
Darauf hin begann man bei UZTM zu rotieren. Noch während die Blaupausen bearbeitet und verbessert wurden, wurde der Bau der ersten Exemplare begonnen. Ende Dezember 1942 waren die ersten Exemplare beinahe fertig. Beinahe, denn es gab beispielsweise noch keine Blaupausen für die Munitionshalterungen. Dennoch wurde beschlossen die Fahrzeuge in diesem Zustand abzunehmen.

Durch die überstürzte Produktion gab es zudem einige Unterschiede zwischen Blaupausen und den gebauten Fahrzeugen, so war der Richtbereich geringer als projektiert, der Richtmechanismus war fast doppelt so schwer wie geplant und die Spalten zwischen Rohrmantel und Rohrschild waren viel zu breit (man musste 10mm dicke Stahlplatten einschweißen).
Mit den ersten 5 Fahrzeugen ging man Ende Dezember 1942 in die Fahrversuche und Schußtests.

UZTM schaffte es trotz der Eile und des Drucks tatsächlich das Soll von 25 Fahrzeugen im Dezember 1942 zu erfüllen. Sie wurden am 3. Januar 1943 bahnverladen und nach Moskau geschickt. Ein Auftrag über 300 weitere Fahrzeuge (100 pro Monat) zu einem Stückpreis von 200.000 Rubel war bereits erteilt. Jedoch war schon das Monats-Soll für Januar 1943 unmöglich zu erfüllen, es fehlte an wichtigen zugelieferten Komponenten. Gerade mal 32 von eigentlich 100 Jagdpanzern wurden im Januar 1943 gebaut, fertiggestellt wurden sie bis zum 10. Februar. Die Probleme wurden zum Einen durch mangelnde Zulieferungen, zum Anderen durch den gleichzeitigen Bau des T-34/76 verursacht.
Zeitgleich arbeitete man an den Blaupausen weiter, da sich einige Details als nicht tauglich für die Serienproduktion zeigten.

Die Probleme gingen weiter, weder im Februar noch im März konnte man die geforderte monatliche Stückzahl von 100 Exemplaren auch nur ansatzweise erfüllen.
Zwischenzeitlich hatte sich erwiesen, dass die interne Marschzurrung zu schwach war. Ab Mitte März 1943 wurde eine neue verstärkte verbaut. Auch die Rohrblende erfuhr Veränderungen ; Ende März 1943 wurde als Zugang zur neuen Marschzurrung in den Panzerschild oben ein rundes Loch gebohrt, welches mit einer runden Platte verschlossen wurde. Vorn an den Rohrmantel wurden oberhalb und unterhalb des Rohres kleine Stahlplatten geschweißt, welche als Gegengewicht zum Verschluss dienten.

Am 3. April 1943 wurde die Projektbezeichnung SU-35 geändert, das Fahrzeug hieß seitdem nun offiziell SU-122. Und da weitere Erfahrungen den Mangel an rückwärtiger Sicht des Kommandanten aufzeigten, wurde in der Sichtkuppel des Kommandanten nun ein vierter Sichtblock nach hinten ergänzt.

Die Panzerung hatte sich als unzureichend erwiesen, so wollte man bei UZTM die Dachpanzerung von 20mm auf 30mm erhöhen. Die Genehmigung dafür wurde erteilt, jedoch kurz darauf wieder zurück genommen, als man erfuhr, dass die 30mm Dachplatten aus weicherem Stahl bestanden, was inakzeptabel war. Dennoch wurden im Juni 1943 eine Hand voll Fahrzeuge mit 30mm Dachpanzer gebaut.

Im Mai 1943 wurde in die untere Bugplatte eine rechteckige Öffnung eingeführt, um Zugang zum Kettenspann-Mechanismus zu haben. Zudem entfiel ab Mai 1943 der Handgriff für aufgesessene Infanterie an der Heckplatte des Kampfraumes. Weiter wurde ab Ende Mai 1943 eine größere Sichtkuppel für den Kommandanten verbaut. Und ein Konstruktionsmangel am Rücklaufzylinder der 122mm Haubitze wurde behoben.
In dieser Konfiguration wurde die SU-122 ohne weitere Änderungen bis zum Produktionsende im August 1943 gebaut. Insgesamt rollten 640 Exemplare aus den Werkhallen von UZTM.


Als Panzerjäger hatte sich die SU-122 kaum bewährt. Sie litt Zeit ihrer Produktion unter Mangel an zugelieferten Teilen und schlechter Qualität. Immer wieder musst nachgebessert werden. Jedoch gibt es Berichte von Front-Offizieren, welche händeringend nach SU-122 suchten. Denn zum Bekämpfen von befestigten Feindstellungen eignete sie sich als mobile Selbstfahrlafette mit ihrer Haubitze unter vollem Panzerschutz hervorragend.

Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

citypower

#1
Vielen Dank für die Klasse Vorstellung. Die Su steht ja standartmäßig auf der Liste. Wie die anderen Zvezda Neuheiten auch.

Was ich toll finde, sind die Decals für die Äste. Mal was anderes.

:23:

eydumpfbacke

Gruß
Reinhart

Exercitatio potest omnia

der55er

Auch von mir ein  :5: für die umfangreiche und informative Vorstellung.
Ich selbst besitze die SU-85 von Zvezda und bin der Meinung, das man bei diesen Bausätzen zu guten Ergebnissen kommt, zumal man hierbei nicht gefühlte 1000 Teile (wie bei MiniArt :auge:) verbauen muss.
Kann Deine Empfehlung voll unterschreiben.

beste Grüße, Jörg
Beste Grüße, Jörg,
aus Ostthüringen